U. L. Brich: Die Rotte (Buch)

U. L. Brich
Die Rotte
Redrum, 2018, Paperback, 154 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-95957-601-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Man kennt dies ja: Wenn Jäger am Stammtisch aufeinandertreffen, dann geht es verbal hoch her. Jägerlatein nennt man die teilweise doch recht phantastischen Erzählungen der Waidmänner und -frauen, die mit der Realität zumeist nicht wirklich viel zu tun haben. Dabei sind Jäger wichtig für den Erhalt der Wälder. Sie kümmern sich darum, dass genügen Totholz im Wald zur Verfügung steht, um dem Kleinwild das Überleben auch im Winter zu sichern, sie dezimieren den Bestand, so dass die Art überleben kann und nicht dem Hunger zum Opfer fällt.

In einem ungenannten Teil Deutschlands aber, geht gar Merkwürdiges vor sich. Die örtliche Wildschweinrotte macht von sich reden. Nicht nur, dass sie die Ernte der Bauern frisst, Menschen, nein eigentlich keine unschuldigen Wanderer sondern Jäger fallen ihr zum Opfer. Hochstände werden von der Rotte angegriffen, die Pfähle angenagt, bis der Sitz kippt und die Schweine an den Jäger herankommen. Der Kopf des Waidmannes wird als Trophäe entführt, das Gehirn gefressen.

Das ist doch nicht normal, dass Tiere so gezielt und geplant auf die Jagd gehen.

Als immer mehr Tote zu beklagen sind, wird eine große Treibjagd organisiert - Jäger bis hin aus Kastilien kommen, um der Rotte den Garaus zu machen; doch so einfach geben sich die Vierbeiner nicht geschlagen…


U. L. Brich ist uns unter seinem wirklichen Namen als Verfasser ganz ausgezeichneter, ebenso skurriler wie humorvoller Romane ein Begriff. In vorliegender Novelle legt er uns eine veritable Horror-Geschichte vor, die nicht nur den Jägersmann packend zu unterhalten weiß, sondern auch dem Horror-Fan gefallen wird.

Mit viel - angelesenem, der Autor ist selbst kein Anhänger des Jagdsports - Fachwissen um die Geheimnisse derer, die sich ihr Fleisch nicht einfach in der Metzgerei kaufen sondern zumeist in den frühen Stunden des Tages ausziehen, ihr Essen selbst zu erlegen gefüllt, wartet ein Werk auf uns, das den Leser an die Seiten zu bannen weiß. Das Fernduell zwischen Mensch und Tier, vorliegend vielleicht eher Tier und Mensch, faszinierte mich, die Frage, „Was wäre wenn“ Tiere durch den Verzehr menschlichen Gehirns wirklich so etwas wie Intelligenz entwickeln und einen Plan zum Zurückschlagen würden?

Diese interessante Prämisse mischt sich mit Figuren, die griffig daherkommen. Das sind Unikate, Menschen mit einem Spleen oder einer Macke, nicht immer sympathisch aber durchgängig interessant. Der Kürze des Textes geschuldet konzentriert sich der Verfasser darauf, uns seinen Plot anzubieten, bleibt bei der Darstellung des Handlungsorts eher minimalistisch, überrascht und schockiert dafür ein ums andere Mal mit dem Geschehen - wie es ein guter Horror-Plot eben auch sollte.