Jadeträne - Die Insignien des Kaisers - Ein Tsukuyumi Roman, Anja Bagus (Buch)

Jadeträne - Die Insignien des Kaisers
Ein Tsukuyumi Roman
Anja Bagus
Titelbild und Illustrationen: Felix Mertikat
Cross Cult, 2019, Taschenbuch, 280 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-96658-050-2

Rezension von Christel Scheja

„Tsukuyumi“ ist ein Brett-Strategiespiel zu dem inzwischen auch ein Comic aus der Feder von Felix Mertikat erschien, um den Hintergrund zu vertiefen. Anja Bagus fand den Hintergrund so faszinierend, dass sie eine Romantrilogie zu schreiben begann, deren erster Band „Jadeträne - Die Insignien des Kaisers“ nun erschienen ist.


Die Erde ist in einer fernen Zukunft nur noch eine gefährliche Einöde, in der die Menschen ums Überleben kämpfen. Der Mond ist auf die Erde gefallen und zu allem Überfluss ist auch noch der weiße Drache, der in ihm schlief, wieder erwacht. Und er sinnt auf Rache gegen alle Wesen, deren Vorfahren ihm das einst antaten.

Deshalb schickt er immer wieder seine Schergen, die Oni, aus, um die Sterblichen zu verderben, seien sie nun ganz oder nur teilweise menschlich. Auch sein Blut verwandelt Menschen und andere und macht sie zu deren Sklaven.

Die Überlebenden sind nun auf der verzweifelten Suche nach Waffen, mit denen sie den Drachen und seine Diener ein für alle Mal besiegen können. Allerdings sind diese schon seit langem verschollen.

Dennoch machen sich verschiedene Helden aus unterschiedlichen Gründen auf die Suche nach den Artefakten, seien sie nun  von K.I.s erschaffene Cyber-Samurai, kulturtreibende Wildschweine, Angehörige uralter Ritterorden oder abgehalfterte Soldaten, die ihre Einheit verloren haben…


Die Geschichte ist eigentlich recht simpel und spielt mit einem Plot, der so ziemlich jede Fantasy-Queste antreibt. Denn auch diesmal sind es vier Helden, die ganz unterschiedliche Wege gehen, bis sie durch das Eingreifen der Oni dazu gezwungen werden, zusammenzuarbeiten. Nach und nach treffen sie aufeinander und stellen ihr bisheriges Leben in Frage. Vor allem Mitsuko die Cyber-Samurai, die zwischen ihrer Ehre und der Vernunft abwägen muss. Oder Hagen, der ebenfalls an den Kodex seines Ordens gebunden zu sein scheint. Mehr ans Überleben und wesentlich pragmatischer denken dann Staff Sergeant Jackson vom ehemaligen Flugzeugträger „Nomad“ und die Boar Mondohr. Sie stehen auch den Lesern etwas näher.

Die Handlung springt zwischen diesen vier Personen hin und her, die mal getrennt, dann wieder zusammen kleine Abenteuer und gefährliche Situationen bestehen. Immer wieder fallen auch Andeutungen und Hinweise, was eigentlich hinter all dem steckt und was die Lebenden in kürzester Zeit massiv bedrohen könnte, so dass alles noch zu einem Wettlauf gegen die Zeit werden könnte.

Allerdings ist es nicht leicht, sich in das Setting einzufinden, auch wenn es immer wieder entsprechende Erklärungen gibt. denn der Hintergrund ist so bizarr, das man ihn sich nicht wirklich vorstellen kann, die Erläuterungen kommen aus Spannungsgründen manchmal zu kryptisch daher und nicht zuletzt fehlt den Figuren auch etwas an Tiefe, sie bleiben trotz aller Einblicke in die Gedanken und Gefühle doch eher auf Distanz.

Das ganze wirkt wie ein Gemisch aus derzeit beliebten Themen: dystopische Endzeit trifft auf japanische Geisterwelt - aber die Handlung schlägt nicht in ihrem Bann, zu viel Zeit vergeht mit Geplänkel zwischen den Figuren und ihrer Umgebung und als es dann wirklich spannend wird, ist das Buch fast schon vorbei.

„Jadeträne - Die Insignien des Kaisers“ ist ein Roman von Fans für Fans. Gerade wenn man die anderen Werke zu „Tsukuyumi“, das Brettspiel und den Comic kennt, wird man viel Spaß an dieser Erweiterung des Hintergrund haben. Für Neueinsteiger ist das Szenario doch ein wenig zu komplex um einfach einzusteigen und die Handlung bleibt zu oberflächlich und behäbig, um wirklich in den Bann zu schlagen, zumal auch viele allzu vertraute Klischees aus japanischen Endzeitgeschichten, vor allem Mangas, verwendet werden.