Sarah J. Maas: Wenn das Dunkel erwacht - Crescent City 1 (Buch)

Sarah J. Maas
Wenn das Dunkel erwacht
Crescent City 1
(Crescent City: House of Earth and Blood, 2020)
Übersetzung: Franca Fritz & Heinrich Koop
dtv, 2020, Hardcover, 926 Seiten, 22,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Die amerikanische Autorin Sarah J. Maas ist den deutschen Lesern schon durch ihre Serien „Throne of Glass“ und „Das Reich der sieben Höfe“ bekannt. Nun startet sie mit „Wenn das Dunkel erwacht“ eine neue Serie namens „Crescent City“, in der eine ganz besondere Form von Urban Fantasy eine Rolle spielt.


In Crescent City finden sich alle wieder, die den Menschen aus Mythen und Sagen bekannt sind: Werwolfrudel teilen sich die Stadt in Reviere auf, gefallene Engel übernehmen die Funktionen in der Polizei, unterstehen denen, die noch in die silberne Stadt im Himmel dürfen, aber die Verwaltung übernehmen. Und auch Feen, Trolle und Kobolde leben dort - Menschen spielen eher eine untergeordnete Rolle.

Und so hat auch Bryce Quinlan als Halbfae ihr Kratzen und kann sich glücklich schätzen, Danika, die stolze und schöne Jung-Anführerin ihres Rudels, als Freundin zu haben. Als diese ermordet wird, stürzt die junge Frau erst einmal in ein tiefes Loch und sucht das Vergessen in Partys, beim Alkohol und bei Männern. Bis zwei Jahre später Morde nach dem gleichen Muster geschehen und Hunt, einer der Ermittler von damals, erneut ihre Hilfe sucht.


Sarah J. Maas vermischt hier zwei Welten miteinander: einmal die sorgenfreie und fröhliche Glitzerwelt der erfolgreichen und schönen It-Girls, wie sie gerne auf YouTube, Instagram und anderen Social-Media-Kanälen zelebriert wird, zum anderen aber auch ein Szenario, in dem sich Moderne, Technik und Magie miteinander verbinden. Crescent City scheint ein Kosmos für sich zu sein, eine Parallelwelt, in der sich dem Leser vertraute Technik und Lifestyle mit archaischen Werten verbinden.

Das könnte alles spannend sein und zu magischen Verwicklungen führen - was die Autorin allerdings daraus macht ist weniger schön. Grundlage sind die Handlungsmuster eines Romantik-Thrillers, in dem sich nicht nur Ermittler und Heldin näher kommen, sondern nach und nach auch in ein Netz aus Intrigen geraten, aus dem sie sich nur schwer herauswinden können.

Natürlich sind sie alle gutaussehend und bis auf ein paar kleinere Schwächen perfekt und mächtig, Bryce entfesselt zum Ende hin natürlich auch ihr Potential und wird vom unterbewerteten Mischling zum strahlenden Stern. Das sind sehr typische Klischees und Archetypen, die schnellen Erfolg garantieren, ebenso wie das Spiel mit der knisternden Anziehungskraft der Figuren und erotischen Momenten. Dadurch zieht sich die Handlung allerdings auch; die Spannung hängt deswegen immer wieder durch, wenn sich die Figuren zu sehr in persönlichen Befindlichkeiten verlieren.

Alles in allem ist das Buch durchaus solide gestrickt und aufgebaut, allerdings in einigen Bereichen zu behäbig, in anderen wieder macht es sich die Autorin zu einfach und verliert dadurch ein wenig an der Originalität, die ihre ersten Geschichten hatten. Wer allerdings auf solche Geschichten steht und kein Problem hat, die Fantasy eher als Setting denn als wichtigen Hintergrund zu sehen, der kann durchaus seinen Spaß haben. Und auch wenn der Roman erst einmal abgerundet endet, so bleiben doch einige Dinge offen genug, um eine Fortsetzung folgen zu lassen. Vielleicht sogar mit anderen Hauptfiguren, wie es in romantischen Serien schon gang und gäbe ist.

„Wenn das Dunkel erwacht“ ist der solide Auftakt von „Crescent City“, wenn auch nicht mehr. Die Geschichte spielt mit vielen Handlungsmustern und Archetypen des Romantik-Thrillers, stellt dabei allerdings die Fantasy so weit zurück, dass diese zum exotischen Setting verkommt. Und auch die Figuren sind zu glatt und perfekt, um als Leser wirklich eine besondere Bindung zu ihnen aufzubauen.