Starla Bryce: DuftHöschen (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 20. Oktober 2020 08:08

Starla Bryce
DuftHöschen
Blue Panther Books, 2020, Taschenbuch, 190 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-96477-339-5 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Irene Salzmann
Jule Meumann finanziert sich ihr Lehramtstudium als Erdbeerverkäuferin. Nach dem Verlust des Jobs findet sie im Internet eine neue Geldquelle: Über eine Plattform, die Fetische bedient, bietet sie unter anderem erotische Fotos und Kurzfilme (ohne Gesicht), abgeknipste Zehennägel, getragene Strümpfe und ihre „DuftHöschen“ an. Schon bald nennt sie einen kleinen Kundenkreis ihr Eigen.
Doch dann unterläuft Jule ein Fehler: Um mit passenden Locations aufwarten zu können, filmt sie sich in aufreizenden Posen in der Uni-Bibliothek - und wird erwischt, ausgerechnet von einem ihrer Dozenten, der sich etwas darauf einbildet, ein Frauenschwarm zu sein, und absolut skrupellos ist. Fortan zwingt er Jule zu heimlichen Treffen, bei denen sie ihm zu Willen sein muss. Aus Angst, exmatrikuliert zu werden, lässt sie sich auf die demütigende Erpressung ein, hin und her gerissen zwischen Abscheu, Wut und einer gewissen Faszination, als Sex-Objekt benutzt zu werden.
Es kommt aber noch schlimmer. Ausgerechnet jemand, dem Jule vertraut hat und dessen tröstende Schulter sie dringend gebrauch hätte, als sie plötzlich vor dem Nichts steht, bekennt, die Person gewesen zu sein, die Jule an der Uni wegen ihrer erotischen Geschäfte auffliegen ließ und obendrein für den Bann aus dem Verkaufsforum sorgte. Den Grund für diesen Hass kann Jule kaum glauben.
Der Roman hat (wie bereits Starla Bryces „Meerjungfrauen brauchen’s feuchter“) eine richtige Handlung mit der für ein erotisches Unterhaltungsbuch gelungenen Mischung aus etwas Humor und Spannung, dazu eine Portion Tragödie und jede Menge Sex, den die Hauptfigur Jule mit verschiedenen Männern genießt. Letzteres ist natürlich das Hauptanliegen, und der Plot hält die einzelnen amourösen Abenteuer, meist One Night Stands, zusammen.
Jule lässt nichts anbrennen, ob das nun der attraktive Verkäufer des nahen Hähnchenwagens ist, ein esoterisch angehauchter Kommilitone, der fiese Dozent, der treue Dildo etc. pp. Darüber schreiben inzwischen aber schon so viele Autoren, dass noch ein besonderer Kick hermuss, und das ist im vorliegenden Band ein Fetisch, den der Titel vorwegnimmt.
Die Protagonistin verkauft über einen Online-Handel für Insider getragene Wäsche und andere Dinge, für die sich jener Käuferkreis interessiert. Je länger das Kleidungsstück auf Wunsch getragen wurde und wenn es gar Spuren von Körperflüssigkeiten aufweist, umso teurer wird es verkauft. Ausführlich beschreibt Starla Bryce, wie Jule die entsprechenden Teile aussucht, sie über Tage und selbst beim Sex trägt, um gegen reichlich Bares die Kundschaft zu erfreuen. Die Fotos und Filme sind ein Extra, mit dem sie für ihre Produkte wirbt und das ebenfalls die Kasse klingeln lässt - und Jule mehr als einmal in Bedrängnis bringt.
Hier führt die Autorin ihr Publikum gekonnt auf eine falsche Fährte und sorgt für ein spannendes Finale, denn gar so leicht lassen sich die Puzzle-Stücke doch nicht zusammenfügen. Auf die dramatische Aufklärung folgt ein Happy End, wie es sich die Leser zweifellos gewünscht haben.
Kritik möchte man allein an Szenen üben wie dem Sex in der Umkleidekabine, bei der Verkaufsware benutzt wird (siehe „Meerjungfrauen brauchen’s feuchter“), was die Charaktere lustig, die Mehrheit der Angestellten und Kunden aber wohl eher unhygienisch und eklig (Infektionsgefahr) finden. Ebenso sind Jules Empfindungen, dass der Sex mit ihrem Erpresser und eigentlich auch Vergewaltiger toll ist, mehr als grenzwertig und bleiben dies auch trotz der Relativierung, dass sie ihre Gefühle selbst nicht versteht. Auch wenn der Roman in erster Linie Phantasien abbildet, die viele nicht ausleben möchten, sollte man sich als Autor der Verantwortung bewusst sein, dass einige Anregungen durchaus Nachahmer finden könnten.
Wenn man schon Spaß an der Lektüre von „Meerjungfrauen brauchen’s feuchter“ hatte, wird man sicher auch gern diesem Titel von Starla Bryce eine Chance geben wollen. Diesmal gibt es zwar keinen Fantasy-Touch, doch dafür einen Ausflug ins Reich der „DuftHöschen“-Fetische mit einer nachvollziehbaren Handlung, sympathischen Figuren und viel Sex.