C. E. Bernard: Palace of Silk - Die Verräterin (Buch)

C. E. Bernard
Palace of Silk - Die Verräterin
Palace 2
Übersetzung: Charlotte Lungstrass-Kapfer
Penhaligon, 2018, Paperback mit Klappenbroschur, 448 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-7645-3197-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Wir schreiben das Jahr 2054. Seit mittlerweile 26 Jahren hat das britische Königreich strenge Gesetzte zum Schutz der Menschen erlassen. Romane und Theaterstücke wurden verboten, ein Jeder hat verhüllt zu gehen, Handschuhe sind Pflicht, das gegenseitige Berühren ist verpönt. Grund für die restriktive Gesetzgebung sind die Magdalenen, Menschen mit der Gabe bei Hautkontakt in den Geist einzugreifen, Gedanken und Erinnerungen zu lesen und sogar manipulieren zu können.

Rea Emris und ihre Bruder sind, nach einer noch nicht näher benannten Familientragödie, zunächst von den USA nach London geflüchtet. Dass Rea eine der gefürchteten Magdalenen ist, hat sie bislang geschickt verheimlicht. Selbst ihre Verpflichtung als Leibwächterin des Kronprinzen hat sie gemeistert - doch dann kommen ihr die Gefühle ins Gehege. Sie, das Mädchen aus dem Volk, verliebt sich in den Mann, dessen Leben sie zu schützen geschworen hat. Und ihre Liebe wird erwidert. Als die Lage eskaliert, wagt sie alles - und verliert.

Sie flüchtet auf den Kontinent, das liberale Paris nimmt sie auf. Hier, im Kreis ihrer Freunde aus der königlichen Garde der Mousquetaires und mit der Schwester des Roi als ihrer Freundin, sollte sie sicher sein. Doch bald schon heftet sich die Mätresse des Roi, die undurchsichtige Hiver, auf ihre Fersen und dann besucht der englische Kronprinz auf Freiersfüßen, ihre große Liebe, die Stadt an der Seine – allerdings freit er nicht etwa Rea sondern die Schwester des Roi...


Romantasy ist das nächste große Ding in der Verlagsbranche. Die Mischung aus Liebesroman mit Fantasy-Elementen hat in der jüngeren Vergangenheit die Frauenromane ersetzt und im schwächelnden Markt für Furore gesorgt. Adressat der entsprechenden Buchveröffentlichungen sind naturgemäß eher Frauen als Männer, von denen angenommen wird, dass sie auf martialische Art und Weise unterhalten werden wollen.

Mit dem vorliegenden zweiten Band Trilogie bedient die deutsche Autorin, die ihre Romane in Englisch verfasst (deswegen die Übersetzung), die entsprechenden Erwartungen bestens. Aber, und die sei angemerkt, der Roman lässt sich auch von Lesern, die sich auch auf phantastische Elemente stützen, gut lesen. Naturgemäß stehen die großen Gefühle im Zentrum der Darstellung.

Interessanter aber finde ich persönlich die beschriebenen Intrigen am Hof, die leider fast in den Hintergrund tretenden Kräfte der Magdalenen und die uns so ähnliche und doch wieder ganz andere Welt der Handlung.

Unsere Rea ist ein wenig eine Mischung aus Aschenputtel und „My Fair Lady“-Protagonistin; die junge Frau aus dem Volk, die sich in den Prinzen verliebt. Das bietet der Autorin die gut genutzte Möglichkeit, mit dem Blick der armen Bürgerlichen das Leben bei Hofe zu porträtieren, in schönen Kleidern zu schwelgen aber auch von den Kämpfen, Anschlägen und Verschwörungen zu berichten. Wer also meint, dass es nur um eine Liebesgeschichte gehen würde, der sieht sich getäuscht.

Bernard unterhält flüssig und durchaus packend, auch wenn das Grundgerüst ihrer Geschichte nicht neu ist. Es gibt - teilweise - deutliche Parallelen zum ersten Band, wobei das überzeichnete Paris mit seiner Liberalität und Lebenslust als Gegengewicht zum puritanischen London des ersten Teils genutzt wird.

Insgesamt gesehen ein Roman, der die Fans der Romantasy bestens bedient, für Fantasy-Leser aber auch einige interessante Ansatzpunkte bereithält.