Killing Morph 1 (Comic)

Killing Morph 1
Story: Masaya Hokazono
Zeichnungen: Nokute Koike
Übersetzung: Burkhard Höfler
Panini, 2019, Taschenbuch, 204 Seiten, 7,99 EUR, ISBN 978-3-7416-1156-8

Rezension von Elmar Huber

Als die junge Schülerin Madoka Murasaki mit ihren Freundinnen zum Einkaufsbummel in Ikebukuro unterwegs ist, werden die Mädchen Zeugen eines unbeschreiblichen Massakers. Ein mit einem Sack maskierter Mann drischt mit seinen Macheten plötzlich wahllos auf die Passanten in der Einkaufsstraße ein. Aus unbekanntem Grund verschont er die zur Regungslosigkeit erstarrte Madoka, bevor er von der Polizei überwältigt und inhaftiert werden kann.

Nach dem traumatischen Ereignis hat Madoka Halluzinationen, in denen immer wieder der Maskenmann auftaucht, doch scheinen die Trugbilder nicht gänzlich ihrer Phantasie zu entspringen, wie zurückbleibende Fußabdrücke andeuten. Sie bittet den Polizisten Yasuki Honda um Hilfe, der tatsächlich dort eine zerstückelte weibliche Leiche entdeckt, wo Madoka den Täter gesehen haben will. Nur dass dieser gleichzeitig in U-Haft saß. Die Ermittlungen decken auf, dass die neue Tote ebenfalls Zeugin des Ikebukuro-Massakers war. Offenbar stehen alle Menschen, die seinen Amoklauf beobachtet haben, auf der Todesliste des Maskenmanns. Und - wie auch immer - ist es ihm möglich, an zwei Orten gleichzeitig zu sein.


Im Nachwort schreibt Autor Masaya Hokazono, dass Serienkiller, wie man sie vor allem aus Amerika kennt, die scheinbar grundlos ihre Opfer töten, in Japan lange Zeit unbekannt waren. Erst in jüngster Vergangenheit kommt es auch dort zu vergleichbaren Fällen. Sein Gefühl der Hilflosigkeit dem gegenüber hat er in „Killing Morph“ verarbeitet. Dabei reicht es ihm nicht, einen brutalen Schlachter auf die Öffentlichkeit loszulassen; er verleiht seiner Geschichte noch eine mystische, übernatürlich erscheinende Komponente, die er nicht alleine auf den geheimnisvollen und scheinbar emotionslosen Killer beschränkt. In einschlägigen Internet-Ecken wird der Maskenmann zum ‚Gott‘ hochstilisiert, aber auch Madoka hat, als das Mädchen, das den Amoklauf aus nächster Nähe erlebt und überlebt hat, eine regelrechte Fangemeinde.

Durch gut platzierte Überraschungs- und Enthüllungsmomente wird stetig weiter Spannung aufgebaut, in gleichem Maß wird die Story zunehmend mysteriöser. Der Killer scheint omnipotent und geht ohne erkennbares Motiv vor. Zum Abschluss dieses ersten Teils werden ihm noch alle Beobachter und Überlebenden seines Amoklaufs auf einem Silbertablett serviert.

Von Anfang an legt „Killing Morph“ eine überraschend brutale und verstörende Gangart vor, so dass die Lese-Empfehlung ab 18 Jahre nicht übertrieben ist. Lediglich die teils naiven Dialoge und Denkblasen unterminieren den bösartigen Schrecken, der ansonsten von der Geschichte ausgeht.

Brutaler und verstörender Serienkiller-Thriller, der zunehmend paranormale Züge annimmt.