Claudia Gray: Tochter der Dämmerung – Evernight 2 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 03. Juli 2010 10:19
Claudia Gray
Tochter der Dämmerung
Evernight 2
(Stargazer, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Marianne Schmidt
Titelgestaltung von HildenDesign unter Verwendung eines Motivs von Shutterstock
Penhaligon, 2010, Hardcover, 398 Seiten, 17,95 EUR, ISBN 978-3-7645-3052-5
Irene Salzmann
Bianca Olivier gehört zu den wenigen gebürtigen Vampiren. Sie besucht die Elite-Schule Evernight, an der ihre Eltern unterrichten. Das Institut steht allen jugendlich wirkenden Vampiren offen und versucht, ihnen dabei zu helfen, mit den rasanten Entwicklungen der Moderne Schritt zu halten. Seit kurzem werden auch ‚normale‘ Schüler, die nicht ahnen, dass einige ihrer Klassenkameraden Vampire sind, zugelassen. Wieso geht die Direktorin das Risiko der Entdeckung ein?
Als Bianca Nachforschungen anstellt, sieht sie etwas, das sie für ein Gespenst hält. Auch bei anderen Gelegenheiten bemerkt sie mysteriöse Phänomene, die von Mal zu Mal deutlicher und gefährlicher werden. Auf dem Schulball attackieren die Geister erstmals die anderen Schüler, und nun lässt sich nicht mehr vertuschen, dass etwas Seltsames im Gang ist.
Doch Bianca hat noch andere Sorgen. Ihr Freund Lucas ist Mitglied der Organisation ‚Schwarzes Kreuz‘ und ein Vampir-Jäger. Obwohl er Biancas wahres Wesen kennt, liebt er sie. Balthazar, der ebenfalls Gefühle für Bianca hegt, ermöglicht es den beiden, sich heimlich zu treffen. Im Gegenzug lässt ihm Lucas Informationen zukommen über Charity, Balthazars Schwester, die sich offenbar einer Vampir-Gang angeschlossen hat, hinter der das Schwarze Kreuz her ist.
Balthazar ist ebenso wie Bianca davon überzeugt, dass Charity harmlos ist und er ihr helfen kann, aber die Vampirin schockiert alle. Ihre Tat treibt einen Keil zwischen Lucas und Bianca, die Trost bei Balthazar findet. Charity ist allerdings noch nicht fertig mit den dreien. Außerdem entdeckt Bianca durch die Geister die Wahrheit über ihre Herkunft. Nun ist nichts mehr, wie es einmal war, und für Bianca bricht eine Welt zusammen...
„Tochter der Dämmerung“ knüpft an die Geschehnisse an, die im ersten Band von „Evernight“ geschildert wurden. Man muss diesen nicht gelesen haben, um der Handlung folgen zu können, da das Wesentliche kurz zusammengefasst wird. Natürlich macht die Lektüre viel mehr Spaß, wenn man bereits mit den Charakteren und dem Hintergrund vertraut ist, da die Fortsetzung auf den bisherigen Ereignissen aufbaut. Was sich anfangs etwas seltsam ausmachte und nur schwammig begründet wurde wie zum Beispiel die Aufnahme ‚normaler‘ Schüler in Evernight, ergibt jetzt einen Sinn, der sich zuvor nicht abzeichnete. Tatsächlich überrascht die Geschichte mit einer unvorhersehbaren Wende, welche Hauptfigur Bianca, die als geborene Vampirin ohnehin schon etwas Besonderes war, noch mehr von Ihresgleichen abhebt und vermutlich den Schlüssel zum Happy End birgt.
Dieses lässt allerdings noch auf sich warten, denn mindestens zwei Romane sollen noch folgen („Hourglass“ und „Afterlife“). Bis dahin gibt es nicht nur einige Überraschungen, von denen Biancas eigentümliche Zimmergenossin ebenfalls betroffen ist, sondern auch das Liebeskarussell dreht sich weiter und weitet sich zu einer Dreiecksbeziehung aus, bei der das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
Die Weichen für kommende Konflikte wurden gestellt, und so endet das Buch relativ offen. Biancas Situation hat sich grundlegend geändert, nur auf einen Teil der Fragen gab es Antworten – will man wissen, wie es weitergeht, muss man schon die nächsten Bände abwarten.
Gegenüber „Evernight“, das sich wie eine Light-Version von „Twilight“ las, hat sich „Tochter der Dämmerung“ gesteigert. Die Autorin bemüht sich, ihr „Romeo und Julia“-Paar (sie spielt auf diese Vorlage sogar im Buch an) von Bella und Edward zu lösen, und das nicht allein durch den Rollentausch Vampir-Vampirin sondern durch tiefer gehende Probleme, beruhend auf dem Hintergrund der Protagonisten. Manches, was zunächst zurechtgebogen erschien, ergibt nun Sinn. Routiniert und sicher spult Claudia Gray ihr Garn ab, und man folgt der Story gern bis zur letzten Seite.
Vor allem junge, romantische Leserinnen zwischen 14 und 20 Jahren, die Reihen wie „Twilight“, „Vampire Diaries“ oder „House of Night“ schätzen und denen Paranormal Romances wie „Black Dagger“, „The Midnight Breed“ und „The Dark Ones“ noch zu erotisch-deftig sind, dürften viel Spaß an „Evernight“ haben. Das reifere Publikum wird ebenfalls gut unterhalten, sofern es eine auf das Alter der Hauptzielgruppe abgestimmte Handlung akzeptieren kann, in der – typisch USA – mit Gewalt offener umgegangen wird als mit Sex.