Thomas Thiemeyer: Wicca - Tödlicher Kult (Buch)

Thomas Thiemeyer
Wicca – Tödlicher Kult
Hannah Peters 5
Titelbild: Thomas Thiemeyer
Knaur, 2019, Hardcover, 486 Seiten, 17,99, ISBN 978-3-426-65364-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Honduras. Das kleine mittelamerikanische Land birgt, tief verborgen unter dem ewigen Grün des Urwaldes, Überbleibsel und Relikte untergegangener Kulturen. Die Archäologen aus aller Welt reißen sich um die Teilnahme an Grabungen, kann man hier doch noch wirklich Unbekanntes entdecken.

Auch Hannah Peters ist bei der neuesten Grabung mit von der Partie. Allerdings muss sie, gerade als sie eine unterirdische Nekropole entdeckt hat, angesichts des um sich greifenden Bürgerkriegs im Land abreisen.

Just in diesem Moment erreicht sie ein Hilferuf einer alten Freundin. Die frühere BBC-Journalistin Leslie ist dem Verschwinden junger Frauen an der Nordküste Englands auf der Spur. Die jungen, zumeist introvertierten Frauen verschwinden seit Jahren spurlos. Ist eine Sekte für das Verschwinden verantwortlich? Der von Fans glühend verehrte Film „The Wicker Man“ weist den Weg. Man mag es kaum glauben, aber die Hinweise auf einen Wicca-Kult, der auch vor Menschenopfern nicht zurückschreckt, verdichten sich. In dem Film sieht man als Requisite dann auch etwas, das Hannah Peters vor Jahren in Jordanien das erste Mal sah: ein Relikt der legendären Nabatäer.

Die Spur führt unsere beiden Frauen also in den Jemen. Hier, in der antiken Handelsmetropole Petra, stand einst, wohl versteckt, eine Truhe mit dem Wertvollsten, was es auf Erden gab: einen Samen vom legendären Lebensbaum. Was aber hat das mit einem der angesehensten Adelsgeschlechter Großbritanniens zu tun, und wer versucht die Nachforschungen der beiden Frauen mit allen Mitteln zu stoppen?


Thomas Thiemeyer tut es erneut - zum nunmehr fünften Mal legt er einen Wissenschaftsthriller vor, der sich von den Anlage und dem Plot her vor den angloamerikanischen Konkurrenten nicht verstecken muss. Ein wenig habe ich ein Nachwort vermisst, in dem uns der Autor berichtet hätte, inwieweit sein Plot auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht und was seiner reichhaltigen Phantasie entsprungen ist.

Nun lassen wir die beiden Elemente, aus denen sich der Roman zusammensetzt, Revue passieren.

Da ist zunächst die phantastische Ebene, die vorliegend - gerade im Vergleich zu den früheren Büchern - deutlich weniger Raum einnimmt. Thiemeyer präsentiert uns dabei die Jagd auf das ewige körperliche Leben, die Mystik der Wicca und der Menschenopfer.

Aufgebaut hat er diese Spannungselemente auf sorgfältig recherchierten Grundlagen. Über den auch in unserer Zeit weit verbreiteten aber in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommenen Wicca-Kult gibt es jede Menge Fachliteratur, die jordanische Felsenstadt Petra hat der Autor persönlich bereist. Ob in Honduras wirklich Überbleibsel einer unbekannten Hochkultur aufzufinden sind, konnte ich nicht eruieren.

Was mir bei der Lektüre auffiel, war, dass sich packende Action-Szenen mit eher ruhigen Passagen abwechseln. In letzteren lässt uns der Autor an seinem historischen Fachwissen teilhaben. Diese Einschübe nehmen manchmal ein wenig überhand und stören den Handlungsfluss so ein bisschen. Auch wirken manche Entscheidungen und Entwicklungen unserer Hauptpersonen nicht ganz stringent, sondern allzu sprunghaft.

Dies sind aber eher unbedeutende Kritikpunkte. Der Roman lebt von den Beschreibungen der historischen Stätten, dem Versuch, aus den Mosaik-Steinchen, die sich den Frauen nach und nach zeigen, ein Bild zusammenzusetzen und den Geschehnissen und Verbrechen auf die Spur zu kommen. Hier unterhält Thiemeyer, wenn auch nicht ganz so explosiv wie in den früheren Büchern der Hannah-Peters-Reihe, packend und kurzweilig.