Valentina Morelli: Tod zur Mittagsstunde - Kloster, Mord und Dolce Vita - Schwester Isabella ermittelt 1 (Buch)

Valentina Morelli
Tod zur Mittagsstunde
Kloster, Mord und Dolce Vita - Schwester Isabella ermittelt 1
be-ebooks, 2020, 3,99 EUR (auch als Taschenbuch erhältlich)

Rezension von Elmar Huber

„Mit gerafftem Rock trat sie auf den Glockenturm zu. Sie schaffte drei Schritte, bis sie erneut innehielt. Da war etwas, das ihre Aufmerksamkeit weckte. Ein Schatten auf dem Boden. Nein, kein Schatten. Eine Gestalt. Schwester Isabella wusste es zunächst nicht einzuordnen. Als hätte jemand einen Lumpen Kleider achtlos dahingeworfen. Doch dann erkannte sie ihren Fehler. Es waren keine Kleiderlumpen. Es war ein Mensch.“

Bei einem Blick vom Glockenturm des Convento di Nostra Cara Regina Maria erblickt Isabella ihre Mitschwester Raffaella, die mit verrenkten Gliedern im Klosterhof liegt; offenbar vom Glockenturm in den Tod gestürzt. Selbstmord scheint für eine Ordensschwester doch sehr unwahrscheinlich, ebenso wie ein Unfall, den die Höhe der Brüstung mit Sicherheit verhindert hätte. Auch die merkwürdige Handhaltung der Toten lässt Isabella keine Ruhe. Es sieht aus, als hätte sie mit letzter Kraft die Zahl 6 in den Sand gezeichnet.

Einen ersten Anhaltspunkt bieten die kitschigen Porzellanfiguren der Manufaktur Mazza in Raffaellas Kammer, von denen erkennbar eine fehlt. Auch Aurora Rossi, eine junge Angestellte des örtlichen Hotels La Vetta, erkundigt sich auf geheimnistuerische Art nach der verstorbenen Schwester.

So kommt es Isabella gelegen, dass sie zum Standdienst auf dem Markt in Santa Catarina eingeteilt wurde. Dort befindet sich nicht nur eine Warenauslage der Porzellanmanufaktur Mazza, der Klosterstand bietet auch einen idealen Beobachtungsposten, um das Hotel La Vetta im Auge zu behalten. Hier kann Isabella so viele Informationen sammeln, um schließlich auch den jungen Carabiniere Matteo Silvestri davon zu überzeugen, dass es sich bei Raffaellas Tod um einen Mord handelt.

„Was hatte er denn wirklich gesehen? Eine tote Frau, die irgendetwas in den Staub gekritzelt hatte, was mit gutem Willen als eine Zahl zu erkennen war. Nüchtern betrachtet war das nun wirklich nichts, was man in einem offiziellen Polizeibericht erwähnen musste. Diese Zahl oder was auch immer es darstellen sollte, konnte genauso gut rein zufällig entstanden sein... beim Sturz... oder so. Schwester Isabella interpretierte da vermutlich viel zu viel hinein und hatte ihn mit ihrer Verschwörungstheorie angesteckt.“


Mit „Kloster, Mord und Dolce Vita“ kommt ein neuer Titel zu den offenbar immens erfolgreichen Cozy-Crime-Serien von Bastei Lübbe hinzu. Wie beispielweise bei „Bunberry - Ein Idyll zum Sterben“ oder „Tee?, Kaffee?, Mord“ sind die Episoden auch hier relativ kurz gehalten und zuerst als eBook und Audio-Download verfügbar.

Diese Serie ist in der Toskana angesiedelt und feiert dementsprechend diese sonnige Landschaft mit ihren typischen Zypressen. Mit der Einbeziehung der Geistlichkeit erinnert die Serie natürlich an die Fälle von Pater Brown, der seine ganz eigene Form der Rechtsprechung vertreten hat.

Schwester Isabella dagegen ist relativ neu im Convent und noch nicht an die dortigen Sitten gewöhnt, sodass sie mit ihren freidenkerischen Zügen regelmäßig bei der strengen Äbtissin Philomena aneckt. Dessen ungeachtet lässt ihr der Tod von Raffaella keine Ruhe, sodass sie immer wieder bei dem jungen Carabinieri Matteo Silvestri nach dem Stand der Ermittlungen fragt und ihm umgekehrt die eine oder andere Spur aufzeigt, die sich zum Beispiel aus ihren Marktgesprächen, Beobachtungen oder Kloster-Interna ergeben.

Aus anfänglicher kritischer Beäugung wird bald gegenseitiger Respekt, und das Team Isabella/Matteo ergänzt sich, um den Fall nach einigen falschen Ermittlungsabzweigungen schließlich doch noch zu lösen.

Wie es das Genre vorgibt, dürfen auch diverse Nebenschauplätze und -figuren nicht fehlen, wobei dich die Cozy-typische Skurrilität der Charaktere sehr in Grenzen hält. So etwa der feiste und herrische Bürgermeister Lenzi, der Matteo das Leben schwer macht, und dessen hübsche Tochter Nina, die Matteo mit ihren langen, gebräunten Beinen den Kopf verdreht.

„Tod zur Mittagsstunde“ ist ein gemütlicher Auftakt einer neuen Cozy- Crime-Serie aus dem, Hause Lübbe/be. Geboten werden: toskanisches Flair, sympathische Figuren und geistlicher Beistand.