Wilko Müller jr.: Sterne und Abgründe – Erinnerungen eines Science-Fiction-Fans (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 21. Juni 2010 18:50
Wilko Müller jr.
Sterne und Abgründe – Erinnerungen eines Science-Fiction-Fans
Fotos und Abbildungen im Innenteil von Wilko Müller jr.
JFF, 2010, Hardcover, 258 Seiten, 16,80 EUR, ISBN 978-3-00030-179-7
Carl von Wiesemüller
Wie Wilko Müller jr. selbst in seinem Buch schreibt, mag es manchen überraschen, dass er hiermit seine Memoiren vorlegt. Andererseits hörte man zum Beispiel von einem Rapper namens Sammy Deluxe, der seine Autobiografie geschrieben hat. Ohne jeden Zweifel ist Herr Deluxe viel jünger als Herr Müller, und ohne Zweifel wird er mit seinem Buch viel erfolgreicher sein. Das ist schade, denn der Grund dafür ist nur, dass er eben ein Promi ist, während Müller ein – wie er sich selbst bezeichnet – ‚unbekannter Autor‘ ist. Obwohl er vor seinen Memoiren bereits zehn weitere Bücher veröffentlichte, wird er das wohl auch bleiben.
Sein Metier ist die Phantastik; er begann als SF-Fan und ist sicher auch heute noch einer, selbst wenn er beklagt, dass man ihn deshalb nicht als Autor wahrnimmt, sondern oft nur als schreibenden Fan sieht. Leider ist Phantastik auch nicht gerade das, was gegenwärtig die Verkaufshits bringt. Die Zeiten von „Harry Potter“ sind vorbei, und der Hype wirkte sich auch nicht wirklich auf andere Bücher aus, schon gar nicht auf die deutscher Autoren. Jetzt sind romantische Vampire in, aber auch über die schreibt Müller nicht.
Trotz des Untertitels geht es in dem Buch nicht nur um die SF. Eigentlich geht es um alltägliche Dinge, die Kindheit, Jugend und Armeezeit des Autors, das Studium, den Beruf und natürlich immer wieder um das Schreiben. Wenn man in der DDR großgeworden ist wie der Autor, wird man sich wahrscheinlich an vieles aus eigenem Erleben erinnert fühlen.
„Sterne“ – das spielt vermutlich auf seinen ersten Beruf als Astronomie-Lehrer an oder auch auf das Hobby Science Fiction. Vor „Abgründen“ stand Müller nach der Wende ganz sicher auch. Er verlor die Arbeit und musste sich auf ein ganz anderes Feld wagen, bevor er dann zum zweiten Mal sein Hobby zum Beruf machen konnte. Heute arbeitet er in einem Verlag, für einen Autor sicher ein Glücksfall.
Seit 1989 gab Müller, der in Halle einen SF-Club gründete, auch das Fanzine „SOLAR-X“ heraus, über das viele Gleichgesinnte ihn kennenlernten. Er berichtet demzufolge auch über vieles, das mit dem Fanzine und dem Club zusammenhängt. Die allgemeine Fanbewegung der DDR kommt im Buch vielleicht ein wenig zu kurz, denn er schreibt hier fast nur über die Dinge, die er selbst erlebte.
Insgesamt ein sehr persönlicher Einblick in das (bisherige) Leben des heute 48jährigen. Der Hardcover-Band von über 250 Seiten ist übrigens mit privaten Fotos illustriert, auch in Farbe. Erstaunlich, dass er trotzdem so preisgünstig ist.