Gruselkabinett 135: Brickett Bottom, Amyas Northcote (Hörspiel)

Gruselkabinett 135
Brickett Bottom
Amyas Northcote & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Bodo Primus, Horst Naumann, Reinhilt Schneider u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2018, 1 CD, ca. 52 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5626-3

Rezension von Christel Scheja

Amyas Northcote (1864–1923) war der siebte Sohn des Earls von Iddesham und arbeitete als Friedensrichter, bis es ihn nach Chicago zog, wo er ein Geschäft eröffnete. Seine Erzählungen sind Storys, die man am Ehesten mit denen von M. R. James vergleichen kann; düsterromantisch und geheimnisvoll, ganz in der viktorianischen Zeit verhaftet - so auch „Brickett Bottom“

 

Weil die Stadt seiner Gesundheit nicht gerade zuträglich ist und er nicht noch kränker werden soll, tauscht Reverend Maydew für ein Jahr die Stelle mit seinem Kollegen Reverend Roberts. Seine Töchter Alice und Maggie sind unterschiedlich begeistert; während die eine sich freut, auch noch einmal andere Landschaften zu sehen und neue Leute kennenzulernen, vermisst die andere die Stadt und ihre Vergnügungen.

Um sich abzulenken, erkunden die beiden jungen Frauen auch noch voller Neugier und in langen Spaziergängen die idyllische und sehr ländliche Umgebung des Pfarrhauses. Eines Tages glaubt Alice am Fuße eines Hügels ein altes Backsteinhäuschen zu sehen, ihre Schwester allerdings nicht. Da Maggie sich den Fuß verstaucht, kann sie ihre Schwester nicht davon abhalten, sich den Ort genauer anzusehen.


Die Geschichte ist eine typische Vertreterin ihrer Art. Sie beginnt erst sehr beschaulich mit dem Reverend und seinen Töchtern, die unterschiedlich mit dem neuen Leben umgehen, sich aber dennoch schnell in alles fügen - immerhin sind gerade die Mädchen wohlerzogen und sittlich.

Das Grauen schleicht sich langsam ein, als Alice das Haus sieht, Maggie allerdings nicht, und erstere sich kaum davon abhalten lässt, sich den Ort genauer anzuschauen. Man kann sich denken, dass Alice tatsächlich sehenden Auges in ihrer Verhängnis läuft und die verbliebene Schwester alle Hebel in Bewegung setzt, sie zu retten…

Das Ganze entwickelt sich ruhig und kommt ohne Gewalt aus, die Andeutungen alleine reichen schon aus, um sich zu gruseln. Schön ist auch die Einbindung in die viktorianische Gesellschaft, denn gerade die Mädchen haben diese interessant sittsame und ungewohnt gehorsame Art. Und immerhin kommt die Geschichte ganz ohne den Mann aus, der auch noch zum romantischen Interesse der beiden wird.

Die Sprecherinnen schaffen es, auch die verträumte Naivität der jüngeren und die nüchterne und pragmatische Denkweise der älteren Schwester gut herauszuarbeiten. Die Beiden schaffen es, die Handlung zu tragen und mit ihnen fühlen zu lassen.

Musik und Sound-Effekte tun ein Übriges um die Atmosphäre zu vertiefen und das Hörspiel nachwirken zu lassen, gerade die letzte Äußerung von Alice.

„Bricket Bottom“ ist ein stimmungsvolles und kurzweiliges Hörspiel der „Gruselkabinett“-Reihe, das ein schönes Stück Schauer-Romantik ist und vor allem durch das Ambiente in den Bann zu schlagen weiß.