Jo Zybell: Die Tochter der Goldzeit (Buch)

Jo Zybell
Die Tochter der Goldzeit
Titelillustration von Lorland
Hoffmann & Campe, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 541 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-455-40260-5

Christel Scheja

Jo Zybell schreibt seit gut zwanzig Jahren Fantasy und Science Fiction, wenn auch vorrangig im Heftromanbereich. Der im Südschwarzwald lebende Autor ist vor allem durch seine Mitarbeit an der langlebigen Serie „Maddrax“ bekanntgeworden, die Science Fiction, Fantasy und Horror in einer postapokalyptischen Welt miteinander vermischt und bereits über 275. Ausgaben verzeichnen kann. „Die Tochter der Goldzeit“ ist sein erster großer und freier Fantasy-Roman.

Nur noch Legenden berichten von der sagenhaften Goldzeit in der alle Menschen glücklich, zufrieden und reich waren. Doch dann kamen Katastrophen und stürzten die Welt zurück in eine Zeit des Chaos und der Barbarei. Jetzt aber häufen sich die Gerüchte, dass es noch irgendwo einen Schatz aus dieser legendären Goldzeit geben soll, der dem, der ihn findet, unermessliche Macht verleiht, mit der er über den Erdkreis herrschen kann. Ausgerechnet die Anhänger des finsteren Gottes Dashirin machen sich auf die Suche nach dem Schatz, denn sie hoffen, mit ihm ihren Kult verbreiten zu können und damit die Macht ihres Herrn zu mehren.

Das kommt auch den Bewohnern der Anderwelt und der Sozietät Altbergen zu Ohren. Unter ihnen lebt das Mädchen Katanja, das besondere Fähigkeiten besitzt und durch ihre Visionen vielleicht eine Chance hat, den Schatz zu finden, wie auch immer er aussehen mag. Deshalb wird sie zusammen mit einer Schar von Gefährten ausgesandt, um ihn zu finden, bevor es die Diener des Finstergottes können. Dabei erwarten sie viele Abenteuer, denn nicht nur die Feinde werfen ihnen immer wieder Steine in den Weg, sondern auch die Feindseligkeit der anderen Bewohner der Welt machen ihnen zu schaffen. So gerät Katanja in die Gewalt von Sklavenhändlern, wird beinahe als Hexe verbrannt und muss schließlich mit denen zusammenarbeiten, denen sie eigentlich zuvorkommen wollte.

Und auf dem Weg wird deutlich, dass manches besser vergessen und begraben bleiben sollte, wenn man eine zweite Apokalypse verhindern will.

Man merkt recht deutlich, dass Jo Zybell bereits mit postapokalyptischen Welten vertraut ist, denn auf der einen Seite macht er zwar keinen Hehl daraus, dass die Geschichte gut 1000 Jahre nach dem Untergang der modernen Zivilisation spielt, auf der anderen Seite wirken diese Elemente aber auch nicht all zu aufdringlich, sondern sind stimmungsvoll in die archaische Welt eingebaut worden. So reiten die Menschen inzwischen auf mutierten Stieren und anderen Tieren, da die Pferde ausgestorben sind, ihre magischen Kräfte sind meist besondere psychische Gaben, hin und wieder haben sich auch technische Spielereien erhalten. In fünf unterschiedlichen Handlungsebenen fügt sich das Bild einer stark veränderten aber doch vertrauten Welt zusammen, denn das Wesen der Menschen hat sich nicht unbedingt sehr verändert. Spannung entsteht durch immer wieder eingeflochtene Gefahren und Kämpfe, hier zollt Zybell auch eher trivialen Begebenheiten seinen Respekt.
Dabei verliert er niemals einen Faden aus der Hand, denn am Ende ergibt jedes noch so kleine Geschehnis und Detail seinen Sinn, auch wenn die grobe Grundaussage natürlich nichts Neues bietet. Besonders positiv ist in diesem Fall, dass der Roman in sich geschlossen ist und nicht unbedingt eine Fortsetzung verlangt.

Vielleicht verwendet „Die Tochter der Goldzeit“ viele vertraute Elemente, die man kennt, wenn man bereits Romane und Serien wie „Maddrax“ gelesen hat, aber der Autor findet immer wieder neue Facetten und erschafft eine in sich geschlossene Welt, die keine Logiklöcher besitzt und sich auch von der Atmosphäre her sehen kann. Trotz aller Action gibt es auch nachdenklichere Stellen, die dem Hintergrund und den Figuren mehr Tiefe verleihen, so dass auch Leute mit etwas mehr Anspruch an ihre Lektüre zufriedengestellt werden.