Colleen Gleason: Brennendes Zwielicht – Das Buch der Vampire 4 (Buch)

Colleen Gleason
Brennendes Zwielicht
Das Buch der Vampire 4
(When Twilight Burns)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Firouzeh Akhavan-Zandjani
Titelillustration von Stefanie Bemmann
Blanvalet, 2010, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 448 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-442-37548-6

Carsten Kuhr

Der Sommer 1821 zieht herauf, und unsere Heldin Luca Victoria Gardella Grantworth de Lacy kehrt nach zwei Jahren Vampirjagd in Rom nach London zurück. Sie hat zwei Jahre hinter sich, die sie geprägt haben.

Sie musste miterleben, dass ausgerechnet Max, der Mann, zu dem sie sich hingezogen fühlt, der sie alles über das Vampirjagen gelehrt hat, nicht nur mit einer anderen verlobt ist, sondern ihre eigene Tante umgebracht hat. Dass er dies nur tat, um schreckliche Gefahr vor der Menschheit abzuwenden, mag als Entschuldigung gelten, doch vereinfacht es ihr Leben nicht unbedingt. Dazu kommt, dass sich mit dem charismatischen Verführer Sebastian ein weiterer Galan, noch dazu recht erfolgreich, um ihre Zuneigung bemüht. Als Anführerin der Venatoren, als Illa Gardella, sollte sie eigentlich die Jagd nach den Vampiren anführen, daneben als letzte reinrassige Nachfahrin der ersten Vampirpfählerin für den Erhalt der Blutlinie sorgen. Doch neben dem emotionalen Dreieck derer, die so nicht zusammenkommen können, muss sie sich um einen weiteren Kriegsschauplatz kümmern. Noch in Rom wurde sie von einem Vampir gebissen. Eigentlich sollte sie bereits zu einer Untoten verwandelt worden sein, doch noch wehrt sie sich mit aller Kraft, die ihr die beiden vis bullae verschaffen, dem roten Blutdurst und dem Bösen zu verfallen. Als Lilith, die Königin der Vampire, nach London kommt, spitzen sich die Ereignisse zu. Daywalker schlagen im Sonnenlicht zu, der König selbst soll anlässlich seiner Krönung überfallen werden, und Lilith will Max zurück. Mehr als genug Schauplätze für Victoria also, um mit ihrem Pflock Vampire in Staub zu verwandeln. Doch weit schlimmer ist die Frage, für welchen Mann sie sich entscheiden soll, und ob der Erwählte dann überhaupt will …

Im vierten Band der Reihe verlagert sich das Geschehen aus der Ewigen Stadt zurück an die Themse. Während wir, und mit uns die Handlung, in den letzten beiden Bänden ganz in den geschichtlichen Orten und deren Bedeutung aufgegangen sind, in der die Autorin dann ihre spannende Handlung hineingesetzt hat, birgt die Rückkehr nach London vom Setting her wenig Neues. London selbst bleibt als Bühne blass, und auch die Darstellung der Haute Volee mit ihren Debütantinnen, den prächtigen Bällen und luxuriösen Kleidern, bleibt weit hinter dem ersten Band zurück. Stattdessen macht sich unsere Erzählerin auf, das Böse zu bekämpfen. Dieses Mal nicht nur in Form finsterer, heimtückischer Vampire, sondern auch in sich selbst. Das Dilemma, das sie hier heimsucht, dass ausgerechnet sie, die hehre Anführerin, vom Bösen verführt und überwältigt zu werden droht, ist angerissen, wird aber lange Zeit fast schon vernachlässigt. Zu sehr steht die Jagd auf die unbekannten Daywalker auf dem Plan, muss sich Victoria zudem mit einem hartnäckigen Ermittler auseinandersetzen, der sie an den Strick bringen will. Beides bietet viel Platz für spannende Auseinandersetzungen, Kämpfe und immer wieder einen Schuss Romantik, lässt aber leider kaum Raum für eine dezidierte Charakterentwicklung. Hier hat die Autorin die Chance verschenkt, ihre Handlung mit mehr Tiefe anzureichern.

Was bleibt ist ein zum Teil rasanter Spannungsroman voller Action, dem jedoch ein wenig das besondere Flair seiner Ära fehlt.