Richard Chizmar & Billy Chizmar: Widow's Point (Buch)

Richard Chizmar & Billy Chizmar
Widow’s Point
(Widow’s Point, 2018)
Übersetzung: Christian Jentzsch
Titelbild: Arndt Drechsler
Innenillustrationen: Glenn Chadbourne
Buchheim, 2018, Hardcover, 128 Seiten, 36,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Er steht seit Jahrzehnten an der Felsküste und reckt seine Mauern in die Höhe. Die Rede ist von einem Turm, einem Leuchtturm, der einst den Seefahrern ein sicheres Geleit gab. Seitdem ist viel Zeit vergangen, der Turm selbst hat einen gewissen Ruf bei den Bewohnern des nahe gelegenen kleinen Städtchens.

Gar Merkwürdiges, Seltsames ja Grauenerregendes ging vor im Turm. Da wurde vor Generationen eine ganze Familie mit einem Hammer erschlagen, da verschwanden Kinder, erhängte sich eine Schauspielerin - klar, der Turm, er ist verflucht.

Dies weckt das Interesse eines Forschers, der sich mit Büchern und auch Filmen über das Übernatürliche einen Namen gemacht hat. Jetzt will er zwei Nächte in dem mit einer schweren Kette und dickem Vorhängeschloss hermetisch abgesperrten Turm verbringen. Er ist mit Filmkamera und Diktiergerät auf der Suche nach den Gespenstern - und findet weit mehr, als erwartet…


Willkommen bei Cemetery Dance. Moment, ist das nicht ein US-amerikanischer Kleinverlag, der Liebhaberausgaben für die Fans der Weird Fiction auflegt?

Ja ist denn schon Weihnachten, ist der teutonische Markt so groß, dass ein US-Kleinverlag deutschsprachige Titel produziert?

Nein, Olaf Buchheim vom gleichnamigen Verlag, ist das Wagnis eingegangen, einen deutschen Ableger aufzubauen. Nachdem er mit der Produktion und dem Vertrieb von Titeln von Christopher Golden erste merkantile Erfahrungen gesammelt hat, holt er nun das Beste aus dem Programm von CD nach Deutschland.

In limitierten, hochwertigen Hardcover-Ausgaben soll der Freund des anspruchsvollen Horrors hier Nachschub bekommen. Leider ist nach derzeitiger Planung nur der erste Band auch von den Autoren signiert.

Den Auftakt macht eine reich bebilderte Novelle von CD-Herausgeber Richard Chizmar, der sich die Hilfe seines Sohnes Billy beim Verfassen des Textes gesichert hatte.

Den Leser erwartet schon äußerlich ein tolles Buch. In Prägedruck wartet ein sehr stimmiges Titelbild auf den Interessenten, das Buch ist sorgfältig auf bestem Papier gedruckt, mit Lesebändchen versehen und in Fadenheftung gebunden.

Inhaltlich geht es um ein Haunted House - in unserem Fall einen Turm, der von einem Geist heimgesucht wird. Mit viel Gespür für die gruselige Stimmung beschreiben die beiden Verfasser die Erlebnisse des Forschers, der zunächst voller Elan und Zweifel an den Geschichten über den Geist an seinen Feldversuch herangeht. Mit der Zeit werden seine Tonaufzeichnungen - geschickterweise hat die Kamera beim Betreten des Turms ihren Geist aufgegeben - immer merkwürdiger, erleben wir mit, wie er von Begegnungen, Tagebüchern und Visionen phantasiert - oder nicht?

Das hat viel Flair, spielt versiert mit dem bekannten Motiv und wird Seite um Seite unheimlicher und beklemmender. Ein toller Auftakt einer Reihe, die hoffentlich vom Erfolg gekrönt sein wird.