Replicas (BD)

Replicas
USA 2018, Regie: Jeffrey Nachmanoff, mit Keanu Reeves, Thomas Middleditch, Alice Eve u.a.

Rezension von Elmar Huber

Der Neurowissenschaftler Will Foster (Keanu Reeves) arbeitet an einer Methode, mit der menschliches Bewusstsein in ein synthetisches Gehirn übertragen werden soll. Nachdem das jüngste Experiment missglückt ist - der Proband zerstört in Panik seinen neuen, künstlichen Körper -, verordnet sich Will einen Wochenendausflug mit seiner Familie.

Auf dem Weg haben die Fosters einen Unfall, bei dem Wills Ehefrau Mona (Alice Eve) und die drei Kinder sterben. Noch am Unfallort extrahiert der Wissenschaftler in einer Kurzschlussreaktion die Neuromuster seiner Lieben und klont mit Hilfe seines Freundes und Kollegen Ed seine Frau und zwei seiner Kinder - mehr Klontanks stehen nicht zur Verfügung. Nach ihrer Fertigstellung will er in diese neuen Körper die Neuromuster seiner Familie zurück übertragen.

Trotz aller Widrigkeiten gelingt das Unternehmen. Doch können Will und Ed die illegale und ethisch fragwürdige Aktion nicht lange vor ihrem Umfeld und ihrem Arbeitgeber geheimhalten.


Die Zutaten für diese moderne Frankenstein-Variante aus der zweiten Reihe hören sich tatsächlich sehr vielversprechend an. Ein ethisches Dilemma ist vorprogrammiert, von den logistischen Schwierigkeiten einmal ganz zu schweigen.

Die Hauptschwäche des Films ist jedoch, dass zwar auf allen Ebenen Potenzial vorhanden ist, doch jede Möglichkeit, Spannung aufzubauen, sträflich ungenutzt bleibt. Trotzdem dass über die auftretenden Probleme sehr wohl geredet wird, ist für den Zuschauer nichts davon zu spüren; alles passiert schon fast zu einfach. Da werden vier Klontanks von einer einzelnen Person gestohlen und durch die Gegend gefahren, als handelt es sich um einige Kisten Bier, geschweige denn dass das Fehlen dieser Millionenschweren Technik über einen langen Zeitraum unbemerkt bleibt.

Weder Frau noch Kinder tauchen wochenlang nicht auf, und niemand wird stutzig beziehungsweise werden entsprechende Nachfragen fadenscheinig beschwichtigt, und das war es. Auch die Klone akzeptieren sehr schnell, was sie sind, was Will getan hat, und auch das Fehlen von Kind Nummer 3 scheint eher ein Kavaliersdelikt.

So glänzt „Replicas“ vor allem mit der Unentschlossenheit, welche Geschichte überhaupt erzählt werden soll. Lediglich die subversive Schluss-Szene zeigt, was möglich gewesen wäre.

Wie es für einen SF-Film gehört, sind einige ganz ordentliche Effekte enthalten, vor allem bei der Darstellung der Roboter. Was das Head-Display und die optische Steuerung angeht, mit der Will seine Technik bedient, hat sich Regisseur Jeffrey Nachmanoff wohl von „ Vernetzt - Johnny Mnemonic“ inspirieren lassen, und man muss feststellen, dass Keanu Reeves ohne „John Wick“-Vollbart kaum älter aussieht als damals, 1995. Ansonsten herrscht optisch TV-Niveau.

„Replicas“ könnte ein eindringliches Ethik-Drama mit Action-Garnitur sein. Doch keine der vielen vorhandenen Chancen zum Spannungsaufbau wird auch nur annähernd genutzt. Schade drum.


BD-Facts:
Bild: 2,39:1 (1080p)
Ton: deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Untertitel: deutsch für Hörgeschädigte

BD-Extras:
Making-of, entfallene Szenen