Graham Masterton: Der Höllenpanzer (Buch)

Graham Masterton
Der Höllenpanzer
(The Devils of D-Day, 1978)
Übersetzung: Dirk Simons
Titelbild: Arndt Drechsler
Festa, 2020, Hardcover, 272 Seiten, 34,99 EUR

Rezension von Elmar Huber

„Es gibt viele Geschichten vom Krieg. Manche sind bloß Märchen, aber in unserer Gegend erzählt man sich einiges darüber. Da unten, etwa einen Kilometer von Pont-d‘Ouilly entfernt, steht ein alter US-Panzer in einer Hecke. Da wagt sich nachts niemand hin. Man sagt, man höre die toten Männer noch immer darin sprechen, wenn die Nacht besonders finster ist.“

Bei seiner Recherche für ein Buch über den Zweiten Weltkrieg stolpert der Landvermesser Dan McCook in der Normandie über eine skurrile lokale Legende: Im Juni 1944 sollen dreizehn schwarze Panzer Hitlers Truppen nahe Le Vey förmlich dahingemetzelt haben. Zwölf der Panzer sind auf Nimmerwiedersehen verschwunden, einer steht noch, halb zugewachsen, in der Nähe des ehemaligen Schlachtfeldes.

Eine dämonische, verderbliche Aura umgibt das Fahrzeug, aus dem man nachts angeblich Flüstern und Lachen hört. Selbst die fest verschlossenen Luken und das angeschweißte Kreuz können das Böse nicht vollständig bannen.

Gemeinsam mit dem lokalen Priester und der schönen Bauerstochter Madeleine Passerelle geht McCook den Ereignissen auf den Grund. Und was sie aus dem Panzer befreien, ist jenseits aller Vorstellungskraft.

„Niemand weiß viel über die Panzer. Doch diese Modelle waren anders als die übrigen amerikanischen Modelle. Die Panzer waren sehr, sehr andersartig, und Pastor Anton, unser Priester, sagt, sie seien damals direkt aus l‘enfer gekommen - aus der Hölle.“


„The Devils of D-Day“ müsste Graham Mastertons fünfter Roman gewesen sein, und obwohl seine ersten Bücher ganz erfolgreich liefen, gab es von „D-Day“ bislang noch keine deutsche Übersetzung. Ein Umstand, den wieder einmal der Festa Verlag geändert hat, der „Der Höllenpanzer“ nun in seiner Reihe „Pulp Legends“ präsentiert.

Der Roman wirkt, vielleicht durch das Kriegsthema, dreckiger und ungeschliffener als Mastertons prominente Romane und genießt wohl auch in englischsprachigen Sammlerkreisen den Ruf eines kleinen Underground-Klassikers. Das Hardcover auf Amazon.com schlägt derzeit mit 220,00 Dollar zu Buche, und auch die Paperback-Ausgaben sind antiquarisch nicht unter rund 20,00 Dollar zu haben. Ob man als deutscher Leser dafür 35,00 EUR hinlegen möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Es kommt einmal mehr die typische Masterton-Roman-Formel zum Einsatz: Ein Jedermann (Amerikaner!) wird auf skurrile Art mit einer Inkarnation des Bösen konfrontiert, und die Cowboy-Gene lassen einfach nicht zu, diese Entdeckung ruhen zu lassen. Es kommt zum Austausch mit den dämonischen Kräften, ein Eingeweihter, hier ein Priester, leistet Unterstützung, und alles mündet in ein überschäumendes Finale, unvermittelte Schützenhilfe inklusive. So hat man das auch schon in „Der Manitou“, „Der Dschinn“, „Die Sphinx“ etc. gelesen.

„Der Höllenpanzer“ im Speziellen punktet mit einer sehr stimmungsvollen Exposition, der Schauplatz „wolkenverhangene Normandie“ gefällt, wie auch die Mythologie der dreizehn Dämonen, deren Spuren sich durch die (Kriegs-) Geschichte der Menschheit ziehen. Dazu ist diese Mixtur aus Kriegs-, Dämonen- und Exorzismus-Story sehr straight und ohne Leerlauf erzählt. Auch der deutliche Fingerzeig auf die fragwürdige ‚Der Zweck heiligt die (unheiligen) Míttel‘-Mentalität des Militärs macht den Roman sympathisch.

Das Titelbild von Arndt Drechsler und überhaupt die komplette Covergestaltung, Aufmachung und Verarbeitung sind gewohnt gelungener Festa-Standard.

Alles in allem ist „Der Höllenpanzer“ ein kurzweiliger Horror-Roman, der das „Pulp“-Siegel zu Recht trägt und der wegen seiner Ecken und Kanten interessant wird.