Sven Hornscheidt: Treu (Buch)

Sven Hornscheidt
Treu
2020, Taschenbuch 432 Seiten, 13,99 EUR, ISBN 978-3-7529-4530-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Sven Hornscheidt wurde 1976 im Niederbergischen geboren und arbeitet heute als selbstständiger Kommunikationsdesigner. „Treu“ ist sein Debüt-Roman.


Der introvertierte Moritz steht wie die Kumpels aus seiner Clique kurz vor dem Abitur. Doch nun sind erst einmal Weihnachtsferien und er genießt die Zeit, in der auch seine Eltern nicht im Haus sind. Allerdings steigt auch immer mehr Verzweiflung in ihm auf, denn er ist in Lukas verliebt, seinen besten Freund, der aber mit Marina zusammen zu sein scheint.

So kämpft er von nun an mit seinen Gefühlen und seinen Wünschen, kann es nicht lassen, dem anderen immer näher zu kommen.

Dabei stößt er aber auch auf ein dunkles Geheimnis und bringt sich in Gefahr, denn im Haus des Freundes gibt es ein verschlossenes Zimmer und als er einen Blick riskiert, deutet alles darauf hin, dass Lukas vor Jahren weggezogener Bruder Jakob vielleicht doch da ist, wo ihn alle vermuten.


Zunächst liest sich der Roman wie eine Coming-of-Age-Geschichte, in der ein Jugendlicher mit seinen Gefühlen und Neigungen kämpft, denn immerhin könnte er durch sein Coming-out seine Freunde verlieren. Gleichzeitig scheint aber auch das Objekt seiner Begierde eine seltsame Wandlung durchzumachen. Um herauszufinden, warum Lukas auf einmal so drauf ist, macht sich Moritz auf die Suche und sorgt dafür, dass die Geschichte in einen spannenden Psycho-Thriller umschlägt.

Die Figuren sind sorgfältig ausgearbeitet. Der Autor nimmt sich die Zeit, sie einzuführen und in ihrem Alltag darzustellen, damit man sie besser kennenlernt.

In einer zweiten Handlungsebene rollt er etwa drei Jahre zurückliegende Ereignisse auf, die immer mehr an Bedeutung gewinnen und am Ende sogar in einem dramatischen Showdown münden.

Die Geschichte ist mit einem guten Blick für Details in Szene gesetzt, ein aufmerksamer Leser kann die Hinweise aufnehmen, die das Bild von Kapitel zu Kapitel weiter abrunden und am Ende das verquere Psychogramm einer ganz bestimmten Person offenbaren.

Das Ganze ist lebendig in Szene gesetzt, man hat die Momente in denen die Figuren in sich ruhen oder mit anderen interagieren, genau vor Augen, ebenso wie die Charaktere, die der Autor auftauchen lässt.

Die Auflösung ist ebenfalls gut vorbereitet, so dass man am Ende das Buch mit einem zufriedenen Nicken beiseite legen kann, denn es passt alles wunderbar zusammen, wird lebensnah und glaubwürdig erzählt, aber zugleich auch spannend genug, so dass keine Szene überflüssig wird. Für ein Debüt eine beachtenswerte Leistung, die Lust auf Mehr macht.

„Treu“ ist Psycho-Thriller und Coming-of-Age-Geschichte zugleich, eine spannende Mischung, die nie langweilig wird und zum Mitdenken einlädt. Die Figuren sind glaubwürdig und lebensnah beschrieben, auch die Handlung findet ein angemessenes und in sich rundes Ende. Ältere Jugendliche wie auch Erwachsene dürften sich gleichermaßen angesprochen fühlen.