Martin Cruz-Smith: Die Spur des Bären (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 27. Juni 2021 11:04

Martin Cruz-Smith
Die Spur des Bären
(The Siberian Dilemma, 2019)
Übersetzung: Rainer Schmidt
C. Bertelsmann, 2021, Paperback, 268 Seiten, 16,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Gunther Barnewald
„Die Spur des Bären“ ist der neunte Roman von Martin Cruz-Smith mit seinem wunderbaren russischen Ermittler Arkadi Renko, vielen vielleicht aus der tollen Verfilmung des Erstlings „Gorki Park“ bekannt.
Die Abenteuer des nahezu unverwüstlichen und doch immer wieder schwer angeschlagenen Ermittlers sind auch dieses mal an Lakonie kaum zu übertreffen und wimmeln wieder von herrlich absurden Sätzen und Lebensweisheiten („Die Fahrgäste drängten sich aneinander, um ihm Platz zu machen, und bildeten eine Quarantänezone um ihn herum, für den Fall, dass sein Unglück ansteckend war“, heißt es zum Beispiel, nachdem Renko schwer verletzt wurde).
Diesmal ist Arkadis Freundin, die mutige Journalistin Tatjana, scheinbar in Sibirien verschollen, zumindest meldet sie sich nicht und kommt auch nicht mit dem angekündigten Zug der Transsibirischen Eisenbahn zurück. So macht sich Arkadi mutig selbst auf die Suche, zumal er auch gerade einen passenden Auftrag für eine Reise an den Baikalsee und nach Tschita erhält.
Dort lernt er zwei reiche Oligarchen kennen und trifft auf eine muntere Tatjana, die nur vergessen hat, ihn von ihren weiteren Recherchen zu informieren. Bei einem Besuch der verschneiten Taiga werden dann jedoch einer der Oligarchen und sein Begleiter ermordet, die dortige Hütte wird abgefackelt und eine Schneeraupe sabotiert, und plötzlich finden sich Arkadi, Tatjana und ein neuer, sehr treuer Begleiter Arkadis, der Burjate Rintschin Bolot, mitten in der gefährlich kalten Eiswüste wieder, umgeben von wilden Bären, die auf der Suche nach Nahrung sind und nicht alle durchgängig Winterschlaf halten. Und schneller als die drei denken ist der erste Angriff da...
Als würde dies noch nicht reichen, sieht sich Arkadi aber bald noch einem schlimmeren „Anschlag“ ausgesetzt, möchte man ihn doch per Erpressung zum Auftragsmörder machen.
Erneut bleibt dem armen Arkadi kaum ein Ungemach erspart und er stolpert sich mal wieder durch die Unmöglichkeiten des russischen Lebens, welche man nur mit ganz viel schwarzem Humor und mit noch mehr Lakonie ertragen kann (natürlich darf der Wodka nicht vergessen werden!).
Die Stärke von Cruz-Smith ist es nach wie vor, dass er absolut meisterhaft auch den russischen Alltag abbildet und immer so dezent streift, dass man doch einen guten Eindruck bekommt von der Lebenswirklichkeit unter Zar Putin in diesem riesigen Land.
Niemals vernachlässigt der Autor darüber aber die Handlung und den Spannungsgehalt in diesem erstaunlich dünnen aber vielleicht gerade deshalb wunderbaren Buch.
So ist auch der neunte Renko-Roman sehr gut gelungen, bietet neben humorvoller Unterhaltung auch geistige Anregung und Tiefgang, und glänzt vor allem mit einem unkaputtbaren Helden, den man einfach lieben muss.