Tebori 1 (Comic)

Tebori 1
Text: José Manuel Robledo
Zeichnungen: Marceal Toledano
Übersetzung: Jano Rohleder
Cross Cult, 2021, Hardcover, 72 Seiten, 18,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Durch Mangas und Animes ist das Interesse an der japanischen Kultur stark gewachsen. So versuchen auch westliche Künstler inzwischen Aspekte davon einzufangen, die man sonst nicht in dem Maße findet - wie in „Tebori“ etwa die Bedeutung von Tattoos, die hierzulande eher Schmuck sind, im Land der Aufgehenden Sonne für einige jedoch mehr.


Yoshi wird als rebellischer Teenager von seinem Großvater in die Lehre zu einem hoch angesehenen Tätowierer gegeben, um damit neue Perspektiven zu lernen. Nach zehn Jahren hat der junge Mann das alles nicht nur verinnerlicht, sondern ist auch bereit, in die Fußstapfen seines Meisters zu treten, der ihm selbst die klassische Form beigebracht hat, in der man noch ohne elektrische Hilfsmittel auskommt.

Denn die besonderen Kunden des Ladens, vor allem die älteren unter ihnen, legen höchsten Wert auf die klassische Art und Weise, mit der die Hautbilder gestochen werden. Es sind die Yakuza, die damit einen Teil ihrer Persönlichkeit und ihrer Erfahrungen nach außen tragen; wie auch Takeshi, der die Darstellung einer außergewöhnlichen Kreatur auf seinem Rücken verlangt.


Besondere Umstände verlangen, dass Yoshi ungeplant in den Teil der Arbeit einsteigt, aus dem er eigentlich fern bleiben sollte, weil er dadurch unter Umständen wieder mit den Leuten in Berührung kommt, die ihn vor zehn Jahren fast auf die schiefe Bahn gezogen hätten. Aber es zeigt sich, dass der junge Mann das mittlerweile ganz gut hin kriegt, ohne selbst zum Yakuza zu werden.

Dafür bekommt er viele Einblicke in die Gedankenwelt der nach außen hin hart wirkenden Verbrecher, die unter einem ganz eigenen Ehrenkodex leben und auf der anderen Seite doch auch viele menschliche Schwächen zeigen. Unter seiner Nadel sind sie oft nicht besser als andere Kunden.

Yoshi lernt eine ganze Menge mehr, aber er kommt auch mit dem Übersinnlichen in Berührung, auch wenn es zunächst nicht danach aussieht. Denn auch eine geheimnisvolle rothaarige Frau tritt in sein Leben.

Die Geschichte wird ruhig und sehr detailliert erzählt, zusammen mit der Hauptfigur wird auch der Leser nach und nach immer tiefer in eine fremde Welt gezogen, in der das alte Japan mit all seinen Besonderheiten immer noch präsent ist und auch die Magie nicht zu kurz kommt. Der erste Band stellt auf jeden Fall schon einmal die Weichen ohne gleich alles zu verraten und macht so neugierig auf die Fortsetzung.

Dabei wird die Handlung sehr europäisch erzählt, es ist leicht ihr zu folgen und die einzelnen Hinweise zu entdecken. Geheimnisvoll bleibt es immer noch, wenn auch nicht ganz so kryptisch wie man es von fernöstlichen Geschichten sonst gewohnt ist. Und auch das Artwork trägt sein Übriges dazu, um die Stimmung zu vertiefen.

„Tebori“ bietet einen spannenden Einblick in eine ferne und fast unbekannte Welt, in der das alte und moderne Japan aufeinander treffen. Und anders als man denkt, erhält der Comic schon bald eine übersinnliche Note, die die Spannung stark anziehen und neugierig bleiben lässt.