Thomas Finn: Bermuda (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 10. September 2020 19:39

Thomas Finn
Bermuda
Knaur, 2020, Paperback, 522 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-426-22719-0 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Gunther Barnewald
Nachdem der Autor in den letzten etwa 10 Jahren eher suboptimale phantastische Romane geschrieben hat, die vor allem durch viel zu viele unglaubwürdige Wendungen und oft unerträglich klischeehafte Handlungen „bestachen“, ist ihm mit „Bermuda“ doch endlich mal wieder ein sehr lesbarer und vor allem einigermaßen unterhaltsamer SF- und Horror-Thriller gelungen. Zwar wird auch hier an altbekannten Klischees nicht gespart, aber die Handlung ist spannend, die Aufdeckung von allerlei Rätseln packend und vor allem passen die einzelnen Puzzle-Teile hinterher sogar noch recht gut ineinander.
Wer natürlich nur auf reine Logik und Naturwissenschaft setzt, der sollte eher die Finger von dem Buch lassen (Telepathie muss man hier schon mal schlucken), aber es fällt doch auf, dass die Wendungen der Geschichte nicht so hanebüchen sind, dass man den Roman schon nach 100 oder spätestens 150 Seiten wutentbrannt und enttäuscht in die Ecke werfen muss (ein sonst leider häufiges Symptom bei Thomas Finns Romanen, der manchmal so begabt und begnadet schreibt wie in „Der Funke des Chronos“, und dann wieder die erbärmlichsten geistigen Flickenteppiche zusammenhaut, so dass man als Leser verzweifelt).
„Bermuda“ ist auf jeden Fall schmissig, unterhaltsam und noch einigermaßen logisch und vor allem nicht zu trivial.
Alles beginnt mit einem „unsinkbaren“ Kreuzfahrtschiff, welches in einem Sturm in Bermuda-Dreieck etwas tut, was eigentlich nicht vorgesehen ist, nämlich (ta-ta-taaa, große Überraschung!) sinken.
Nur wenige Passagiere und Angestellte des Schiffes überleben das Desaster und werden auf einer geheimnisvollen Vulkaninsel angeschwemmt, so wie der Deutsche Alex Kirchner und die mexikanische Servicekraft Itzil Pérez, während das Schiff malerisch auf der Seite in der Bucht zum Liegen kommt.
Doch warum hat das Wrack bereits Rost angesetzt? Was ist mit den anderen Schiffen (darunter ein Segelschiff aus dem 16. Jahrhundert), Flugzeugen und Hubschraubern, die sich nach und nach auf der Insel finden? Und warum kam es an Bord eines kleinen Flugzeugs zu Kannibalismus auf einem scheinbar kurzen Flug? Dazu kommen bald Nahrungsmittelknappheit und Streitigkeiten der Überlebenden untereinander.
Als dann auch noch fremdartige humanoide Wesen die wenigen Menschen nachts angreifen, scheint deren Schicksal besiegelt... Oder was weiß der geniale brasilianische Ingenieur, den man auf der Insel trifft und was haben die Soldaten der Navy hier zur Zeit des Zweiten Weltkrieges entdeckt?
Alte Legenden, Maya, Inka, Naturvölker, Bermuda-Dreieck und Sonstiges, der Autor lässt kaum etwas aus, aber gerade wenn er wieder zu dick auftragen will, zieht die Handlung wieder an und man muss dann auch nicht jede Anspielung gleich ernst nehmen (Roswell beziehungsweise Area 51 sei Dank!).
Insgesamt ist dem Autor ein spannender Phantastik-Roman gelungen; beileibe kein Meisterwerk, aber doch spritzige Unterhaltungsliteratur, lesbar und voll einprägsamer Bilder, flott geschrieben, mit glaubhafter Atmosphäre und einigermaßen interessanten Charakteren.