Splittermond 6: Jenseits der Seidenstraße, Ann-Kathrin Karschnick (Buch)

Splittermond 6
Jenseits der Seidenstraße
Ann-Kathrin Karschnick
Titelbild: Florian Stitz
Feder & Schwert, 2019, Paperback, 334 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86762-368-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Man reist viel und gerne in der Welt unter dem Splittermond. Um die Reisezeit massiv zu verkürzen, erfreuen sich die sogenannten Mondpfade, die mitten durch die Feenwelten führen, großer Beliebtheit. Zu bedenken hat der werte Reisende dabei aber, dass der Aufenthalt und das Durchqueren der Lande nicht ohne Risiko für die körperliche wie geistige Gesundheit ist. Wer also Zeit hat, dem sei angeraten lieber den langen Weg zu nehmen und dafür sicher - sieht man einmal von Überfällen oder Unglücken ab - ans Ziel zu kommen.

Doch neben der Zeitersparnis gibt es auch andere Gründe, die Mondpfade zu beschreiten, ja diese vielleicht gar - mit großer Gefahr für Leib und Gesundheit - zu verlassen. Es ist bekannt, dass in den Feenlanden gar merkwürdige Wesen existieren. Es geht gar das Gerücht, dass die lange ausgestorbene, legendäre Drachlingswurzel, ein Holz von unerreichter Widerstandskraft und als Schutz seit Jahrtausenden bewährt, hier noch vorkommen könnte.

Angeführt von der trinksüchtigen Gnomin Mara, die sich ihren Fusel mit dem Pfadfinden verdient und behauptet zu wissen, wo in den Feenlanden die Wurzel aufzutreiben sein könnte, machen sich vier Abenteurer auf den gefahrvollen Weg.

Norlind, die Priesterin des Morkai, ist auf der Suche nach Wissen, um ihrem Gott so gefällig zu sein. Sie möchte ein Buch über das wundersame Holz verfassen und Meriten für die Auffindung desselben verdienen. Begleitet wird sie von ihrem adeligen Spielgefährten aus Kindertagen, Yorik von Weißenwind, der sich als Kämpfer einen Namen machen möchte. Mit dabei ist noch Birk Wellenbrecher, ein Frynjord-Zwerg, der weit aus seiner nördlichen Heimat entfernt nach etwas sucht, das Schutz verspricht, und schlussendlich der Mensch Drohann, Krieger des Ordens des Wächterbunds.

Zusammen bereisen sie zunächst die noch relativ sichere Seidenstraße, bevor sie auf der Suche nach der Wurzel, diese verlassen - und ins unbekannte, tödliche Territorium der Feen vordringen.


Ann-Kathrin Karshnik hat sich in den letzten Jahren in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser geschrieben. Kaum eine andere Autorin der Kleinverlage wird so hofiert und begeistert gelesen, wie die Norddeutsche. Das ist wahrlich nicht umsonst so. So beweisen ihre bisherigen Veröffentlichungen, dass sie sich im Bereich der Dystopie ebenso gut auskennt, wie bei Steampunk; vorliegend zieht es sie in ein High-Fantasy-Umfeld.

Und sie fühlt sich sichtlich wohn unter dem Splittermond. Abwechslungsreich und spannend geht es zu bei der Odyssee unserer Heldentruppe, die alles andere als heldenhaft daherkommt während sie durch ein sich ständig wandelndes Land reist.

Auf ihren Weg - und dieser ist wie so oft mehr als ein Beiwerk, sondern steht fast schon im Zentrum des Geschehens - begegnen ihnen Flüsse die bergauf und durch die Lüfte fließen, Wolken die festen Halt geben, sprechenden Hasen und gottähnlichen Zauberern. Dass sie sich dabei aneinander reiben, dass sie nur langsam zusammenwachsen ist nachvollziehbar und glaubwürdig beschrieben. Sie erreichen ihr Ziel, nur um dann - doch lesen Sie selbst.

Einzig das Finale bleibt etwas unbefriedigend. Ansonsten wartet ein munteres Fantasy-Abenteuer auf den Leser, das sich an Rollenspiel-Questen orientiert, mit vielen interessanten Gefahren und Orten aufwartet und packend zu unterhalten weiß.