Oblivion Song 1 (Comic)

Robert Kirkman
Oblivion Song 1
(Oblivion Song 1-6, 2018)
Titelbild und Zeichnungen: Lorenzo de Felici
Übersetzung: Frank Neubauer
Cross Cult, 2018, Hardcover, 144 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-95981-771-4

Rezension von Christel Scheja

Ganz offensichtlich ist Robert Kirkman, einer der Schöpfer der erfolgreichen „The Walking Dead“-Saga, nicht ganz ausgelastet, denn mit „Oblivion Song“ bietet er eine neue spannende Reihe, in der die Menschen mit einer veränderten Welt konfrontiert werden, auch wenn das Phänomen diesmal räumlich begrenzt zu sein scheint.

 

Vor vielen Jahren veränderte sich von einer Minute auf die andere die amerikanische Metropole Philadelphia, denn ein Teil der Stadt verschwand und wurde durch das Eindringen einer anderen Dimension mit einem neuen Ökosystem geflutet. Häuser und fast 20.000 Menschen verschwanden, dafür nahmen Monster und Wildnis ihren Raum ein - wie Wissenschaftler später feststellten, hatten die beiden Gebiete einfach ihren Platz getauscht und damit vor allem der Erde Probleme beschert.

Zwar hat man mittlerweile eine Möglichkeit gefunden, zwischen den Dimensionen hin und her zu reisen, aber die wird so gut wie gar nicht eingesetzt, weil Rettungsteams nur Ruinen und wilde Kreaturen vorfanden.

Allein Nathan Cole hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben und reist auch jetzt noch nach fast einem Jahrzehnt immer wieder in die andere Dimension, um dort nach Überlebenden zu suchen und zurückzubringen, wenn ihn auch noch mehr als reine Menschenliebe allein antreibt.


Wie in jedem guten Action-Comic wird der Leser erst einmal einfach so in das Geschehen geworfen und kann auf den ersten Seiten erst einmal rätseln, was eigentlich Sache ist. Nach und nach wird erst der Hintergrund enthüllt - was vor vielen Jahren eigentlich passiert ist und welche Auswirkungen die Katastrophe auf die Personen hatte. Interessant ist vor allem, dass die Geretteten nicht glücklich über sind, sondern oft genug auch am modernen Leben verzweifeln.

Die Geschichte wird immer differenzierter, je weiter sie fortschreitet, Andeutungen fallen, dass in Oblivion auch noch mehr zu sein scheint, als nur die Reste von Philadelphia. Selbst Nathan Cole hat seine Geheimnisse, Schuld, die er mit sich herum schleppt und erst dann verrät, als er einer ganz bestimmten Person begegnet.

Letztendlich bleiben am Ende des ersten Bandes genügend offene Fragen, um neugierig auf Mehr zu machen. Denn genauso geheimnisvoll und gefährlich wie die andere Welt, scheint es auch zu sein, die Vergangenheit wieder aufwühlen zu wollen. Und scheint nicht auch der eine oder andere von den ganzen Veränderungen zu profitieren?

Es bleibt jedenfalls spannend, auch wenn die Figuren bisher nicht viel Profil entwickeln konnten und der Geschichte untergeordnet waren, aber die Handlung bietet auch so genug interessante Elemente.

„Oblivion Song“ bietet eine Endzeit-Geschichte ganz anderer Art als man sie von Robert Kirkman gewohnt ist, denn neben einer regionalen Begrenzung gibt es noch viele Geheimnisse rund um die Veränderungen, die das Grauen auf die Erde brachte, die für die entsprechende Spannung sorgen. Einzig mit den Figuren wird man jetzt noch nicht so wirklich warm.