Veronica Roth: Tödliche Bestimmung - Die Erwählten 1 (Buch)

Veronica Roth
Tödliche Bestimmung
Die Erwählten 1
(Chosen Ones, 2020)
Übersetzung: Petra Koop-Pawis
Penhaligon, 2020, Hardcover, 570 Seiten, ISBN 978-3-7645-3244-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Veronica Roth ist die Autorin der auch verfilmten „Die Bestimmung“-Reihe und hat schon damals bewiesen, dass sie mit ihren dystopischen Stoffen Leser begeistern kann. Mit „Die Erwählten“ schlägt sie in eine ähnliche Kerbe, auch wenn „Tödliche Bestimmung“ nicht mehr in einer fernen Zukunft spielt, sondern in einer alternativen Gegenwart.

 

Sloane gehört zu den Erwählten, einer Gruppe junger Menschen, die Anfang des neuen Jahrtausends aufgrund einer Prophezeiung gesucht und gefunden wurden, um den „Dunklen“ zu bekämpfen, eine finstere, nicht fassbare Macht, die die Magie in die Welt zurückgebracht hat.

Zehn Jahre ist es jetzt her, dass es ihnen gelang den Widersacher mit ihren besonderen Kräften zu besiegen und sogar zu töten, aber in ein normales Leben sind die junge Frau und ihre Freunde nicht zurückgekehrt, denn noch immer werden sie wie Stars gefeiert.

Da mehren sich die Zeichen, dass ihr Sieg vielleicht doch nicht so vollständig war, wie alle es gedacht haben. Überall auf der Welt geschehen Dinge, die auf nur eines hindeuten können: Der Dunkle ist zurück und schlägt erbarmungslos zu. Und zwar so heftig, dass das Leben von Sloane und allen anderen brutal auf den Kopf gestellt wird.


Statt einer dystopischen Zukunft schildert Veronica Roth nun eine Gegenwart, in der Magie kein Fremdwort mehr ist und das Leben der Menschen auf den Kopf gestellt hat, wenngleich auch nicht so sehr, dass das deutlich spürbar wäre - zumindest in der Welt, in der Sloane und ihre Freunde leben.

Die Geschichte richtet sich auch schon wie die „Die Bestimmung“-Reihe an ältere Jugendliche und Erwachsene, denn die Helden sind ein wenig reifer und erwachsener, da ihnen die Entscheidung aus der Hand genommen wurde, wie sie leben und was sie machen wollen.

Tatsächlich hat ihr Heldentum einen Preis, wie man auch sehr schön an Sloane erlebt, die als gebrochener und zynischer Charakter in die Geschichte eintritt und erst mit der Zeit eine Wandlung erlebt. Von Idealismus ist bei ihr nichts zu spüren, sie wirkt durch ihr Verhalten sogar ein wenig unsympathisch.

Die Geschichte ist von netten Ideen gespickt, was die Magie angeht und wartet auch mit der einen oder anderen kleinen Überraschung auf, verliert aber mit der Zeit an Fahrt, da sich die Autorin zu sehr an den Befindlichkeiten der Figuren aufhängt und eine Romanze in den Vordergrund rückt. Der eigentliche Plot und die Gefahr werden dadurch massiv ausgebremst. Auch schaffen es die meisten Figuren nicht, Profil zu entwickeln, so dass sie eher blass und archetypisch bleiben, den Klischees folgen.

Alles in allem wirkt der Roman seltsam unfertig; wie eine Geschichte, mit der die Autorin einerseits an den alten Erfolg, andererseits aber auch an eine neue Welle von Themen anschließen möchte. Immerhin ist die Handlung in sich geschlossen und endet nicht mit einem Cliffhanger.

„Tödliche Bestimmung“, der erste Band der Reihe „Die Erwählten“, ist routiniert geschrieben und bietet alles, was die Leser von einer modernen mystischen Romanze erwarten, vermag aber in der Handlung nicht wirklich Funken überspringen zu lassen und den Leser zu fesseln, auch wenn die Spannung ordentlich getaktet und die Geheimnisse sauber verteilt wurden.