Ronald Malfi: Shamrock Alley - In den Gassen von New York (Buch)

Ronald Malfi
Shamrock Alley - In den Gassen von New York
(Shamrock Alley, 2009)
Übersetzung: Raimund Gerstäcker
Titelbild: Michael Schubert
Luzifer, 2018, Paperback, 480 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-95835-273-5 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Die 80er Jahre sind bekannt als die Disco-Ära, zog es in die Tanzpaläste. Die angesagtesten Clubs gab es damals in New York. Hier trafen sich die Schönen, die Reichen, die Wichtigen und die, die von diesen lebten. Skrupellose Gangster hatten sich in New York breit gemacht, hatten ein Schreckensregime errichtet. Eine irische Gang machte dabei besonders von sich reden. Ihre Mitglieder terrorisierten Manhattan; Mord, Drogenhandel und Erpressung florierten in und um Hell’s Kitchen.

 

Mickey O’Shay und Jimmy Kahn gehören zur Führungsriege der Gang. Dass O’Shay eingesessen hat, trotz eines Polizisten, der ihn bei einem Mord beobachtet hat, zeigt, wie mächtig die Gang geworden war.

John Mavio, ein junger Secret Agent Agent, und sein Partner Bill Kirsch untersuchen einen Falschgeldring und stoßen auf die Gang. Um die Verbrecher auf frischer Tat zu schnappen und zu überführen, entschließt sich Mavio undercover zu agieren. Unter dem Vorwand Falschgeld erwerben zu wollen nimmt er Kontakt zu O’Shay auf, wohl wissend, dass er keine Gnade zu erwarten hat, wenn herauskommt, dass er für die Ordnungsbehörden arbeitet. Als die misstrauischen Verbrecher in seine Wohnung eindringen, ist seine schwangere Frau in Gefahr…

 

Ronald Malfi gehört für mich zu den interessantesten Autoren unserer Tage. Ähnlich wie eine Generation vor ihm Stephen King legte er zunächst Horror-Titel vor, bevor er sein inhaltliches Spektrum immer weiter ausdehnte. Neben Kriminalromanen und Thrillern schreibt er nach wie vor Weird Fiction, wobei bei ihm eher der Mensch im Mittelpunkt steht, als dass es blutig oder gewalttätig zugehen würde.

Vorliegend legt er einen sehr persönlichen Roman vor. Im kurzen Vorwort berichtet er uns, dass der Inhalt auf Tatsachen beruhen würde, dass es sich bei Mavio um niemand ynderen als seinen eigenen Vater und dessen brisantesten Fall handeln würde.

Und, wie wir dies von Malfi kennen und schätzen, besticht er wieder durch interessante Dialoge und wunderbar gezeichnete Figuren. Diese treten förmlich aus den Seiten heraus, wachsen uns insbesondere in der Figur des John Mavio ans Herz, sind wir doch von seinem Mut, seiner Rechtschaffenheit aber auch seinen Befürchtungen beeindruckt und können uns bestens in ihn hineinversetzen. Gleichzeitig wird für diesen der Fall zunehmend zu einer Obsession, und auch dieser Aspekt, seine Besessenheit findet Aufnahme und Darstellung im Roman.

Der Plot selbst ist stringent durchgeplant, überraschend und fesselnd aufbereitet. Selbst wenn es nur reine Imagination wäre, würde uns das Verhalten des Protagonisten Respekt abfordern; als verklärter Tatsachenbericht macht uns das Wagnis, das unsere Hauptperson eingeht, sprachlos, riskiert er doch nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das seiner jungen Familie.

Nichts wirkt hierbei aufgesetzt, der Text atmet Realität, wirkt ungeheuer intensiv und packend auf den Leser, und lässt einen, einmal begonnen, nicht mehr aus seinen Klauen.