Lone Wolf & Cub 20 (Comic)

Kazuo Koike
Lone Wolf & Cub 20
(Lone Wolf and Cub, 1995 (2001))
Übersetzung: John S.
Titelbild: Matt Wagner
Zeichnungen: Goseki Kojima
Panini, 2007, Taschenbuch, 302 Seiten, 11,00 EUR, ISBN 86607-278-7

Rezension von Irene Salzmann

Der Ronin Ogami Itto und sein Sohn Daigoro haben Edo erreicht und befinden sich somit im Machtzentrum von Retsudo, dem Oberhaupt der Yagyu. Dieser hat mittlerweile fast alle seine Helfer verloren und muss auf den Befehl des Shoguns selbst aktiv werden, um Ogami unschädlich zu machen. Dabei bedient er sich des Vorkosters des Shoguns, der zugleich ein Giftmischer ist.

Tanomo erkennt schnell, das Retsudo in Ungnade gefallen ist, und glaubt, diese Situation zu seinem Vorteil nutzen zu können. Tatsächlich ist der entstellte Mann feige, aber zugleich skrupellos, gerissen und machthungrig. Er stellt seine Fallen mit viel Geschick und Phantasie, so dass die Lage für Ogami und Daigoro, so kurz vor ihrem Ziel, endlich Rache an Retsudo nehmen zu können, noch gefährlicher wird.


Nach seinem tiefen Fall aufgrund der Intrigen der Yagyu ist es Ogami Itto trotz aller Widrigkeiten gelungen, die Feinde zu schwächen. Retsudo ist praktisch allein und zudem in Ungnade gefallen, weil er es immer noch nicht geschafft hat, einen einzelnen Mann festzunehmen, der durch seine spektakulären Kämpfe für sehr viel Wirbel sorgt und dadurch die Autorität des Shoguns untergräbt. Tanomo, der Vorkoster, der sich eben so gut wie die Ninja aufs Giftmischen versteht, soll nun das Problem lösen.

Der Leser weiß natürlich mehr als Ogami und kennt die Gesichter jener, die gegen ihn ausgeschickt werden. Vater und Sohn tappen regelmäßig in die Fallen, und das Spannende ist, wie sie sich in letzter Sekunde aus ihnen vor dem Zuschnappen befreien, sei es per Zufall, sei es durch Klugheit und Geschick.

Tanomo ist anders als Ogamis bisherige Gegenspieler, die vielschichtig angelegt waren und oft aus reinem Gehorsam gegen ihn ehrenvoll kämpften, durch und durch negativ besetzt. Sein abstoßendes Äußere ist das Spiegelbild seines üblen Wesens. Als Leser fragt man sich, weshalb Kazuo Koike eine solche Figur erschaffen hat, nachdem alle übrigen, selbst Yakuza, Wegelagerer und sonstige Schurken, nur aufgrund des Drucks aus ihrem Umfeld und aus niedrigen Motiven Schlechtes tun.

Jedenfalls erreicht die Geschichte in ihrer Dramatik mit Tanomo eine neue Dimension, da er im Gegensatz zu Retsudo, der trotz aller Intrigen genauso wie Ogami dem Samurai-Kodex folgt, gänzlich frei ist von moralischen Bedenken. Natürlich kann er Gut und Böse unterscheiden, aber ihn interessiert ausschließlich sein eigenes Wohl, für das er jederzeit bereit ist, andere zu opfern. Er ist in allen Bereichen gierig: Essen und Trinken, Frauen, Macht.

So entsteht durch ihn ein Gegenpol zu Retsudo, der zwar ebenfalls nach Macht strebt, jedoch nicht für sich persönlich, sondern für seinen inzwischen ausgelöschten Clan, der sich mit seinen Agenten als wichtigste Ordnungskraft im Dienste des Shoguns und Japans versteht.

Wie immer sind es einzelne Episoden, von denen einige zusammenhängen, welche schildern, wie Ogami seinem Ziel, Retsudo zu töten, langsam näher kommt. Weiterhin muss er sich verschiedenen Gegnern stellen, die ihn umbringen sollen/wollen.

Die realistischen, passenden Bilder dazu liefert Goseki Kojima.

Man sollte die vorherigen Bände gelesen haben, um zu wissen, was alles passiert ist, um die aktuelle Situation herbeizuführen. „Lone Wolf & Cub“ wendet sich an ein erwachsenes Publikum, das sich für Geschichten aus dem alten Japan und eine detailgetreue Darstellung des damaligen Lebens interessiert.