Hellboy 3: Batman/Hellboy/Starman (Comic)

Hellboy 3
Batman/Hellboy/Starman
(Batman/Hellboy/Starman & Ghost/Hellboy)
Autoren: James Robinson, Mike Mignola
Artwork: Mike Mignola, Scott Benefield & Jason Rodriguez
Übersetzung: Michael Groenwald & Gunther Nickel
Cross Cult, 2006, Hardcover, 120 Seiten, 18,00 EUR, ISBN 978-3-936480-10-8

Von Frank Drehmel

Ob sogenannte Crossover – also Storys, in denen Helden unterschiedlicher Verlage oder unterschiedlicher Universen eines Verlages Schurken die Seele oder anderes aus dem Leib klopfen – das Salz oder das Haar in der Suppe eines Superhelden-Liebhabers sind, entscheidet sich von Fall zu Fall. Das vorliegende Hardcover präsentiert gleich zwei dieser zweifelhaften Vergnügen, die in der Regel eher in die Kategorie „haarige Angelegenheit“ fallen: in der ersten Geschichte „Team-uppen“ Dark Horses Hellboy sowie DCs Batman und Starman, während in der zweiten Geschichte Hellboy und die bleiche Ghost zunächst sich gegenseitig und dann sinistren Esoterikern zeigen, wo der Frosch die Locken hat.

Batman/Hellboy/Starman
Eigentlich müsste Batman einmal mehr seine Nemesis, den psychopathischen, vollkommen irren Joker, hinter schwedische Gardinen bringen, da der nicht mehr und nicht weniger als eine tickende Zeitbombe ist, der unzählige Menschen zum Opfer fallen könnten. Doch dann erregt ein besonderes Verbrechen die Aufmerksamkeit des Dunklen Ritters: quasi vor seinen Augen entführt eine Rotte Nazi-Skinheads, die sich Ritter des Oktober nennen, Professor Ted Night – den ersten Starman – aus seinem Hörsaal. Da Batman das Verbrechen nicht verhindern kann, taucht noch in der selben Nacht der von der B.U.A.P. (Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Phänomene ) gesandte Hellboy in Gotham auf, um die Ermittlungen zu unterstützen, denn nach Meinung seiner Vorgesetzten braut sich da etwas ganz übles Magisches zusammen. Schon bald kommen die beiden Detektive dem Hintermann des Verbrechens – Herrn Dantz – auf die Schliche, doch kann sich dieser zusammen mit seinem Entführungsopfer in die tiefen Dschungel des Amazonas absetzen. Da Batman wegen des Jokers Gotham nicht verlassen kann, beschließt Hellboy, alleine in den Regenwald zu reisen. Just bevor er aufbricht kommt jedoch Jack Knight a.k.a. Starman – der Sohn Ted Knights – angeschwebt, um den roten Hünen bei der Befreiung des Vaters zu unterstützen. Und ehe sie sich versehen stehen die beiden Helden Heerscharen von Nazi-Schergen, seltsamen Maschinen und cthuloiden Monstern gegenüber.

Ghost / Hellboy
Arcadia City ist eine Stadt, in der das Verbrechen regiert. Eine der größten Widerstandskämpferinnen gegen das Übel ist die geheimnisvolle Superheldin Ghost, die mit ihren geisterhaften Fähigkeiten und ihren beiden 45er Automatik Schurken das Fürchten lehrt. Ghosts geisterhaftes Dasein und ihr tödlicher Zorn rufen jedoch die B.U.A.P. auf den Plan, da ein Geist der Menschen jagt und hinrichtet zumindest gute Argumente dafür anführen können sollte. So dauert es auch nicht allzu lange, bis sich die weiße Frau und der rote Riese Auge in Auge beziehungsweise Revolver und Faust gegenüber stehen. Für Hellboy entwickelt sich die Auseinandersetzung allerdings schnell zu einem schmerzlichen Erlebnis, denn Ghost hat nicht nur die Fähigkeiten, ihm den Garaus zu machen, sie wird auch noch von einem Wesen manipuliert, das unbedingt die rechte Hand des Ermittlers an sich bringen will, um damit eine urböse Dämonin zu erwecken.

Auch wenn beide Storys – wie bei einem Crossover nicht anders zu erwarten – den Charakteren und Hintergründen allenfalls knapp gerecht werden, so vermitteln sie dennoch unterm Strich einige stimmige Eindrücke insbesondere aus dem „Hellboy“-Universum – also weniger des „Batman“-, „Starman“- beziehungsweise „Ghost“-Hintergrundes – und lassen den unbedarften Leser ahnen, was „Hellboy“ so faszinierend macht: Pulp-Trash, cthuloider Horror und Magie sowie bissige Sprüche eines coolen Helden. Zugleich erhält der Leser einen Eindruck davon, wie Crossover generell funktionieren: entweder kloppen sich wie in „Ghost/Hellboy“ die Protagonisten auf Grund eines „Missverständnisses“ zunächst grün und blau, um sich dann urplötzlich in den Armen zu liegen, oder aber eine Gefahr, die das Universum und den ganzen Rest aus den Angeln heben könnte, macht wie in „Batman/Hellboy/Starman“ das Eingreifen und die Kooperation der strumpfbehosten Heroen nötig. Während erste Variante vor allem dem Bedürfnis von Fanboys nach einem heldenhaften Schwanzvergleich Rechnung trägt, hat die ruhigere zweite Variante eher jene Konsumenten im Auge, denen die Story wichtiger ist als die Frage, wer den Größeren hat.

Künstlerisch unterscheiden sich beide Geschichten signifikant. Während für Starman & Co Mike Mignola – gelobpreist seiest du Meister des Schwarz – höchstselbst verantwortlich zeichnet und sich damit der visuelle Gesamteindruck aus einem grandiosen, kraftvollen Spiel knallharter, kantiger Schatten und strahlendem Weiß ergibt, war Mignola in der zweiten Story lediglich für den groben Licht-Schatten-Aufbau der Seiten verantwortlich, für die endgültigen Zeichnungen jedoch Scott Benefield und Jason Rodriguez. Das Resultat ist zwar auch sehenswert, kann sich aber in seiner Elaboriertheit und Feinheit nicht ansatzweise mit der rohen, expressiven Kraft Mignolas messen.

Fazit: Storymäßig besser als befürchtet und erwartet! Künstlerisch zumindest im ersten Teil gewohnt spannend. Eher für die „Hellboy“-Fraktion unter den Leser interessant, als für die Anhängerschaft der anderen Hauptprotagonisten, es sei denn, sie wollen lernen, was einen wirklich coolen Helden ausmacht.