Nathan Winter: Die Alchemie des kalten Feuers (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 11. Mai 2021 10:11

Nathan Winter
Die Alchemie des kalten Feuers
Titelbild: Max Meinzold
Blanvalet, 2020, Taschenbuch, 704 Seiten, 12,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Nathan Winter ist das Pseudonym eines deutschen Autors. Der wurde wohl im Emsland geboren und lebt seit seinem Abschluss in Archäologie und Skandinavistik in Münster. „Die Alchemie des kalten Feuers“ ist sein erster Roman unter diesem Namen.
Eigentlich ist Oslic, der Sohn des Tsharen, nicht zum Herrschen und Regieren geboren. Sein Herz und seine Leidenschaft gelten der Wissenschaft und den schönen Künsten, die er mit viel Begeisterung ausübt, denn ihm fliegen die Dinge als Genie nur so zu. Doch dann erreichen ihn schlechte Nachrichten von zuhause. Dort haben drei Hexer die Macht übernommen. Sie richten Volk und Reich zugrunde. Er ist der Einzige, der sie vielleicht noch aufhalten kann, die letzte Hoffnung, den Untergang aufzuhalten, auch wenn er nicht an Zauberei glauben will - bis er sie am eigenen Leibe zu spüren bekommt.
Was Nathan Winter da versucht, ist wohl in erster Linie, den Mensch der Wissenschaft mit etwas zu konfrontieren, das er nicht wahr haben mag, bis er merkt, dass sich gewisse Dinge einfach nicht mit den Naturgesetzen erklären lassen.
Die Handlung nimmt sich deshalb Zeit, Oslic und sein Gelehrtenumfeld erst einmal in Ruhe vorzustellen und das Wunderkind in ihm auszuarbeiten. Das sorgt dafür, dass die Handlung nur sehr schwerfällig in die Gänge kommt. Erst als er sich dem Unvermeidlichen stellen muss und dann auch noch herausfindet, wer oder was hinter allem steckt, wird es turbulent und ein wenig actionreicher. Aber dabei scheint der Autor auch ein wenig den Faden zu verlieren, denn die Helden reagieren eher auf das Geschehen als dass sie auch von sich aus handeln; der Konflikt zwischen Wissenschaft und Glauben wird eher am Rande abgehandelt und bekommt nicht den Stellenwert nach dem es am Anfang aussah. Zudem scheint der Autor gewisse Wiederholungen zu schätzen. Irgendwann prägt man sich „Der Sohn des Tsharen“ viel mehr ein, als seinen richtigen Namen.
Heraus kommt ein Buch mit guten Absichten, das sich im Verlauf der Handlung leider ein wenig verheddert und am Ende mehr schlecht als recht endet.
Mit den Figuren mag man auch nicht so recht warm werden. Oslic ist nicht unbedingt der sympathischste Held und seine Freunde erhalten gerade einmal ein paar kleine Eigenschaften, aber kein Profil. Und die Feinde sind am wenigstens überzeugend, vor allem nicht die Hexer.
Auch der Hintergrund bleibt schwammig. Der Autor möchte zwar vermutlich das mittelalterliche Zaren-Reich ein wenig anklingen lassen, aber das will ihm auch nicht so recht gelingen.
„Die Alchemie des kalten Feuers“ hat interessante Ansätze, schafft es aber nicht den selbst geschaffenen Anspruch bis zum Ende zu halten. Man muss schon Einiges an Geduld mitbringen, die behäbige und sich zum Ende hin zerfasernde Handlung wirklich folgen zu können und zu wollen.