Metin Tolan: Die STAR TREK Physik - Warum die Enterprise nur 158 Kilo wiegt und andere galaktische Erkenntnisse (Buch)

Metin Tolan
Die STAR TREK Physik - Warum die Enterprise nur 158 Kilo wiegt und andere galaktische Erkenntnisse
Piper, 2017, Taschenbuch, 352 Seiten, 11,00 EUR, ISBN 978-3-492-31084-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Längst ist das SF-Spektakel „Star Trek“ mehr als nur eine von vielen SF-Serien, die - wie zum Beispiel auch „Star Wars“, „Perry Rhodan“ und „Raumpatrouille“ - seit Bestehen mittlerweile ihre Fans in wenigstens schon der dritten Generation begeistern. Dabei hatte gerade „Star Trek“, berichtet Autor Metin Tolan, zu Beginn enorme Startschwierigkeiten, weil in den 60er Jahren die Classic-Serie mit ihrem unkonventionellen Captain, der multinationalen Führungscrew inklusive einem Vulkanier und den oft gar nicht wirklich bösen Gegenspielern mit den nachvollziehbaren Motiven den damaligen Durchschnitts-Amerikaner schlicht überforderte.

 

Das sah in den nicht-amerikanischen Ländern, die günstig die Lizenzen für drei Staffeln erwerben konnten, ganz anders aus, und so wuchs die Fan-Gemeinde kontinuierlich, obwohl lange keine neuen Folgen in Sicht waren.

Das änderte sich erst Ende der 70er Jahre, als man die bekannte Crew für einige Kino-Filme zusammentrommelte, welche erfolgreich genug waren, um eine neue TV-Serie in Betracht zu ziehen. Weil die Darsteller jedoch bereits in die Jahre gekommen waren, änderte man das Konzept und bemannte die neuen Raumschiffe und die Station „Deep Space 9“ mit frischen Crewmen, die sich mit etwas anderen Konflikten befassen mussten („The Next Generation“, „Voyager“, „Enterprise“, „Discovery“). Vor wenigen Jahren wurde sogar eine neue Zeitlinie erschaffen, so dass Kirk & Co. ‚verjüngt wiederauferstehen‘ konnten,.

All diesen Serien ist gemein, dass sich ihre Schöpfer bemühten, die phantastischen Phänomene auf wissenschaftlicher Basis zu erklären. Wofür man anfangs einem Physik-Studenten einige Dollars für schlüssig-brauchbare Lösungen zahlte, engagierte man später Spezialisten-Teams für gutes Geld, welche die „Star Trek“-Physik auf solide Beine stellen sollten.


Dass all diese Leute einen guten Job gemacht haben, bestätigt Metin Tolan in dem vorliegenden Sachbuch. Was auch immer erfunden wurde, konnte und kann sich stets auf die Newtonschen Gesetze, die Einsteinsche Relativitätstheorie, die Quantenphysik und andere bekannte Grundlagen berufen. Freilich ist heute noch vieles, was angedacht wurde und wird, nicht realisierbar, ist oftmals bloß in der Theorie möglich - und damit wird in den Filmen und Serien reichlich gespielt. Dabei setzen die Axiome Grenzen, so dass ein gewisser Realismus gewahrt bleibt, denn man kann nun mal keine physikalischen Gegebenheiten einfach außer Kraft setzen, nur weil es sich der Drehbuchautor der Einfachheit halber so wünscht.

Wie sehr sich die Autoren von „Star Trek“ um Authentizität bemühen, verdeutlichen die von Metin Tolan gesammelten Beispiele. Ob das nun die Raketenstiefel von Mr. Spock sind, seine Berechnung von der Zahl aller Tibbles im Frachtraum oder die Überlegung, ob die „Enterprise“ wirklich in Galaxien und nicht eher in weit entfernte Sonnen-Systeme vordringt - der Autor analysiert die Behauptungen und Zahlen, rechnet nach, macht Fallbeispiele etc., und kommt so immer wieder zu dem Fazit, dass die Angaben korrekt sind, selbst wenn nichts davon mit heutigen Mitteln durchführbar ist.

Ergänzt werden die leicht nachvollziehbaren Ausführungen durch „Details für Besserwisser“, die man, wie der Autor vorwegschickt, lesen kann, wenn man tiefer in die Materie vordringen möchte, sie aber auch überspringen darf, falls man feststellt, dass die Spezialisten hier zu viel Fachsimpelei betreiben, die einem persönlich nicht sonderlich mehr bringt als der Hauptartikel.

Sehr schön ist, dass stets Bezüge zwischen der Filmhandlung und den Erläuterungen geknüpft werden. Das sieht so aus, dass eine entsprechende Szene geschildert und durch Auszüge aus dem Textbuch untermauert wird, so dass man deutlich erkennen kann, wie alles verquickt ist, wie die Realität die Phantasie lenkt und daraus Spannung generiert.

Ergänzt wird mit Fotos aus den Filmen, Zeichnungen und Abbildungen, um die Erklärungen zu veranschaulichen.


Ein Buch zum Staunen für Trekkies, SF-Freaks und Geeks, das sich amüsant, aber vor allem auch lehrreich liest.