Julie Kagawa: Im Schatten des Fuchses (Buch)

Julie Kagawa
Im Schatten des Fuchses
(Shadow of the fox, 2018)
Schatten-Serie 1
Übersetzung: Beate Brammertz und Ute Brammertz
Heyne fliegt, 2019, Hardcover, 480 Seiten, 17,00 EUR, ISBN 978-3-453-27205-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Fernöstliche Fantasy - das kennen wir von „Der Clan der Otori“ aus der Feder Lian Hearns und einigen wenigen anderen Verfassern, die sich des fernöstlichen Settings bedient haben. Bestseller-Autorin Julie Kagawa nutzt dieses dem westlichen Leser so unbekannte Setting für eine Trilogie, deren ersten Band ich vor mir liegen habe.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen zwei Figuren. Die eine, die als Baby in die Obhut eines Klosters gegeben wurde, ist eine Halb-Kitsume - eine Fuchs-Gestaltwandlerin -, der andere ein Samurai, in dessen Schwert ein Dämon gefangen ist.

 

Beim Überfall auf das Kloster überlebt nur Yumeko den Angriff der Dämonen. Es gelingt ihr, den Grund für den Überfall - eine Schriftrolle mit deren Hilfe man den Großen Drachen wecken und einen Wunsch äußern kann, zu retten. Schon einmal wurde der Große Drachen von einem Bittsteller, der nicht integer, dessen Seele verdorben war um etwas gebeten - die Vernichtung weiter Landstriche und unzähliger Leben war die Folge.

Nun gilt es, die Schriftrolle im Auftrag des verstorben Abts vor den Verfolgern in Sicherheit zu bringen.

Auf ihrer Flucht trifft sie zunächst auf den Samurai, der ausgesandt wurde, eben jene Schriftrolle für seinen Auftraggeber zu sichern. Dass Yumeko die Rolle in ihrem Besitz hat, dass sie eine gestaltwandelnde Halbfüchsin ist, darf der emotionslose Krieger nicht erfahren, sonst müsste er das Dämonengezücht töten.

Auf ihrem Weg in ein anderes Kloster schließt sich den Beiden noch ein Ronin an. Die drei Gefährten wachsen immer mehr zu einer Gruppe zusammen, die sich den Widrigkeiten, Gefahren und Bedrohungen stellt.


Die Welt, die uns Kagawa beschreibt, ist ein uns sehr fremdes Setting. Geschickt flechtet die Autorin alte Mythen Japans in ihre Handlung ein, macht uns mit dem Sagen-Schatz und insbesondere dem übernatürlichen Figuren-Pantheon Japans bekannt. Hier scheint sie sehr gründlich recherchiert zu haben - sowohl die Darstellung des Lebens, der Umstände unter denen die verschiedenen Schichten hier existieren, ihre Kleidung und Sitten fließen in den Plot mit ein.

Inhaltlich konzentriert sie sich auf ihre beiden Hauptfiguren, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Hier die lebenslustige, empathische und überschwängliche Yumeko, dort der verschlossene, ein Geheimnis hütende Tatsumi. Im Verlauf der Handlung machen Beide eine deutliche Entwicklung durch. Während die Halbkitsume erwachsen wird und Verantwortung übernimmt, wird der Samurai offener. Dass eine beginnende Romanze zaghaft angedeutet wird sei angemerkt, ist aber noch nicht weiter wichtig.

Die anderen Figuren bleiben in ihrer Ausgestaltung eher rudimentär, die Autorin konzentriert sich fast gänzlich auf ihre beiden Hauptfiguren. Deren Entwicklung verläuft manches Mal etwas abrupt, hier hätte eine etwas behutsamere Entwicklung glaubwürdiger gewirkt.

Letztlich ist der Band als Auftakt eines Jugendbuch-Zyklus als gelungen anzusehen. Die wenigen handlungsrelevanten Figuren werden überzeugend gezeichnet, sprachlich bietet sich der Text modern und schnörkellos an. Der Leser erhält einen detailreichen Einblick in die klassische japanische Kultur- und Sagenwelt und für Dramatik, Action und Spannung ist angesichts der Dämonen-Angriffe gesorgt.