Tina Rose: Der weibliche Orgasmus (Buch)

Tina Rose
Der weibliche Orgasmus
Blue Panther Books, 2019, Hardcover, 116 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-86277-099-8 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Von Tina Rose sind bisher die Ratgeber „Anal“, „Blasen“, „Tinder für Frauen“ und „Der weibliche Orgasmus“ erschienen. Von sich selbst verrät die Autorin, dass sie als ausgebildete Sexualpädagogin tätig ist und Beziehungen zu beiderlei Geschlechtern unterhält.


In „Der weibliche Orgasmus“ wendet sich Tina Rose in erster Linie an ein männliches Publikum und spricht den Leser direkt mit „Du“ an.

Zunächst erklärt sie, dass der Orgasmus einer Frau anders funktioniert als der des Mannes und dass er natürlich auch von Frau zu Frau verschieden ist. Sie erläutert, wie wichtig es ist, dass der Mann für die richtige Stimmung sorgt und die Bedürfnisse der Partnerin erkennt, um ihr zu geben, was sie braucht – und sich nicht etwa den eigenen Spaß schnell holt, um anschließend in befriedigten Tiefschlaf zu fallen. Nach zwei, drei solchen Auftritten könnte es nämlich schnell vorbei sein mit dem ‚guten‘ Ruf als Liebhaber und der Liebe.

Dafür, wie man eine Frau verwöhnt, bis sie garantiert einen (multiplen) Orgasmus erlebt, gibt es kein Patentrezept, doch jeder Mann kann lernen und sich darum bemühen, dass auch sie ihr Vergnügen hat. In diesem Zusammenhang finden sich weitere Anregungen unter Stichworten wie „Küssen“, „Vorspiel“, „Handarbeit“, „G-Punkt“, „Stellungen“, „Rollenspiele“ und vieles mehr.


Im Prinzip erfährt der Leser nicht wirklich Neues. Ähnliches hat er vermutlich schon in anderen Ratgebern gelesen, die sich mit dem Körper der Frau und/oder der Sexualität allgemein befassen. Das Buch wirkt eher wie eine Einstiegslektüre trotz des Verzeichnisses der von der Autorin verwendeten Literatur - eigentlich wie ein Titel, der helfen soll, die Hemmschwelle zu überwinden, um sich mit etwaigen Problemen beim Beischlaf überhaupt konstruktiv auseinanderzusetzen.

Was an dem Buch gar nicht gefällt, ist der überhebliche, schnippische Tonfall à la „Na, du armes Würstchen…“, mit dem der Leser angesprochen wird. Er wird regelrecht zusammengestaucht schon mal dafür, dass er ein Mann ist, und erst recht, wenn er seiner Partnerin nicht auf Kommando das Himmelsreich ins Bett holt, woran auch immer das liegen mag. Und dass er, wenn es nicht klappt, grundsätzlich schuld ist, versteht sich von selbst. Nun, sonderlich motivierend wirkt das gewiss nicht auf ein Publikum, das etwas lernen möchte.

Der allgemeine Informationsgehalt mag in Ordnung gehen, aber die Schulmeisterbelehrung mit erhobenem Zeigefinger gar nicht. Wüsste man nicht, dass der Band ernstgemeint ist, würde man annehmen, dass er zur Bespaßung der (zitierten) „Sex and the City“-Fans geschrieben wurde und um Männer in die Ecke zu stellen. Schade!