Virus Omega 1: Die Vorherrschaft (Comic)

Virus Omega 1
Die Vorherrschaft
Text: Sylvain Runberg
Zeichnungen: Marcial Toledano
Übersetzung: Christian Langhagen
Cross Cult, 2021, Hardcover, 64 Seiten, 18,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Normalerweise ist es in der SF früher ja immer so gewesen: Wenn außerirdische Invasoren die Erde überfallen, hält die Menschheit mit einem Male zusammen, wenn man sich nach dem ersten Schrecken zusammengerauft hat. Inzwischen sieht es ganz anders aus, die meisten postapokalyptischen Geschichten zeigen heute ein ganz anderes Bild.


Im Jahr 2020 machen sich Eindringlinge aus dem All auf der Erde breit. Ein Virus, den sie mit sich, bringen löscht über die Hälfte der Menschheit aus, während sich der Rest mit den Aliens zu arrangieren versucht. Nur Wenige kämpfen noch gegen die Invasion, die ihre Zivilisation ausgelöscht hat, an. Doch sie gehen dabei auch nicht gerade zimperlich vor.

Die Meisten versuchen einfach irgendwie zu überleben und sich von den Aliens fern zu halten, um nicht noch mehr zu verlieren. Zu ihnen gehört auch ein Mann, der einsam durch die Lande zieht und Kunstschätze sammelt um den Verlust seiner Familie zu kompensieren. Aber auch er kann auch nicht immer vor sich und seiner Vergangenheit davon laufen.


Die beiden Künstler zeichnen ein interessantes Bild mit aktuellen Bezügen, wie man an den eingeschobenen Zeitungsausschnitten sieht. Und auch die Anspielungen auf den Virus sind bezeichnend, auch wenn noch nicht klar ist, ob zur Zeit der Entstehung bereits Corona eine Rolle spielte.

Der Untergang der Zivilisation ist eher ruhig in Szene gesetzt. Die Welt ist schon angeschlagen und die Menschheit dezimiert, aber ihre Städte und Dörfer sind auch nicht zerfallen oder von Bomben und anderem zerstört.

So können die, die wollen zumindest in kleinen Enklaven ein Leben aufbauen, das Normalität erlaubt und einen Hauch von Zufriedenheit und Glück. Dem entgegen stehen nicht einmal die Aliens sondern eher die Gruppen, die marodierend durch die Gegend ziehen und sich für die großen Befreier halten, für ihre Berufung aber auch Tribut fordern und bei der Einholung desselben über Leichen gehen.

Das alte Klischee bewahrheitet sich einmal mehr: Solche Extremsituationen holen oft die dunklen Seiten in den Menschen hervor; diejenigen, die auch schon vorher solche Tendenzen hatten, leben sie jetzt gnadenlos aus und kaschieren das auch noch mit Weltenretter- und Heilsbringer-Reden. Dabei sind sie für ihre Mitmenschen eher eine Nemesis, als die Aliens. Und das wird auf eine sehr interessante, weil erstaunlich ruhige Weise vermittelt. Gerade weil es auch noch Gegenbeispiele gibt, wirken die „Befreier“ umso krasser und brutaler, als die wahre Bedrohung. Und ihre Gewaltausbrüche wie ein Schlag ins Gesicht, der so gar nicht in das überraschend normale Szenario passen will. Gerade auch mit dem Twist am Ende, der den Leser mit einem bösen Cliffhanger zurücklässt.

„Virus Omega“ präsentiert schon im ersten Bandein altes Thema auf erfrischende und aktuelle Weise neu, so dass man gespannt ist, wie das jetzt weitergehen wird, weil sich der Mensch wieder einmal als das gefährlichere Monster erweist.