Leo Carew: Wolfsthron (Buch)

Leo Carew
Wolfsthron
Under the Northern Sky 1
(The Wolf, 2018)
Übersetzung: Wolfgang Thon
Blanvalet, 2018, Paperback mit Klappbroschur, 574 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-442-48735-6  (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Der 1991 geborene Brite Leo Carew ist sehr abenteuerlustig. Nach seinem Studium der biologischen Anthropologie zog es ihn in die Arktis, wo er sich zum Polar-Führer ausbilden ließ. Damals begann er auch „Wolfsthron“ zu schreiben, seinen ersten Roman, der nun auch auf Deutsch erschienen ist.


Ein reißender Fluss trennt die beiden Hälften von Albion voneinander, den zivilisierten und fast schon dekadenten Süden und das raue „Schwarze Königreich“, in dem die Menschen hart und zäh sein müssen und trotzdem länger leben als ihre Nachbarn. Das Land ist reich an Bodenschätzen, vor allem seltenen Metallen, die dem Nordvolk der Anakim erlauben, mächtige Waffen zu bauen.

Die ehrgeizige Königin Aramilla giert danach, das Gebiet zu erobern um all diese Geheimnisse an sich zu bringen und schickt deshalb ihre Heere über den Fluss, um den empfindlichen Frieden ein für alle Mal zu zerstören. Tatsächlich gelingt es ihrem liebsten Feldherrn auch, einen Teil des Landes zu erobern und den Anführer der Anakim zu töten, so dass das Schwarze Königreich in seinen Grundfesten erschüttert wird.

Nun ist es an Roper, dem Sohn des gefallenen Herrschers, nicht nur die Eindringlinge wieder zu vertreiben, sondern auch diejenigen zu besiegen, die durch List und Intrigen versuchen, dem Haus des Silbernen Wolfs den Thron zu nehmen.


Seit dem Erfolg der „Game of Thrones“-Fernsehserie versuchen auch die deutschen Verlage Romane an den Mann zu bringen, die in eine ähnliche Richtung gehen und vor allem eines sind: epische Schlachtengetümmel, in denen die Menschen reine Schachfiguren im Spiel im Macht und Throne sind.

Das ist auch hier der Fall, denn die Figuren sind auf ganz wenige Eigenschaften reduziert und entwickeln kein eigenes Profil. Sie bleiben durchweg blass - egal ob es die Königin im Süden ist, ihr Feldherr und Geliebter, oder die Clanführer auf der anderen Seite des Flusses. Sie entsprechen mehr oder weniger den klassischen Archetypen.

Auch beim Hintergrund macht es sich der Autor nicht unbedingt schwer. Das Reich im Süden wirkt grob gesehen wie eine Mischung aus dem normannischen England und Römischen Reich, die Anakim scheinen ein Mix aus Schotten, Kelten und Germanen zu sein.

Die Handlung selbst ist ebenfalls überschaubar: Der Süden dringt in das Schwarze Königreich ein, die dortigen Clans sind untereinander zerstritten und ein Rivale versucht den jungen Erben auszubooten, der an beiden Aufgaben zum wahren Herrscher reifen muss, auch wenn er nicht erwartet hat, so schnell an die Macht zu kommen.
Alles in allem fügen sich diese Versatzstücke zu einem mehr oder weniger gefälligen Werk zusammen, bei dem man gerade als erfahrener Leser das Gefühl nicht los wird, alles schon einmal in ähnlicher Form gesehen und gelesen zu haben. Überraschungen gibt es jedenfalls keine, nur eine solide herunter gespulte Handlung, die immerhin in sich geschlossen ist, auch wenn es durchaus genug Anknüpfungspunkte für den zweiten Band gibt.

Ob „Wolfsthron“ wirklich ein zweites „Game of Thrones“ wird, sei dahingestellt, Fans von actionreicher Schlachten-Fantasy werden jedenfalls ihren Spaß am ersten Band der Saga „Under the Northern Sky“ haben, vor allem wenn sie keinen ausgefeilten und interessanten Hintergrund oder facettenreiche Charaktere erwarten, sondern reine Schilderungen von Intrigen und Konfrontationen aller Art, die nüchtern, emotionslos und brutal geschildert werden.