V. E. Schwab: Vier Farben der Magie (Buch)

V. E. Schwab
Vier Farben der Magie
Weltenwanderer 1
Übersetzung: Petra Huber
Tor, 2017, Taschenbuch, 492 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-596-29632-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Die 1980 geborene Victoria E. Schwab wuchs als Tochter einer englischen Mutter und eines amerikanischen Vaters auf und treibt sich immer noch ganz gerne in der Welt herum, wenn sie nicht an ihren Romanen schreibt. Die „Weltenwanderer“-Trilogie gehört zu den ersten Romanen für Erwachsene, vorher schrieb sie nur Jugendbücher. Mit „Vier Farben der Magie“, liegt der erste Band des Fantasy-Epos nun endlich auch auf Deutsch vor.

 

Die Magie kommt in vier Farben daher. Doch nur wenige können sie in all ihren Facetten erkunden. Das sind Weltenwanderer wie Kell, die in der Lage sind, durch ihre Magie die Dimensionen zu durchschreiten und so alle Facetten Londons kennen zu lernen. Er stammt eigentlich aus dem Roten London, im dem die Magie angenommen und praktiziert wird, während sie im Grauen London lange vergessen ist.

Im Weißen London wird die Kraft mitsamt ihrer Nutzer von einem grausamen Zwillingspaar versklavt, das verhindert, dass der Winter je wieder aus ihrem Reich verschwindet. Und im Schwarzen London hat die Magie gar alles Leben verschlungen und scheint selbst zugrunde gegangen zu sein.

Bisher wurde das Kräfteverhältnis zwischen den Welten gewahrt, doch dann begeht Kell einen folgenschweren Fehler. Er schmuggelt ein Artefakt in seine Welt, das eine Kettenreaktion auslöst, an deren Ende nur eines stehen kann: die Vernichtung seiner Welt und der Tod seiner besten Freunde. Aber da ist auch die Diebin Lila, die bei allem noch ein Wörtchen mitzureden hat.


Die Zutaten mögen nicht neu sein - Weltenwanderer gibt es in der Fantasy häufig, gerade junge Mädchen werden damit ganz gerne in Zauberreiche geschickt, in der die Magie regiert - und auch verschiedene Ausprägungen ein und des selben Ortes wurden gerne in der Literatur aufgegriffen. Allerdings fügt Victoria E. Schwab diese Versatzstücke neu und erfrischend zusammen, so dass man nicht unbedingt vorhersehen kann, in welche Richtung das Abenteuer gehen wird.

Durch das Graue London unserer Welt bekommt man sogar ein Gespür, in welcher Epoche das ganze Abenteuer spielt, auch wenn das nicht einmal so wichtig ist, da die Handlung sich sowieso mehr in den anderen Dimensionen bewegt. Aber es sind kleine Ereignisse, die sich zu einem folgenschweren Ganzen entwickeln und drohen, alles zu zerstören, was nun noch in einem fragilen Verhältnis zueinander steht.

Der erste Band dient jedenfalls dazu, in das Szenario einzuführen, deshalb ist die Geschichte auch relativ in sich geschlossen; der Konflikt wird durch ein Duell beendet. Aber schon die offenen Fäden deuten an, dass alles nicht so einfach ist, wie es zu sein scheint. Daher wirkt der Sieg über den brutalen und scheinbar zu allem entschlossenen Weißen Antari Holland am Ende auch nicht ganz so überzeugend und eher wie eine billige Lösung, was aber tatsächlich Absicht ist, denn man merkt einfach zu deutlich, das mehr hinter dem Verhalten des Feindes und den Entwicklungen im Weißen und Roten London steckt.

Die Handlung ist mit viel Action durchsetzt, Gewalt und Grausamkeit kein Fremdwort für die Autorin, so dass zartbesaitete Gemüter schon ein wenig schlucken dürften, wenn sie manche Szene lesen, denn diese werden konsequent geschildert, wenngleich auch die Autorin ein gewisses Maß an Zurückhaltung einhält

Die Figuren sind jedenfalls gut ausgearbeitet, so dass man schnell Sympathie für den einen oder anderen entwickeln kann oder einfach nur mit fiebert. Alle bekommen im Verlauf der flüssig verfassten Geschichte Profil und entwickeln sich auch angenehm weiter, so dass man als Leser gespannt ist, wie es nun weiter geht, vor allem da längst nicht alle Fragen beantwortet worden sind.

„Vier Farben der Magie“ ist der vielversprechende Auftakt der actionreichen „Weltenwanderer“-Trilogie, die durch einen interessanten Hintergrund, lebendige Figuren und durchaus überraschende Wendungen punkten kann und Lust auf mehr macht, auch wenn die Handlung dieses Bandes in sich geschlossen scheint.