H. G. Wells 3: Der Krieg der Welten 2 (Comic)

H. G. Wells 3
Der Krieg der Welten 2
(La Guerre des Mondes 1, 2017)
Adaption: Dobbs
Titelbild und Zeichnungen: Vicente Cifuentes
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2017, Hardcover, 56 Seiten, 15,80 EUR, ISBN 978-3-95839-504-6

Rezension von Elmar Huber

Einige Tage nach der Landung der Marsianer in Surrey erreichen die Außerirdischen die Hauptstadt London, wo die imperiale Überheblichkeit schnell in nackte Panik umschlägt und eine Massenflucht beginnt.

Gleichzeitig haben sich der junge Philosoph (siehe „Der Krieg der Welten“ 1) und ein Geistlicher in einer Hütte versteckt und müssen hilflos mit ansehen, wie die Marsianer zahlreiche Menschen regelrecht ‚ernten‘, aussaugen und danach wie Müll entsorgen. Auch die Fauna der Erde verändert sich; rotes Unkraut beginnt allerorten zu wuchern. Doch mit dem Blut der Menschen haben die Invasoren auch Bakterien aufgenommen, denen ihre Körper nichts entgegenzusetzen haben.


Nach der anfänglichen Invasion Londons durch die Dreibeiner, ist der zweite Teil von „Der Krieg der Welten“ von einer bedrückenden Endzeit-Stimmung geprägt, in der sich die Hoffnungslosigkeit der Figuren spiegelt.

Tief erschüttert von seiner grauenhaften Beobachtung, dass die Menschen den Außerirdischen als Nahrungsvieh dienen, macht sich der Philosoph auf den Weg in die Hauptstadt, wo sich seine Frau aufhalten sollte. Auf seiner Reise erkennt er, dass selbst die Pflanzenwelt dabei ist, sich radikal schnell zu verändern; alles wird von einer rot wuchernden Masse überdeckt, die an menschliche Blutadern erinnert. Standhaft versucht er, die drohende Verrohung seiner selbst hinauszuzögern, doch der Hunger wird für Mensch und Tier übermächtig, und es geht ums nackte Überleben.

Die Trostlosigkeit der Situation wurde von Dobbs hervorragend eingefangen. Man fühlt förmlich, wie der Philosoph am Rande seiner Menschlichkeit wandelt, widerwillig tut, was zum Überleben getan werden muss, und nur vom Gedanken an seine Familie am Leben gehalten wird. In London angekommen, bietet sich ihm ein Bild des Grauens. Die Stadt scheint menschenleer, die Straßen sind von verlassenen Dreibeinern und sterbenden Marsianern gesäumt. Der kraftlose Angriff eines Außerirdischen ist das letzte Aufbäumen eines Sterbenden. Doch die Vorstellung, dass die übermächtige Gefahr so plötzlich beendet sein soll, ist schlicht unfassbar, so dass es noch einige Zeit dauert, bis die Menschen sich aus ihren Verstecken trauen und wieder Hoffnung einkehrt. Mit dieser gelungenen emotionalen Auslotung der Geschichte ist Teil 2 seinem hastig erzählten Vorgänger überlegen.

Zeichner Vicente Cifuentes („Batgirl“) findet wieder großartige Bilder für die Geschichte, die auf moderne Art das historische Ambiente bedienen und vor allem auch die Gefühlslage der Figuren gut widerspiegeln.

Der zweite „Krieg der Welten“-Teil kann in erster Linie mit den emotionalen Auswirkungen der Invasion vom Mars punkten, die großartig eingefangen wurden.