Jonathan Stroud: Valley – Tal der Wächter (Buch)

Jonathan Stroud
Valley – Tal der Wächter
(Heroes)
Aus dem Englischen übersetzt von Katharina Orgaß und Gerald Jung
cbj, 2009, Hardcover, 493 Seiten, 18,95 EUR, ISBN 978-3-570-13493-1

Christel Scheja

Der 1970 geborene Jonathan Stroud dürfte den meisten Lesern durch seine „Bartimäus“-Trilogie bekanntgeworden sein, die er verfasste, nachdem er mehrere Jahre als Lektor im Kinderbuchbereich gearbeitet hatte. Inzwischen sind schon weitere Werke erschienen, die nichts mit der Saga zu tun haben. Das neueste ist „Valley – Tal der Wächter“.

Seit vielen Generationen leben die Menschen in dem abgeschiedenen Tal, das ihre Vorfahren besiedelten und gegen die Unholde verteidigten, die in den Bergen ringsherum lebten. Sie kennen nichts anderes mehr, da die Zugänge von den Trolden versperrt werden, die jeden Menschen fangen und fressen, der sich ihnen nähert. Auch der junge Hal ist so aufgewachsen. Er lebt zusammen mit dem Rest seiner Sippe auf einem der zwölf Höfe, arbeitet auf den Feldern, kümmert sich um das Vieh und beobachtet die Nachbarn misstrauisch, mit denen seine Familie schon lange in Fehde liegt. Anders als viele andere aus seiner Familie stellt er aber irgendwann die alten Geschichten um dem tollkühnen Helden Sven, dessen Blut in seinen Adern fließt, infrage, vor allem als er Aud kennenlernt, die kluge und mutige Tochter des Anführers aus der Familie des Helden Arne. Obwohl sein Onkel bei einem Scharmützel fällt und dessen Blut eigentlich zwischen ihnen stehen müsste, hinterfragen die beiden weiterhin die Geschichten und beschließen irgendwann, herauszufinden, was daran eigentlich wahr und was falsch ist. Heimlich brechen sie auf, um am Rand des Tals nach Antworten zu suchen. Und tatsächlich – was sie dort finden ist mehr als überraschend und ganz anders, als sie erwartet haben.

Jonathan Stroud gehört zu den Autoren, denen es schon mit einfachen Worten gelingt, eine ganze Kultur zum Leben zu erwecken und dann auch noch mit einer spannenden Geschichte zu versehen. Er orientiert sich sehr stark an den nordischen Kulturen und wählt dabei die weniger bekannten Aspekte aus dem Leben der Wikinger, denn deren Leben dürfte in den abgeschotteten Tälern und Fjorden auch nicht viel anders ausgesehen haben wie in diesem Tal. Dazu kommen Heldengeschichten, deren Glanz doch schon irgendwie verblasst ist, und eine unheimliche Mythologie, die zusätzlich für eine düstere Atmosphäre sorgt.

Bei den Helden geht er lieber auf Nummer Sicher, denn Hal gleicht ein wenig dem jungen Zauberlehrling aus „Bartimäus“, er ist spontan und hitzköpfig, dafür aber auch mutig und neugierig. Aud wirkt durch ihre kluge und ruhige Art besänftigend auf ihn. Sie durchschaut vieles auch schneller als er. Gemeinsam bewegen sie sich durch eine Abenteuergeschichte, die zum Ende hin richtig gruslig wird. Das kommt auch nicht ganz unvermittelt, denn der Autor hat die Geschehnisse bereits durch kleine, aber feine Andeutungen vorbereitet, ohne jedoch all zu viel zu verraten. Das macht die Geschichte auch für erfahrene Leser interessant. Über all dem liegt dann noch in den richtigen Szenen ein Hauch von Humor und Selbstironie, so dass die Geschehnisse niemals langweilig werden.

„Valley – Tal der Wächter“ wendet sich an alle Leser, die Abenteuer mit viel Lokalkolorit, aber auch atmosphärischen und düsteren Grusel mögen. Der Roman ist sogar in sich geschlossen, wenngleich sich Stroud die Möglichkeit einer Fortsetzung offenlässt.