Doktor Strange: Season One (Comic)

Doktor Strange: Season One
Season One: Doc Strange (2012)
Text: Grek Pak
Titelbild: Julian Totino Tedesco
Zeichnungen: Emma Rios
Übersetzung: Michael Strittmatter
Panini, 2013, Paperback, 116 Seiten, 14,95 EUR

Rezension von Elmar Huber

Bei einem Autounfall werden die Hände des brillanten Chirurgen Stephen Strange irreparabel geschädigt. Auf seiner verzweifelten Suche nach Heilung stößt der Arzt auf die Legende eines Mönchs, genannt „Der Uralte“, der in einem Tempel im Himalaya leben soll und der dem Doktor möglicherweise mit Magie helfen könnte. Trotz seiner Skepsis macht sich Strange auf den Weg, um diese letzte Möglichkeit zur Genesung zu nutzen. Der Alte erkennt das magische Potenzial in Strange und beginnt, ihn auszubilden.

Während Strange die Theorie des Zauberns perfekt beherrscht, fehlt ihm der bedingungslose Glaube an seine eigene Macht, sodass er immer wieder scheitert. Wong, ein anderer Schüler des Uralten, ist voller Hingabe, doch kann er sich keine Zaubersprüche merken.

Als die junge Sofia di Cosimo im Tempel auftaucht und um Hilfe bei der Suche nach drei magischen Ringen bittet, schickt der Uralte seine rivalisierenden Schüler Strange und Wong, um sie zu begleiten.


Die „Season One“-Serie von Marvel ist das Pendant zu DCs „Year One“-Ausgaben, in denen (nochmals) die Herkunftsgeschichte einzelner Helden aufgerollt wird. Im besten Fall mit einem neuen Dreh, als Neuinterpretation oder in besonderer künstlerischer Ausführung.

Diesen Band kann man insofern mit dem „Doctor Strange“-Film aus dem MCU vergleichen, dass im ersten Akt recht schnell - der Comic beginnt mit Stranges Ankunft im Kloster des Uralten - die Helden-Genese erzählt wird. Darauf folgt ein erstes Abenteuer, das ihn gleich mit seinem Erzfeind Dormammu und dessen Handlanger Mordo in Kontakt bringt.

Die Story von Greg Pak („Batman/Superman“, „Hulk“) legt ein ordentliches Tempo vor, vergisst aber auch nicht die Figuren. Strange durchläuft Lektionen in Demut und Selbstlosigkeit, was wohl das Schmerzhafteste für ihn ist. Im Zusammenspiel mit Wong wird deutlich, dass beide doch im Grunde gute Kerle sind, die sich nicht leiden können, aber aufeinander angewiesen sind. Eine typische Buddy-Story mit einigen spaßigen Kabbeleien. Umso witziger, wenn man weiß, dass Wong später Stranges Assistent wird. Und das ist eigentlich der Kern dieser Origin-Geschichte, da ansonsten nicht viel Neues zum Charakter „Doctor Strange“ erzählt wird.

Es herrscht ein lässiger Grundton, den auch die ungewöhnlichen Bilder von Emma Rios („Captain Marvel“) transportieren. Die Spanierin führt einen harten und dynamischen Strich und beherrscht Fantasy-Szenen im Stil von „A Chinese Ghost Story“ ebenso wie ein urbanes Umfeld. Auch den psychedelischen Steve-Ditko-Szenarien, die „Doctor Strange“ geprägt haben, erweist sie in ihrer eigenen Handschrift Referenz.

„Doktor Strange: Season One” ist eine lässige Origin Story von einem fabelhaften Kreativ-Team.