Alexey Pehov: Der Gebannte - Das Reich der blauen Flamme 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 10. Februar 2021 22:10

Alexey Pehov
Der Gebannte
Das Reich der blauen Flamme 1
(Letos, 2014)
Übersetzung: Christiane Pöhlmann
Titelbild: Stephanie Gauger
Piper, 2021, Paperback, 408 Seiten, 17,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Vor langer, langer Zeit, Generationen ist es her, wandelten die Magier göttergleich auf Erden. Sie schufen Rassen, sorgten für Lebensraum und für Frieden. Dann erschütterte ein Zwist die Idylle - verlustreiche, gnadenlos geführte Kriege löschten ganze Völker aus, die Magier selbst bekämpften sich, bis von ihnen keiner mehr übrig blieb.
Seitdem sind die Menschen fast alleine in den Weiten des Landes. Wenn allerdings bei Nacht ein Mensch stirbt und sich die Flamme des Feuers blau färbt, dann weiß man, dass etwas Böses den noch warmen Leichnam übernommen hat. Etwas, das die Seele malträtiert, das auf Jagd nach Menschenfleisch geht, etwas, dem man den Weg ins Jenseits zeigen muss.
In dieser Welt begegnen wird drei Schicksalen; zusammengeführt von einem inzwischen mystischen Wesen, werden sie gezwungen, eine Reise zur legendären, lang vergessenen Hauptstadt der Reiche anzutreten.
Theo ist eigentlich als Seiltänzer im Zirkus unterwegs. Als er ein uraltes magisches Artefakt findet und veräußert, erscheint ein Mal der Leere auf seinem Rücken - ein Zeichen dafür, dass er zur willenlosen Hülle für die dunkle Magie zu werden droht.
Laviany gehört dem Nachtclan an, einem Assassinen-Orden, der sich aus einem einst magiebegabten Volk entwickelt hat. Als sie sich einseitig von diesem trennt, ist ihr Leben kein Staubkorn in der Wüste mehr wert - außer, sie kann den Anführer des Ordens aufspüren und töten. Dazu aber muss sie zunächst einmal dessen Aufenthaltsort kennen.
Scheron hat die Gabe, Untote zur Ruhe zu betten. Als ihr Kind verschwindet, tut sie alles, um ihren Zögling zu befreien - und wenn es notwenig ist, mit dem Gebannten, der seit Generationen allein gefangen in seiner alten Hauptstadt sitzt, zu reden, muss sie das Wagnis eingehen.
Alexey Pehov gehört zu den Stamm-Autoren bei Piper. Seitdem er mit den Chroniken von Sila und Hara dort aufschlug, ist er aus dem Programm nicht mehr wegzudenken. Der Russe steht für klassische Questen-Fantasy, hat aber auch bewiesen, dass er sowohl dem Steampunk als auch der Dark Fantasy etwas abgewinnen kann.
Vorliegend startet, nachdem mich sein Zyklus um „Die Beschwörer“ nicht sonderlich fesseln konnte, ein neuer Zyklus.
Die, um dies vorwegzunehmen, ausgesprochen gute Übersetzung von Christiane Pöhlmann, die die Lektüre nicht nur angenehm flüssig sondern auch stilistisch sehr ansprechend gestaltet, stellt uns eine Welt vor, die uns leidlich bekannt ist. Die Magie hat diese weitgehend verlassen, Völker sind ausgelöscht oder verschwunden, die Überreste finden sich überall.
In dieser Welt stellt uns der Autor dann drei Figuren vor, die - naturgemäß - alle eine Besonderheit aufweisen, die sie mit der alten, langE verschollenen Ära verbindet. Da ist die Frau, die nachts mutig die untoten Seelen befreit und ins Nachleben entsendet, bevor sie ihre Mitmenschen anfallen können. Oder die zynische Attentäterin, die einem alten, zauberfähigen Volk entstammt und sich fast ausschließlich von Eiern ernährt. Und schließlich der Artist, der eigentlich immer gut gelaunt ist, der sich trotz des ihm drohenden Schicksals nicht unterkriegen lässt.
Das sind zunächst einmal Figuren, die wir nach und nach kennenlernen müssen. Jede Einzelne wird uns recht ausführlich vorgestellt, wobei der Autor diese Zeichnung geschickt mit einer abenteuerlichen Reise verbindet. In dieser inkludiert er in für ihn relativ ausführlichen Info-Dumps, die Geschichte seiner Welt. Zunächst ist noch nicht wirklich deutlich, wo, bildlich gesprochen, die Reise hingeht. Warum versucht ein lange verschollenes magisches Wesen gerade diese Drei zum einstigen Herrschersitz zu locken - bei Theo bleibt dies bis ins Finale offen? Was sollen sie für den Strippenzieher tun?
Der Plot selbst läuft routiniert verfasst, recht flüssig und auch spannend ab. Wie schon erwähnt, sind die massiven Info-Dumps für Pehov eher ungewöhnlich, unterbrechen auch den Lesefluss ein wenig, sorgen aber für eine Historie, die zum Verständnis der Vorgänge notwendig ist.
So bleibt bislang ein etwas ambivalenter Eindruck. Es wartet ein durchaus packender Roman auf den Leser, der durch die Welt und insbesondere die gut und interessant gezeichneten Figuren zu fesseln weiß. Allerdings weist der Text unnötige Längen auf und macht auch noch nicht wirklich deutlich, wohin die Reise gehen wird.