Sergej Lukianenko: Trix Solier – Zauberlehrling voller Fehl und Adel (Buch)

Sergej Lukianenko
Trix Solier – Zauberlehrling voller Fehl und Adel
Aus dem Russischen übersetzt von Christiane Pöhlmann
Titelillustration von Max Meinzold
Beltz & Gelberg, 2010, Hardcover, 584 Seiten, 17,95 EUR, ISBN 978-3-407-81074-8

Carsten Kuhr

Eigentlich ist das Leben als Thronerbe eines Co-Herzogs ja recht beschaulich, man könnte es natürlich auch als langweilig umschreiben. Nach dem täglichen Waschen und Lernen sind Audienzen angesagt, bevor es dann wieder in Richtung Bett geht. Trix Solier hat sich an den täglichen Ablauf gewöhnt. Umso mehr überrascht ihn der Putsch des Co-Herzogs, bei dem sein Vater – natürlich heldenhaft, – getötet wird, während seine Mutter sich selbst anzündet, sich ersticht und aus dem Fenster wirft. So etwas kann und muss man von einem altehrwürdigen Adelsgeschlecht schon erwarten.

Dass er aus dem Kerker freigelassen wird, wundert ihn dann aber doch. Auf der Straße merkt er schnell, was die Stunde geschlagen hat. Nicht nur er ist als verratener Thronerbe unterwegs. Sein verräterischer Onkel hat auch die gesamte Besatzung eines Waisenhauses mit Scheinbeweisen ihrer Herkunft ausgestattet und als Trix-Kopien losgeschickt. So sind eine ganze Menge hilfesuchender Adelsabkömmlinge unterwegs, die Chance für Trix jemals angehört zu werden (geschweige denn Hilfe zu bekommen), verflüchtigt sich zusehends. Dennoch macht er sich in die nächstgelegene größere Stadt auf. Sein Versuch, sich als ritterlicher Knappe durchzubeißen, misslingt, offenbart aber sein magisches Talent. So nimmt er flugs die Stelle eines Zauberlehrlings an, und versucht sich und seinen Meister mit gesundem Menschenverstand und noch mehr Phantasie vor dem Gröbsten zu bewahren. Dass er dabei nicht nur auf wilde Minotauren, Feen und Zombies trifft, sondern sich auch mit Schauspielern einlässt, soll sich noch als günstig für sein Schicksal erweisen. Als er einem finsteren Verrat auf die Spur kommt, muss er sein ersten großes Abenteuer bestehen – es gilt, eine Prinzessin auf offener See aus ihrem schwimmenden Gefängnis, in das sie Nekromantenmagier gesteckt haben, zu befreien. Dass er die bezaubernde Tiana, natürlich nur zu ihrem Schutz, dann in ein Buch verwandelt sei am Rande erwähnt, da er in der Folgezeit wirklich genug um die Ohren hat. Im Schlafzimmer eines Barons begegnet er einer lebendigen Leiche, kommt einem Fehltritt des Barons auf die Spur und muss miterleben, wie sein Herr auf königlichen Befehl geknebelt und in den Kerker geworfen wird. Das kann er natürlich nicht auf sich sitzenlassen, und so beginnt er damit, Befreiungspläne zu schmieden...

Sergej Lukianenkos erster Ausflug in die High Fantasy erweist sich als zutiefst amüsantes, spritziges Lesevergnügen. Was sich in der Zusammenfassung nach einem lauwarmen Aufguss gängiger Fantasy-Versatzstücke anhört, das liest sich rasant und ist gespickt mit augenzwinkerndem Humor. Gekonnt zieht der Autor dabei übliche Plotversatzstücke durch den Kakao und unterhält den Leser mit Anspielungen satt. Der iPod bekommt dabei ebenso versiert und schlagfertig sein Fett ab, wie eine gewisse Fast-Food-Kette mit einem Hinterteil als Erkennungslogo, die hehre Beamtenschaft wird als Schreibtischmacht persifliert und selbst vor dem Kalten Krieg und dem Wettrüsten macht der Autor im Sinne einer Doktrin der gegenseitigen magischen Abschreckung nicht halt. Das liest sich überaus vergnüglich, besticht nicht nur durch Wortwitz und ldeen, sondern auch in seiner handwerklichen Ausführung mit einer sehr gelungenen Übersetzung und verwöhnt den Leser darüberhinaus auch noch mit unerwarteten Wendungen und ungewöhnlichen Figuren. Bestsellermaterial, und noch dazu eines, das den Erfolg auch verdient!