phantastisch! Ausgabe 73 (Magazin)

phantastisch! Ausgabe 73
Titelbild: Arndt Drechsler
Atlantis, 2019, Zeitschrift, 84 Seiten, 5,95 EUR (auch als PDF-Ausgabe erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Auch die „phantastisch!“ startet mit der 73. Ausgabe in ein neues Jahr. Wieder einmal beschäftigen sich die Redakteure mit vielen Themen abseits der massentauglichen Unterhaltung, wie sie in Film, Fernsehen und auch in den Buchhandlungen angeboten wird. Aber das ist typisch für die Zeitschrift.


In Interviews kommen diesmal Andreas Eschbach, Dennis E. Taylor und Olaf Buchheim zu Wort. Ersterer erzählt über den Roman, den er als Vorgeschichte für „Perry Rhodan“ geschrieben hat und der auch Nicht-Fans begeistern soll, letzterer über seine Intention als Verleger.

In Artikeln und Artikelreihen geht man unter anderem den mythischen Anfängen der Nekromantie nach und wie sie heute in der Phantastischen Literatur gerne eingesetzt wird. Der Trend ist zwar offensichtlich, wird aber auch schon von Autoren durchbrochen.

Dann beschäftigt man sich mit dem literarischen Erbe von Ursula K. LeGuin oder der heute so gerne als literarisch bezeichneten Science Fiction der 50er bis 70er Jahre, klassischen Comics wie „Die Fünf von Terra“, die wieder neu aufgelegt werden und nicht zuletzt dem Vormarsch der künstlichen Intelligenzen.

Dazu kommen die üblichen Rubriken wie Buchvorstellungen Glossen und Rezensionen. Die Kurzgeschichte stammt diesmal von Laird Barron, der in „Rex“ über Hunde sinniert.


Die „phantastisch!“ war schon immer mehr der Science Fiction und dem Horror zugeneigt, die Fantasy spielt eher eine Nebenrolle, das ist auch in dieser Ausgabe zu erkennen, in der vor allem Autoren, Künstler und Verleger zu Wort kommen, deren Blick eher auf die Gegenwart und in die Zukunft gerichtet ist. Scheinbar fehlen die Redakteure, die sich in ihren Artikeln mit den interessanten Ausprägungen in der Fantasy beschäftigen wollen, abseits von den Klonen der aktuell beliebten Massentrends.

Immerhin ist es auch diesmal gelungen, eine bunte Mischung zusammen zu stellen und die Autoren und Künstler aus dem Bauch heraus plaudern zu lassen. In dieser Hinsicht hat man sich nicht geändert, man merkt, dass die Fragen und auch die Antworten viel freier sind als in massentauglichen Interviews.

Der Artikel über Nekromantie erinnert noch einmal daran, dass diese viel mehr Facetten hat, als man sie aus modernen Filmen und Computerspielen kennt. Denn es gibt auch genügend Beispiele, in denen Helden und Magier nur Kontakt zu den Seelen Verstorbener aufnehmen und diese nicht in ihre Gewalt bringen.

Ursula K. LeGuin wird ebenfalls nicht nur auf ihre „Erdsee“-Trilogie reduziert - der entsprechende Autor erinnert daran, dass sie wesentlich mehr war und auch in der SF Themen anpackte, als diese noch lange nicht populär und „in“ waren.

Alles in allem ist die Mischung auch diesmal wieder rund, wird unterhaltsam präsentiert und die Artikel wagen gelegentlich auch angebrachte Kritik – so, wie es eben auch im freien Journalismus sein sollte. Und auch künstliche Intelligenzen sind im Moment ein wichtiges Thema, heiß diskutiert in Wissenschaft und Gesellschaft, bietet genau dies viel Inspiration für junge Autoren, die genau diese Träume oder Befürchtungen in Geschichten umsetzen.

Damit beweist die „phantastisch!“ in dieser 73. Ausgabe wieder, dass sie nicht den Anspruch hat, massentauglich zu sein, sondern bewusst wieder die Leser anspricht, die bereit sind, über ihren Tellerrand zu schauen und ihre Fühler nach vielen Seiten auszurichten, um immer wieder Neues zu entdecken.