Parataxis (Comic)

Shintaro Kago
Parataxis
Übersetzung von Verena Maser
Cross Cult, 2018, Hardcover, 194 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-95981-750-9

Rezension von Christel Scheja

Newcomer schaffen es zumindest in ihren ersten Werken oft, den Markt zu bereichern, indem sie altgedienten Themen und Plots neue Facetten abringen, ohne dabei erst einmal auf ihre Leserschaft zu achten. Ein Risiko ist es immer, Konventionen zu durchbrechen, aber Shintaro Kago scheint es mit seinem Debüt „Parataxis“ geschafft zu haben.


In einer nicht näher bezeichneten Zukunft, wenn nicht sogar auf einer anderen Welt, haben es die Menschen geschafft aus den Überresten einer anderen Rasse Wesen zu schaffen, die sie nach Belieben umbauen und gestalten, damit sie ihnen als Arbeitstiere dienen. Gerade auf die Behandlung des Gehirns legt man großen Wert, müssen die Thirdler doch kontrollierbar bleiben.

Allerdings scheinen einige Techniker und Wissenschaftler das anders zu sehen und sprechen den Geschöpfen durchaus Gefühle zu, etwas was Hand und Fuß hat. Andere missbrauchen sie für ihre ganz eigennützigen Ziele und Rachegelüste.

Niemand macht sich allerdings über die Wahrheit Gedanken, die hinter allem steckt, denn die ist schrecklicher als vermutet und ein wenig anders als gedacht…


Der Künstler wählt das Stilmittel der Kurzgeschichte, um seine Welt zum Leben zu erwecken. Sechs eher kurze Erzählungen beleuchten verschiedene Aspekte der Welt, auch deren Ursprung, und fügen sich nach und nach zu einem doch eher gruseligen Gesamtbild zusammen, das nicht von schlechten Eltern ist.

Man kann ja viel vermuten, aber die Wahrheit ist schön erschreckend und hinterlässt durchaus einen bleibenden Eindruck. Gleichzeitig rätselt der Leser auch nach den Enthüllungen weiter, wer nun eigentlich was ist und wie das Ganze weiter gehen könnte.

Die Figuren bleiben insgesamt eher blass und sind den Geschichten untergeordnet, deshalb erhalten sie auch nur in den seltensten Fällen Namen, so dass man zu keiner eine Bindung aufbauen kann.

Auch wenn die einzelnen Abenteuer oft sehr ruhig erzählt werden, bevor sie sich in ein wahres Action-Gewitter verwandeln, so bleibt die Spannung selbst doch eher moderat, weil der Stil, mit dem der Künstler seine Geschichten dem Leser nahe bringt, doch sehr distanziert ist.

Die klaren und detailreichen Zeichnungen haben schon etwas von H. R. Giger, ohne jedoch ihn und seine Werke kopieren zu wollen. Aber die Atmosphäre schlägt in eine ähnliche Richtung.

„Parataxis“ ist ein Manga bei dem man sich entscheiden muss, ob man die actionlastige Seite mit den ganzen Horror-Momenten vorzieht oder aber die bösen Zwischentöne, die immer wieder durchschimmern. Denn wie so jedes Werk, das eine grausame dystopische Welt zeigt, so bietet auch dies ein paar nachdenkenswerte Momente - gelegentlich sollte man deshalb zwischen den Zeilen lesen können.