Supernatural 2: Origins (Comic)

Peter Johnson & Eric Kripke
Supernatural 2
Origins
(Supernatural: Origins # 1-6, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Franz Công Búi
Zeichnungen von Matthew Don Smith
Farbe von J. D. Mettler
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 128 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-004-2

Christel Scheja

„Supernatural“ fing ursprünglich als klassische Abenteuerserie an, in der zwei Brüder übernatürliche Wesen jagen wie ihr Vater, weil ein gelbäugiger Dämon ihrer Familie grausam zugesetzt hat. Seit der dritten Staffel ahnt man allerdings, dass noch viel mehr dahintersteckt. Die Erde steuert eigentlich auf den letzten großen Konflikt zwischen Himmel und Hölle zu – die Apokalypse. Ausgerechnet Sam und Dean, die mittlerweile unzertrennlichen Brüder, spielen eine nicht unerhebliche Rolle dabei.

Die Graphic Novel „Origins“ kehrt ebenfalls zu den Anfängen zurück, noch weiter als „Der verlorene Sohn“. Sam und Sean sind in dem ganzen eher Nebenfiguren, weil kleine Kinder. Die eigentliche Geschichte dreht sich um John Winchester, den Vater der beiden Jungen. Dessen Welt ist aus den Fugen geraten, als er miterleben musste, wie seine Frau auf grausame Art und Weise starb und das Haus der Familie bis auf die Grundmauern niederbrannte. Er kennt den Schuldigen, weiß aber nicht, wie er an ihn herankommen soll. So erleben die Einwohner seines Heimatortes John Winchesters erste Wandlung mit – von dem freundlichen Mann zu einem von Hass zerfressenen Wahnsinnigen, der alles zu tun versucht, um sich zu rächen, aber nicht wirklich weiß, wie er damit anfangen soll, ihn zu finden. Erst ein Fremder gibt ihm die Möglichkeit sein Leben wieder in geordnete Bahnen zu bringen ohne dabei sein Ziel aus den Augen zu verlieren. John Winchester wird zu einem Jäger, der sich darauf spezialisiert, übernatürliche Wesen zu jagen. Gemeinsam mit anderen stellt er sich diesen. Anfangs gerät er noch ständig in Gefahr, das aber legt sich, als er seine Skrupel und seine Gefühle verdrängt. Allein seinen Kindern gegenüber zeigt er noch so etwas wie Liebe, aber gerade der ältere Dean merkt, dass sich sein Vater langsam aber sicher ändert und weiß nicht, was er davon halten soll, denn es macht ihm Angst. Er ist nahe daran, davonzulaufen, aber da ist auch noch die Sorge um Sam, der eigentlich nicht gehen will, weil er nichts anderes als das Vagabundendasein kennt. Denn auch wenn John Winchester von nun an ein unstetes Leben führt und von Ort zu Ort zieht, so kann er seine Söhne doch nicht zurücklassen, weil er sie nicht auch noch verlieren will – und genau weiß, dass jedes entkommene intelligente Monster sich an ihm durch die beiden Jungen rächen wird.

Durch die Fernsehserie weiß man zwar ungefähr, warum John Winchester zu einem Jäger geworden ist, die Verwandlung vom liebenswerten Familienvater zum eiskalten Killer bekommt man aber nicht einmal in Rückblenden mit. „Origins“ übernimmt es nun, diese Geschichte zu erzählen und die Veränderungen in John Winchester aufzuzeigen – von dem verzweifelten und wütenden Witwer, der nicht wirklich weiß, wie er an den Mörder seiner Frau herankommen soll bis hin zu dem kalt planenden Jäger, der inzwischen Geduld gelernt hat.

Die Zeichnungen sind in einem harten und plakativen Stil gehalten, der viel von der Schwere und Tragik der Handlung einfängt. Die satten aber eher dunklen Farben tun ihr Übriges dazu, um die düstere Stimmung zu vertiefen. So fallen auch die wenigen Lichtblicke mehr auf als in einem ausgeglicheneren Farbschema.

Vielleicht werden die Grausamkeiten nicht so sehr in Szene gesetzt, aber der Comic ist dennoch nichts für Leser, die nur auf oberflächliche Action aus sind. Dafür steht zu viel verdeckt in den Bildern und den Dialogen, das man erst mit einer gewissen Reife verstehen kann. Und es wird auch weniger gekämpft und gejagt als zu vermuten ist, denn die Geschehnisse sind nur Mittel zum Zweck, um den inneren Wandel in John Winchester und sein Verhältnis zu den Söhnen aufzuzeigen. Verstehen kann man die Geschichte zwar auch, wenn man die Serie nicht gesehen hat, aber dabei entgehen einem dann die Anspielungen und Andeutungen, die es für die Fans von „Supernatural“ zu entdecken gibt.

Alles in allem ist „Origins“ ein interessantes Prequel zur Fernsehserie, das gerade dem Vater von Sam und Dean mehr Tiefe gibt. Dabei vergisst der Comic aber auch nicht, deren düstere und morbide Atmosphäre einzufangen und zudem ein wenig Action zu bieten. Dennoch werden nur Fans der Serie die Geschichte wirklich genießen können, da sie ganz deutlich auf sie zugeschnitten ist.