Anonymus: Das Buch ohne Staben (Buch)

Anonymus
Das Buch ohne Staben
(The Eye of the Moon)
Aus dem Englischen übersetzt von Axel Merz
Titelillustration von Patrick Nowles
Lübbe, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 442 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7857-6031-4

Carsten Kuhr

Bourbon Kid ist zurück – so zumindest munkelt man in Santa Mondega. Vor einigen Jahren hat der Serienkiller unter der Bevölkerung der Kleinstadt, die auf keiner Karte eingezeichnet ist, aufgeräumt. Mit blauen, Verzeihung: silbernen Bohnen aus seinen Waffen hat er nicht nur Vampire und Werwölfe, sondern gleich das ganze organisierte Verbrechen, – aber auch jede Menge Unschuldiger – erschossen.

Doch das Böse schläft nicht, nie, und so hat sich eine neue Riege böser Buben aufgemacht, sich zum Herrscher über die Welt aufzuschwingen. Was man dazu benötigt, wollen Sie wissen? Nun, der Heilige Gral, der Kelch aus dem Jesu getrunken hat, ist ein Bestandteil, und dazu Blut, magisches Blut. Den Kelch haben die Bösewichte bereits, nun fehlt nur noch der rote Lebenssaft eines der direkten Nachkommen der Kinder Kains. Und nun raten sie einmal, in wessen Adern ausgerechnet dieses Blut fließt – richtig, Bourbon Kid soll als unfreiwilliger Blutspender herhalten. Doch der hat andere Pläne, nicht nur mit den Möchtegern-Herrschern, sondern auch mit der wiederauferstandenen Königin der Vampire und deren Vater, einer fleischgewordenen Mumie...

Der erste Band, „Das Buch ohne Namen“, las sich als zwar oberflächlicher, aber auch als herrlich verrückter Genre-Mix erstaunlich packend. Die Mischung aus modernen Western-Elementen, Material-Arts-Kämpfen, Detektiv- und Vampirroman bot sich schon wieder so überkandidelt an, dass sich das Buch zum Bestseller entwickelte. Kein Wunder also, dass Lübbe die Fortsetzung mit einer beispiellosen Werbekampagne auf den Weg brachte.

Inhaltlich dürfen wir uns auf ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern freuen. Zu den Protagonisten – Helden mag ich sie beim besten Wille nicht nennen – gesellen sich neue, finstere Schurken, und wir erfahren auch so einiges Neues über die Geschichte unserer Handlungsträger. Ebenso klar und zu erwarten war und ist, dass es wieder silberne Bohnen satt regnet, dass Bourbon Kid einmal mehr unter dem dunklen Gezücht, das sich auf den Straßen der Kleinstadt breitmacht, aufräumt. Dennoch, so spannend, kurzweilig und interessant sich der erste Teil las, so sehr enttäuschte mich die Fortsetzung. Mal abgesehen von einigen kurzen Sequenzen zu Beginn und im Finale des Romans wirkt der Text uninspiriert. Das liest sich wie ein müder Abklatsch, bemüht sich fast krampfhaft, das Erfolgsrezept zu kopieren, scheitert aber gerade daran kläglich. Spannung, Überraschung und Tempo sind Mangelware, ständige Reflektionen und Rückschauen stören den Lesefluss, die Handlung selbst bleibt dieses Mal vorhersehbar und damit relativ reizlos.

Was im ersten Teil kaum ins Gewicht fiel, die doch eher bescheidene sprachliche Ausführung des Textes, die flachen, bewusst stereotyp gehaltenen Charaktere, das fällt vorliegend viel mehr und störend auf. Insoweit leider eine Enttäuschung, die zeigt, dass man Erfolgsrezepte nicht immer wiederholen kann.