Talon Megaband 1: Der Geheimbund von Gotham (Comic)

Talon Megaband 1
Der Geheimbund von Gotham
(Talon 0-17, Detective Comics 19 (III), Birds of Prey 21, 2012-2014)
Autoren: Scott Snyder, James Tynion IV, Marguerite Bennett u.a.
Übersetzung: Alexander Rösch
Titelbild: Guillem March, Tomeu Morey
Zeichnungen: Guillem March, Juan Jose Ryp, Miguel Angel u.a.
Panini, 2014, Paperback, 404 Seiten, 30,00 EUR, ISBN 978-3-862-01928-1

Rezension von Elmar Huber

Calvin Rose war der erste Entfesselungskünstler unter den Talons, den (teils untoten) Killern des Rats der Eulen (siehe das „Batman“-Event „Der Rat der Eulen“/„Die Nacht der Eulen“), die dieser Vereinigung bis zum Tod ergeben sind. Als seine Herren von ihm verlangen, eine junge Mutter und ihr Kind, Casey und Sarah Washington, zu töten, verweigert er den Befehl und flieht aus Gotham.

Sieben Jahre später kehrt Calvin Rose in die Stadt zurück. Er will sich davon überzeugen, was während der Nacht der Eulen tatsächlich passiert ist, und muss feststellen, dass nicht alle Talons unschädlich gemacht wurden. Auch der Rat selbst ist lediglich geschwächt und hat sich zurückgezogen.

Der ehemalige Logen-Meister Sebastian Clark hat noch eine Rechnung mit dem Rat offen und tritt an den ehemaligen Talon heran, um ihn für seine Sache zu gewinnen und die Eulen endgültig zu vernichten. Auch Casey Washington war in den Jahren seit ihrer Rettung nicht untätig. Sie hat in New York Hintergrundinformationen zu den Eulen gesammelt und eine Gruppe Gleichgesinnter um sich geschart.

Als Calvin, Casey und Clark ihre Kräfte zu einem Schlag gegen die Eulen bündeln, schicken diese ihre mächtigste Waffe in den Kampf, den nahezu unbesiegbaren Talon Felix Harmon, der in den 1860ern als der Serienkiller „Gotham Butcher“ bekannt war. Clark lässt Calvin im Stich, Casey und Sarah fallen in die Hände des Rates. Um sie erneut zu retten, lässt sich Calvin wieder zu einem willigen Talon im Dienst der Eulen machen.

Sein neuer Auftrag lautet, Clark auszuschalten, der inzwischen gemeinsame Sache mit Bane macht. Calvin kann sich erneut aus der Macht der Eulen befreien, doch Clark hat Casey und Sarah als Geiseln, und der Gotham Butcher soll sich um die beiden kümmern. Auf Banes Insel Santa Prisca fällt die endgültige Entscheidung.


Der Talon Calvin Rose tauchte schon in der Original-„Nacht der Eulen“ auf. Ob es da bereits geplant war, ihm eine eigene Serie zu geben oder ob dies der nachträglichen Entscheidung geschuldet ist, eine weitere „Bat“-Serie (im weiteren Sinne) verkaufen zu können, sei einmal dahingestellt. DC wäre dumm gewesen, es nach diesem großartigen Event nicht zu versuchen. Werbewirksam wird die Serie auch von „Eulen“-Autor Scott Snyder gestartet, der nach Ausgabe 7 an James Tynion IV übergibt. Beendet wird die Serie dann von Marguerite Bennett und Tim Seeley.

Um für den gemeinen Leser (zumindest was wohl der Verlag darunter versteht) auf Nummer sicher zu gehen, wird Calvin Rose auch ohne viel Federlesens von einem rücksichtslosen Eulen-Killer zu einem ‚Guten‘ glattgebügelt, womit den künftigen Autoren auch die Möglichkeit genommen wird, sich charakterlich in einer moralischen Grauzone zu bewegen, in der Calvin Rose beispielsweise seiner eigenen Agenda folgen könnte.

Wie so oft macht sich die Beteiligung vieler Köche negativ bemerkbar, was in dem gesammelten Megaband sogar noch deutlicher zutage tritt, als wenn man nur Monat für Monat ein Heft liest. Siehe auch die „Batwing“-Megabände. Schon an dem aufgezwungenen ‚Hin und her und wieder zurück‘ der Hauptfigur Calvin Rose - im Dienst der Eulen, befreit vom Einfluss der Eulen, bekämpft die Eulen, wieder im Dienst der Eulen, wieder befreit vom Einfluss der Eulen, bekämpft wieder die Eulen - wird deutlich, dass die Exposé-Planung wohl nicht besonders langfristig verlaufen ist.

Ein Umstand, der sich beinah flächendeckend in der aktuellen Comiclandschaft der großen Verlage zeigt. So kommt es zu Behelfs- und Verlegenheitsnummern, die oft von Wiederholungen geprägt sind. Bestes Beispiel ist der Gotham Butcher, der hier zum ersten Mal auftaucht. Musste dieser ‚Super-Talon‘ sich etwa während der „Nacht der Eulen“ erst noch ausschlafen? So etwas kratzt empfindlich am bisher großartigen Gesamtbild und an der inneren Glaubwürdigkeit der Storyline.

Trotz anderslautender Beteuerung ist die Zusammenarbeit des Autoren- und Zeichnerteams nicht als organisch zu bezeichnen.

Insgesamt gesehen ist die „Talon“-Serie, die hier komplett vorliegt - plus zwei damit verbundene Storys aus ‚Fremdserien‘ („Detective Comics“ und „Birds of Prey“) -, ein ganz netter Seitenarm im „Bat“ -Universum. Durch die oben genannten Punkte wird das bisher sehr kompakte und stringent aufgebaute „Rat der Eulen“-Thema merklich verwässert. Dies kostet den Rat in der Leserwahrnehmung auch einiges an Macht und Mythos. Es wird nicht das letzte Mal sein. Die Talon tauchen später in „We are Robin“ und „Robin War“ auch wieder auf, ohne dass die methodische Dichte der Snyder-Storys erreicht wird.

An Guillem March als Zeichner gibt es nichts auszusetzen. Immerhin sieben Ausgaben sind von dem Spanier gezeichnet. Der Stil von Juan Jose Ryp („Talon“ 2) weicht deutlich ab, ist allerdings für sich ebenfalls reizvoll. Es folgt ein steter Wechsel, und die Qualität der Bilder nimmt zum Ende hin deutlich ab.

Der „Talon”-Megaband 1 wird mit einer guten und dankbaren Prämisse gestartet, macht auf Dauer aber einen reichlich planlosen Eindruck.