Black Cat 1: Auf Raubzug (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 18. Juli 2020 22:19

Jed MacKay, Nao Fuji
Black Cat 1
Auf Raubzug
(Black Cat (2019) 1-5, 2019)
Autoren: Jed MacKay, Nao Fuji
Titelbild: J. Scott Campbell
Zeichnungen: Travel Foreman, Michael Dowling u.a.
Übersetzung: Carolin Hidalgo
Panini, 2020, Paperback, 124 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-7416-1607-5
Rezension von Irene Salzmann
Odessa Drake will die Gilde der Diebe wieder zu einem gefürchteten Machtfaktor in der Unterwelt machen. Infolgedessen duldet sie keinerlei Konkurrenz, weshalb Black Cat alias Felicia Hardy auf ihrer Abschussliste landet, da diese es vorzieht, zusammen mit ihren Helfern Boris Korpse, einem Wissenschaftler, und Bruno Grainger, der die Muskeln mitbringt, unabhängig zu arbeiten. Bei einem Raubzug gerät Sonny Ocampo von der Security zwischen die Fronten und wird, nachdem er Black Cat nicht stoppen konnte, von Odessa direkt auf die Gegnerin angesetzt.
Derweil tritt Black Fox, der schon der Mentor ihres Vaters gewesen war, an seine Schülerin heran und bittet sie, ein Artefakt aus dem Sanctum Sanctorum von Dr. Strange zu stehlen. Zusätzliche Unterstützung erhält das Team durch Xander, der die magischen Sperren aufheben soll. Obschon es ihnen gelingt, in das Haus einzudringen, hat es seine Tücken, und auch Xander wartet mit einer bösen Überraschung für seine Kameraden auf.
Nachdem auch dieser Coup letztendlich geglückt ist, wird schon der nächste vorbereitet. Diesmal muss Black Cat nicht mal einbrechen, denn die Fackel alias Johnny Storm öffnet seiner Besucherin bereitwillig die Tür zur Wohnung der Fantastic Four. Bevor jedoch Black Cat mit dem Zielobjekt den Rückzug antreten kann, bringt Sonny den Plan durcheinander. Obendrein gelingt es Blastaar, das Tor zur Negativen Zone zu öffnen. Aber womöglich noch schlimmer als er ist der Zorn der Invisible Woman alias Susan Storm, als sie ihr Haus in Trümmern vorfindet.
Das Zitat auf dem Back-Cover von „Sci Fi Pulse“, in dem behauptet wird, die Reihe sei „Die beste Marvel-Serie. Höchst empfehlenswert.“, klingt schon etwas übertrieben, doch dass die Lektüre Spaß macht, will man ganz gewiss nicht bestreiten.
Die Handlung wird aus der Sicht von Black Cat erzählt und flott kommentiert. Wer die Protagonistin noch aus früheren Abenteuern kennt, schätzt sie sowohl wegen ihres unkonventionellen Verhaltens als auch wegen ihrer Loyalität gegenüber Freunden und Verbündeten. So mancher findet außerdem, dass sie die ideale Partnerin und Freundin von Spider-Man alias Peter Parker ist und die Art und Weise, wie sie damals abserviert wurde, um seine Ex MJ Watson zurückzubringen, sehr konstruiert wirkte, ja, schwach und wenig nachvollziehbar war. Aber darum geht es hier nicht.
Black Cat tritt nicht als Partnerin oder Anhängsel eines anderen auf, sondern folgt eigenen Pfaden, begleitet von ihrer persönlichen Gang beziehungsweise Vertrauten. Es scheint zwar, als würde durch Sonny ein vorübergehender love interest eingeführt, doch jemand, der ihr das Wasser nicht reichen kann, rangiert letztendlich als weiterer Spaß-Faktor, denn, trotz aller Action, geht es hier tatsächlich um den Spaß und nicht um Romantik oder Verbrechen mit viel Blut und Gore.
Die Diebe riskieren eine Menge, um etwas zu stehlen, was Geld bringt oder jemandem - Black Fox - sehr wichtig ist und gut bezahlt wird. Dabei sind sie bemüht, Verletzte oder gar Tote zu vermeiden. Selbst die entwendeten Objekte richten keine Folgeschäden an. Und wenn ein Einbruch entgleist, tun sie alles, um die unerwartete Gefahr zu bannen. Dadurch bleiben die Gentlemen-Schurken Sympathieträger, obschon man weiß, dass deren Tun nicht richtig ist und sie aufgrund ihres Könnens auch anderweitig ihre Brötchen verdienen könnten. Aber Storys über Felicia Hardy als Chefsekretärin oder Gymnastiklehrerin wären freilich weniger interessant als die Diebestouren von Black Cat, und als Detektivin/Söldnerin war sie ja bereits unterwegs.
Der Humor kommt auch in den Zeichnungen zum Ausdruck, denn die Protagonisten zeigen nicht bloß ein hübsches Gesicht zum Anschauen; vielmehr schneiden sie situationsbedingt Grimassen, und auch die Titelheldin sieht in den Panels nicht so glatt und idealistisch aus wie auf dem Cover-Artwork (unter anderem von J. Scott Campbell).
„Black Cat“-Fans werden sicher bei dieser neuen Serie zugreifen und ihr Vergnügen haben. Der Plot ist witzig und spannend, die Zeichnungen reichen leider nicht ganz an die Titelillustrationen heran. Um die Bezeichnung „beste Marvel-Serie“ zu verdienen, sollten Inhalt und Optik mehr Hand in Hand gehen, und was man als das Beste empfindet, ist sowieso Geschmacksache.