Doctor Who: 13 Doktoren - 13 Geschichten, Eoin Colfer, Richelle Mead, Neil Gaiman u.a. (Buch)

Eoin Colfer, Richelle Mead, Neil Gaiman u.a.
Doctor Who: 13 Doktoren - 13 Geschichten
Übersetzung: Susanne Döpke, Christian Humberg, Claudia Kern, Annika Klüver, Stefanie Pannen und Wibke Sawatzki
Cross Cult, 2019, Paperback, 570 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-959816-64-9 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Vor fünf Jahren erschien schon einmal eine Anthologie mit Geschichten zu jedem der damals elf Inkarnationen der Hauptfigur der britischen Kultserie „Doctor Who“. Nun gibt es endlich auch bei Cross Cult die erweiterte Neuauflage „13 Doktoren - 13 Geschichten“, die um Erzählungen von Holly Black und Naomi Alderman aufgestockt wurden und sich damit zu Autoren wie Eoin Colfer, Michael Scott, Markus Sedgwick, Philip Reeve, Patrick Ness, Richelle Mead, Malorie Blackman, Alex Scarrow, Charlie Higson, Derek Landy und Neil Gaiman gesellen.

 

Die erste Inkarnation des Timelords muss sich im viktorianischen London nicht nur eine neue Hand besorgen, sondern auch mit außerirdischen Piraten herumschlagen, während es den zweiten Doktor in „Die Namenlose Stadt“ verschlägt, wo er sich gleich mit lovecraftschen Schrecken herumschlagen muss.
Der dritte Doktor  ärgert sich mit dem heiß begehrten Speer des Schicksals herum, der über große magische Macht verfügen soll. „Die Wurzeln des Bösen“ und „Böse Zungen“ machen den nächsten Inkarnationen des Doktors zu schaffen, während „Etwas Geliehenes“ von Richelle Mead ganz aus der Sicht von Teagan erzählt wird, die Hochzeitsbräuche einer fremden Welt kennenlernt.

„Wellen am Strand“ bedeuten keinen entspannten Urlaub für den siebten Doktor und Ace, während sein Nachfolger sich darum kümmert, dass sich eine außerirdische Spore, die sein Volk bereits kennt, nicht noch weiter ausbreiten kann, auch wenn er dabei all seine Überredungskunst aufbringen kann.

Auch die weiteren Inkarnationen des Timlords haben reichlich zu tun, um Gefahren auszuschalten und Katastrophen einzudämmen, so wie der zwölfte Doktor, der für einen bisher zurückhaltenden Arbeiter zur Inspiration wird. Und die dreizehnte Inkarnation versucht herauszufinden, warum das Jahr 2004 aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden ist und trifft dabei auf überraschende Antworten.


Es ist egal wann und wo, denn eines gilt immer: Seine Sorgen und Probleme löst der Timelord vor allem Witz und Verstand, der Einsatz von Waffen kommt für ihn eigentlich nicht in Frage. Und wenn es einmal nötig ist, ein wenig Gewalt auszuüben, hat er seine Begleiter dabei, die das für ihn übernehmen.

Die Sammlung schlägt heute wie damals eine Brücke zwischen der  „Classic Who“-Ära und der modernen „New Who“-Serie und ist so gehalten, dass man sie auch verstehen kann, ohne die entsprechenden Inkarnationen wirklich zu kennen. Aber man erhält einen Vorgeschmack auf das, was einen erwartet, wenn man sich doch dazu entschließt, in die alten Folgen zu schnuppern, die inzwischen auch zum Teil in deutscher Synchronisation vorliegen.

Die Autoren schaffen es allesamt ganz gut, die besonderen Eigenheiten ihrer Inkarnation herauszuarbeiten, sei es nun die Ruppigkeit des ersten oder die Arroganz des sechsten  oder die zurückhaltende Art des neunten Doktors.

Teilweise nutzen sie wie Richelle Mead die Begleiter des Timelords als Instrument, um ihre Geschichten zu erzählen, dann wieder bemühen sie sich, sich so gut sie können, sich in ihre Figur hineinzuversetzen. Oder sie führen eine neue Figur ein, die wie der Ich-Erzähler vom zwölften Doktor inspiriert werden. Oder die Handlung bindet sich wie viele der Romane an gar keinen Charakter.

Die Abenteuer selbst bieten eine bunte Mischung: Es gibt Episoden aus der irdischen Geschichte, Begegnungen mit fremden Kulturen und Völkern. Kernige Science Fiction darf dabei auch schon einmal auf Fantasy oder Horror treffen, wenn es darum geht düsteren Geheimnissen auf die Spur zu kommen.

Fans der alten Serie werden in den Geschichten natürlich auch immer wieder den einen oder anderen versteckten Hinweis auf alte Episoden und beliebte Figuren wiedererkennen, so dass auch sie ihren Spaß haben und die Erlebnisse genau zuordnen können.

Natürlich gehen die Erzählungen nicht sonderlich in die Tiefe, haben aber genau die Länge, die sie benötigen, um ihre Handlung kurzweilig zu erzählen. Jeder wird so sicherlich seinen Favoriten finden, sei es nun unter den Doktoren oder den Erlebnissen, die sie mit den Lesern teilen. Und vielleicht ist es ganz gut, mit der Neuauflage so lange gewartet zu haben, denn gerade mit den beiden neuen Geschichten ist sie lohnenswerter denn je.

„13 Doktoren - 13 Geschichten“ mag zwar nur eine erweiterte Neuauflage der Anthologie aus dem Jahr 2014 sein, lohnt sich aber jetzt für neue und alte „Doctor Who“-Fans, da sich gerade in den letzten Jahren auf dem deutschen Markt viel getan hat und die britische Kultserie durch die Neusynchronsation klassischer Folgen präsenter ist denn je.