Noli Me Tangere (Comic)

Robert Heracles
Noli Me Tangere
Titelillustration und Zeichnungen von Robert Heracles
Kolorierung von Robert Heracles & Ingo Schwedler
THENEXTART, 2010, Heft, 28 Seiten, 4,90 EUR, ISBN 978-3-939400-27-1

Thomas Folgmann

Zyke, ein Soldat der Erde im Kampf gegen Außerirdische, erwacht in einer Klinik. Diese ist ihm zwar bekannt, aber dass nun überall die ehemaligen oder vermeintlich feindlichen Aliens herumlaufen, trifft ihn hart, umso mehr als er sich schon bald nicht mehr sicher sein kann, was nun Realität ist und was Traum. Obwohl er Gleichgesinnte trifft und mit diesen weitere Menschen befreit, ist selbst das womöglich nur Phantasie.

Ähnlich wie Zyke wird auch der Leser darüber im Unklaren gelassen, was nun Sache ist. Das Geschehen wird aus einer Draufsicht geboten und zeigt nicht nur, was Zyke sieht. Andererseits wechselt die Darstellung zwischen Mensch und Alien immer wieder, so dass es vielleicht doch Zykes Perspektive sein soll? Die Geschichte, so verwirrend und zum Teil verworren sie auch erzählt sein mag, weiß zu unterhalten und könnte, mit einem anderen Ende, auch gut und gerne noch mehr Abenteuer auf der Erde vertragen. Allein schon um dem Leser eine Auflösung des Ganzen zu bieten, wäre eine Fortsetzung wünschenswert.

Die Zeichnungen beschränken sich vornehmlich auf die Darstellung von Mensch und Alien. Hintergründe existieren kaum. Kräftige Farben und ebenso kräftige Schraffuren sollen Licht und Schatten verdeutlichen, wirken aber häufig etwas zu dick aufgetragen. Ansonsten sind Anatomie, Proportionen und Mimik nichts Herausragendes und keineswegs im Highend anzusiedeln, wissen aber durchaus zu überzeugen. Potential zur weiteren Entwicklung ist bei Autor und Zeichner Robert Heracles definitiv gegeben. Insofern ist auch die Leistung von THENEXTART zu würdigen. Der Verlag veröffentlicht junge Künstler in Heften von durchaus hochwertiger Aufmachung und bietet somit dem deutschen Comic-Fan Lesestoff auch fern der üblichen Superhelden-Geschichten.

Für Freunde gehobener Comicliteratur ist das Heft durchaus einen Blick wert – unterstützenswert ist das Ganze allemal, und wenn, wie im vorliegenden Fall, der Unterhaltungsfaktor stimmt, kann auch der Gelegenheitsleser und Freund von SF à la „Matrix“ zugreifen.