Simon R. Green: Todgeweihte leben länger (Buch)

Simon R. Green
Todgeweihte leben länger
(Dead Man Walking, 2016)
Übersetzung: Bastian Ludwig
Feder & Schwert, 2019, Taschenbuch, 256 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86762-354-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Abseits der Kenntnis der allermeisten Menschen existieren sie - die Bestien in Menschengestalt, die Aliens unter uns, die Teufel und Dämonen, gefallenen Engel und Magier. Damit ihre Existenz unbekannt, ihr Wirken unbemerkt und ihre Pläne unerreicht bleiben gibt es auch sie: mächtige Geheimorganisationen, zumeist ohne Namen, die sich um die Aufrechterhaltung des Status Quo bemühen.

In der Geheimorganisation schlechthin tue ich Dienst; gestatten, nein weder Drood noch Nightside-Bewohner, auch kein intergalaktischer Söldner, nur ein auf der Erde Gestrandeter bin ich, Ishmail Jones genannt. Seit Anfang der 60er Jahre diene ich in der Organisation, seit Kurzem habe ich eine Partnerin an meiner Seite.

Jetzt werde ich in ein streng gesichertes Anwesen entsandt, um einen Überläufer, auf den Zahn zu fühlen - ist er wirklich derjenige, der er zu sein behauptet? Und weiß er das, was er als Eintrittskarte anbietet?

Kaum sind wir im Anwesen angekommen, das jedes Gefängnis in den Schatten stellt, beginnen unheimliche Vorgänge. Da hört man Schritte, sieht Schatten aus den Augenwinkeln und dann beginnt das Morden - und selbst mit meinen Fähigkeiten, habe ich Probleme, den Täter zu entlarven.


Als eine der letzten Veröffentlichungen von Feder & Schwert erschien der zweite von im Original bislang insgesamt sechs Romanen um Ishmail Jones auf Deutsch. Man mag müßig darüber lamentieren, ob es den Verlag weiter geben würde, hätte man das Programm nur ein wenig gestrafft, hätte man sich auf die Urban-Fantasy-Romane von Simon Green, Jim Butcher, Charlaine Harris und Richard Kadrey konzentriert. Dem Vernehmen nach waren hier die Umsätze durchaus ausreichend, wenn man nicht die Verluste anderer Reihen und des Mutterverlags hätte mit abdecken müssen. Sei´s drum - mehr als schade und zu bedauern ist es auf jeden Fall, dass ein Verlag seine Pforten schließt, der uns Titel präsentierte, die anders, besonders und ungewöhnlich waren.

Mit Simon Green ist das so eine Sache: Zu Beginn seiner Reihen sind die Romane voller Pepp, temporeich und abenteuerlustig, bieten atemberaubend rasante Action, aberwitzige Situationen und jede Menge Ironie - dann flachen sie zumeist rapide ab.

Vorliegender zweiter Band der Ishmail-Jones-Reihe legt beredt Beispiel dafür ab. Die Grundanlage gleicht der im ersten Band frappierend. Wieder wird Ishmail - diesmal in Begleitung - in einem hermetisch von der Außenwelt und damit von Helfern abgeschotteten Anwesen gefangengesetzt und muss fast schon ein wenig hilflos miterleben, wie seine Mitgefangenen der Reihe nach gemeuchelt werden.

Die Suche nach dem Verantwortlichen und dessen Motive dauert dann ein wenig, die Lage wird chaotischer und leider verliert Green auch ein wenig seinen roten Faden aus dem Visier. In den nächsten Bänden, die wohl auf Deutsch kaum mehr erscheinen werden, wird es wieder besser - zumal auch der Kosmos um Ishmail und dessen Partnerin weiter ausgebaut wird.

So bleibt einmal mehr der Beginn einer zum Großteil tollen Reihe in der Luft hängen und wird der Fan Green’scher Power-Fantasy nicht umhinkommen, zum englischsprachigen Original zu greifen.