Jackie Kessler: Ein Sukkubus in Nöten – Heavon on Earth 1 (Buch)

Jackie Kessler
Ein Sukkubus in Nöten
Heaven on Earth 1
(Hell’s Belles, 2007)
Aus dem Amerikanischen von Anja Hackländer
Titelgestaltung von HildenDesign unter Verwendung eines Motivs von Ramona Popa
Lyx, 2010, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 378 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8300-1

Von Irene Salzmann

Weil sie um Dinge weiß, die niemand erfahren darf, muss der Sukkubus Jezebel aus der Hölle fliehen. Um die hartnäckigen Verfolger, die sie zurückbringen oder töten sollen, abzuschütteln, bittet sie die Hexe Caitlin Harris, sie in einen Menschen zu verwandeln. Caitlin kommt diesem Wunsch nach, nicht ahnend, dass sich Jesse das Aussehen, den Namen und die Kreditkarten ihrer Helferin gleich mit aneignen würde.

Als Mensch setzt Jesse ihre Flucht fort und nimmt eine Stelle als Striptease-Tänzerin an. Dabei kommen ihr die Erfahrungen aus vielen Jahrhunderten ganz gelegen, denn sie weiß genau, was die Besucher des Nachtclubs wollen und wie sie ihnen einheizen kann. Das Trinkgeld fließt in Strömen, aber eigentlich möchte sie noch viel lieber mit Paul Hamilton heißen Sex haben, aber aus unerfindlichen Gründen wahrt er Abstand. Jesse ist bitter enttäuscht. Dann stöbern die Häscher Jesse auch schon in ihrem Versteck auf, und ausgerechnet ihre Freundin, die Furie Megaira, soll das Urteil vollstrecken...

„Ein Sukkubus in Nöten“ hält, was der Titel verspricht – oder auch nicht, je nachdem, was man sich erhofft hat.

Ein Sukkubus ist ein weiblicher Dämon, der in der Nacht Männer besucht, sich mit ihnen vergnügt und ihren Samen raubt, um Incubos zu gebären, die ihrerseits schlafende Frauen schwängern. Im vorliegenden Roman sind die wollüstigen Dämonen auf Sex und Lebensenergie aus. Erwartet man nun einen erotischen Roman, dessen Handlung aus nichts anderem als heißem Sex und witzig-kuriosen Momenten besteht, wird man nicht enttäuscht. Wünscht man sich hingegen eine phantastische Verfolgungsjagd quer durch die Hölle, die mit einigen erotischen Einlagen garniert wird, wartet man vergeblich auf Spannung und Horror. Tatsächlich ist „Ein Sukkubus in Nöten“ ein humoriger, leidenschaftlicher Liebesroman voller erotischer Szenen, die die eigentliche Handlung untergehen lassen. Jackie Kessler beschreibt ausführlich aus Jesses Sicht die Wünsche und sexuellen Handlungen eines Sukkubus, der, als Mensch getarnt, das tut, was er am besten kann. Dabei wird sie selber immer menschlicher und verliebt sich sogar.

Zwar kommt die Autorin am Schluss wieder auf den Grund für Jesses Flucht zurück und bietet eine Lösung, aber dieser Aspekt des Romans wird so nebensächlich und knapp abgehandelt, dass man sich hinterher fragt, weshalb so viel Lärm um nichts gemacht wurde.

Um die Story auszudehnen und nicht gleich zum Ende zu bringen, wird zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her gesprungen. In der Gegenwartsebene laufen die aktuellen Ereignisse ab, während die Vergangenheitssequenzen versuchen, einen Eindruck von Jesses Leben in der Hölle, von ihren Aufgaben und schließlich auch von den gefährlichen Geheimnissen, die sie erfuhr, zu vermitteln. Leider bleibt die Hölle so farblos wie die Protagonisten und ihre Motive.

Aber dafür gibt es jede Menge Sex für ein Publikum ab 16 Jahre, das deftige Details lesen möchte und auf eine packende Handlung verzichten kann. Fans der Paranomal Romances dürften folglich ihren Spaß an dem Titel haben. Wer jedoch einen phantastischen Roman mit interessanten Charakteren und einer nachvollziehbaren Story bevorzugt, ist mit anderen Büchern besser beraten.