Tee? Kaffee? Mord! - Ein Fall für Nathalie Ames 1: Der doppelte Monet, Ellen Barksdale (Buch)

Tee? Kaffee? Mord! - Ein Fall für Nathalie Ames 1
Der doppelte Monet

Ellen Barksdale
Übersetzung: Ralph Sander
be-ebooks, 2017, eBook, 1,99 EUR

Rezension von Elmar Huber

„Der besondere Reiz dieser hügeligen Landschaft lag für Nathalie darin, dass man immer das Gefühl von Ruhe und Abgeschiedenheit hatte, auch wenn das nächste Dorf gleich hinter der Hügelkuppe lag, die einem auf angenehme Weise die Sicht versperrte. Wenn man mit dem Auto oder auch nur mit dem Fahrrad unterwegs war, konnte man den Nachbarort innerhalb von wenigen Minuten erreichen, und selbst zu Fuß waren die meisten Strecken nicht sehr lang, wenn man ausgiebige Spaziergänge gewöhnt war. Man befand sich also nie wirklich am Ende der Welt, aber wenn man wollte, konnte man sich so fühlen.“

Aus heiterem Himmel erhält die junge Nathalie Ames, Statistikerin in einer Werbeagentur in Liverpool, einen notariellen Brief, der sie über den Unfalltod ihrer Tante Henrietta informiert und dass sie, Nathalie, neben Henriettas Hang zu klassischen Kriminalromanen, nun auch das „Black Feather“ geerbt hat, eine Mischung aus Pension, Pub, Café und Imbiss im beschaulichen Earlsraven, etwa drei Autostunden von Liverpool entfernt.

Gleich bei ihrem Antrittsbesuch im „Black Feather“, bei dem sie vor Ort den allgemeinen und finanziellen Zustand ihres Erbes prüfen möchte, läuft Nathalie der schrulligen Cecily Beresford in die Arme, die ihr eine wirre Geschichte von einem Monet erzählt, der gar nicht ihr Monet ist.

Schnell bemerkt Nathalie, dass ihre Tante nicht nur eine kluge, ehrliche und vorausschauende Wirtschafterin war und bei jedermann in Earlsraven geschätzt und beliebt, sondern in einem versteckten Raum auch eine Tradition fortführte, die bereits die Vorbesitzerin des Gebäudes, Miss Appleby, pflegte. Nämlich alles zu notieren und zu sortieren, was sie in Earlsraven so beobachtete und mitbekam. Hatte Miss Appleby dieses Wissen noch benutzt, um sich kleine Gefälligkeiten zu erlisten, konnte Henrietta mit Hilfe einiger dieser Notizen und ihrer Köchin Louise Cartham schon bald einen Mörder überführen.

Und auch Cecily Beresfords augenscheinlich verwirrtes Gerede über vertauschte Bilder scheint ein Fall zu sein, der sich mit Hilfe dieser umfangreichen Informationssammlung lösen lässt.
„Sie wusste von Geheimgängen und Korridoren in alten Herrenhäusern, die hinter den Kulissen verliefen und meistens dem Personal gedient hatten, damit die hohen Herrschaften dem einfachen Volk nicht begegnen mussten. Nur waren das schmale Korridore und enge Wendeltreppen, die so wenig Platz beanspruchten, dass man schon genauer hinsehen musste, um sie überhaupt zu bemerken. Das hier dagegen war von einer ganz anderen Größenordnung, da die Existenz eines kompletten Zimmers von bestimmt fünfzehn Quadratmetern Größe verschwiegen werden sollte.“


Neben der Flaggschiff-Serie „Cherringham - Landluft kann tödlich sein“ hat das Bastei Lübbe eBook-Label be mit „Tee? Kaffee? Mord! - Ein Fall für Nathalie Ames“ eine weitere Cozy-Crime-Serie am Start, die in eine ganz ähnliche Kerbe schlägt und doch mit eigenständigen Ideen überzeugen kann.
 
Sobald Nathalie die Nachricht vom Tod ihrer Tante und ihrem überraschenden Erbe verdaut hat, läuft es schon sehr bald darauf hinaus, dass sie ihr Erbe, entgegen den Bemühungen ihres Freundes Glenn, annehmen wird. Alles andere würde im Hinblick auf den weiteren Verlauf der Serie auch keinen Sinn ergeben. Zumal Nathalie das „Black Feather“ von zahlreichen Besuchen kennt und dort ein familiäres Miteinander von Gästen und Angestellten herrscht, dass es ein Verbrechen wäre, diese gemütliche und ökologisch einwandfrei geführte Goldgrube auszuschlagen oder weiter zu veräußern. Dennoch muss sich die rationale Seite Nathalies natürlich über einige Tage mit den Büchern und den Abläufen beschäftigen, während der die Angestellten um ihre Zukunft bangen und hoffen. Während dieser Tage lernt auch der Leser den einen und anderen Angestellten und Stammgast kennen und natürlich die vermeintlich meschugge Cecily Beresford.

Weniger freiwillig wird Nathalie von Louise, der Köchin und Vertrauten ihrer Tante, in das Geheimnis des verborgenen Zimmers eingeweiht, das sie mit ihrem detektivischen Spürsinn entdeckt. Hier hat Autorin Ellen Barksdale ihrer Figur ihre eigene Begeisterung für die Romane von Agatha Christie und Georges Simenon auf den Leib geschrieben. Zuerst ist Nathalie geschockt, doch lässt sie sich von Louise vom Nutzen der dort gelagerten Informationssammlung überzeugen, nicht zuletzt, da sich damit der Gemäldefall aufklären lässt.

Insgesamt hat man mit „Tee? Kaffee? Mord! - Ein Fall für Nathalie Ames“ eine sympathische (Kurz-) Krimi-reihe am Laufen, die vor allem von der heimeligen, liebenswerten und dörflichen Wohlfühlstimmung lebt, welche im und um das „Black Feather“ herrscht. Die Figuren sind gut und sympathisch bodenständig gezeichnet, ohne naiv zu wirken. Der Roman gestaltet sich aufgrund der Kürze angenehm kompakt und lässt sich locker runterlesen.

Dass der eigentliche Fall des doppelten Monets beinahe beiläufig abgehandelt wird, lässt sich verschmerzen, immerhin müssen in diesem ersten Teil ein Großteil der Figuren eingeführt und die Situation an sich skizziert werden. Einige Anmerkungen können bereits als Anknüpfpunkte für weitere Fälle und eine beginnende horizontale Erzählebene interpretiert werden, sodass für Nachschub ausreichend gesorgt sein dürfte.
 
Dies ist ein sympathischer Einstieg in eine weitere Cozy-Crime-Serie, die in angenehmer Kürze alles hat, was man von dem Genre erwartet.