Jennifer Fallon: Der Kristall des Chaos – Gezeitenstern-Saga 4 (Buch)

Jennifer Fallon
Der Kristall des Chaos
Gezeitenstern-Saga 4
(The Chaos Crystal, 2008)
Aus dem Australischen von Katrin Kremmler und Rene Satzer
Titelgestaltung von HildenDesign unter Verwendung eines Motivs von Shiva/Shutterstock und von Buddhadl/Shutterstock
Karte von Russell Kirkpatrick
Lyx, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 570 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8245-5

Birgit Scherpe

Amyrantha steht eine gewaltige Königsflut der Gezeiten bevor, und nicht nur die Unsterblichen bekommen dies zu spüren. Während ihre Kräfte schneller als erwartet wachsen, haben die Menschen und Tiere unter heftigen Stürmen und unerklärlichen Hitze- oder Kälteperioden zu leiden, da auch das Wetter von der Macht des Gezeitensterns beeinflusst wird. Doch dies ist noch ihr geringstes Problem, auch wenn sie davon nichts ahnen.

Denn im eisigen Jelidien erfährt der ehemalige Meisterspion Declan Hawkes, welche Ziele sein Vater Lukys wirklich verfolgt: Auf dem Höhepunkt der Flut will er ein Tor zu einer anderen Welt öffnen, um Amyrantha zusammen mit einigen der anderen Unsterblichen für immer zu verlassen. Ein Plan, der Declan als Mitglied der Bruderschaft des Tarot an sich gut gefallen würde, wenn das anschließende Zuschnappen des Dimensionstores nicht den Nebeneffekt hätte, die zurückbleibende Welt mit all ihren Bewohnern komplett zu vernichten. Um Amyrantha vor dem Untergang zu bewahren, bleibt dem Meisterspion nur eine Möglichkeit; er muss sich mit den übrigen Gezeitenfürsten verbünden und versuchen, mit ihnen zusammen Lukys und die anderen zu stoppen. Aber das ist leichter gesagt als getan.

Unterdessen muss Arkady mit dem Schock fertig werden, dass ihr todgeglaubter Vater noch lebt und all die Jahre ein Gefangener Stellan Deseans, ihres Ehemannes, war. Und genau wie sie selbst befindet sich auch Bary Morel nun in den Händen des skrupellosen Gezeitenfürsten Jaxyn, der keinen Zweifel aufkommen lässt, dass er um das Druckmittel weiß, das er gegen Arkady in der Hand hat. So muss sie tatenlos mit ansehen, wie er ihre ehemaligen Untertanen und Crasii in einen Krieg gegen das Volk von Caelum führt und zusammen mit den beiden Unsterblichen Diala und Lyna seine Macht mehr und mehr ausdehnt.

In ihrem vierten und letzten Band um die Welt Amyrantha und ihre mächtigen Gezeitenfürsten zieht Jennifer Fallon noch einmal alle Register. Durch ihre Enthüllungen über die wahre Herkunft der Unsterblichen und des Chaoskristalls und die Eröffnung, dass sein Einsatz die Zerstörung der zurückbleibenden Welt nach sich ziehen könnte, schafft sie es, Tempo und Dramatik der Geschichte noch ein weiteres Mal zu erhöhen. Nach und nach nimmt sie die verbleibenden Handlungsstränge noch einmal auf, verknüpft sie und führt sie zu einem großen Showdown zusammen.

Wie in jedem Band nimmt auch in diesem das Ende eine überraschende und diesmal sehr eigenwillige Wendung, die dem einen oder anderen begeisterten Leser der Serie vielleicht nicht gefallen wird. Doch egal wie die Meinung dazu ausfällt, lesenswert ist der das Buch allemal. Denn wie schon die vorherigen glänzt auch „Der Kristall des Chaos“ wieder mit amüsanten Dialogen, einer bis zum Ende spannend durchgehaltenen Geschichte und faszinierenden Charakteren. Von diesen sind einige, in Hinblick auf ihren wahren Hintergrund, in einem ganz anderen Licht als zuvor zu betrachten, und vor allem der am Ende des zweiten Bandes wieder aufgetauchte Kentravyon und Coron, Lukys unsterbliche Ratte, sind für eine Überraschung gut.

„Der Kristall des Chaos“ ist ein spannender und würdiger Abschluss der „Gezeitenstern-Saga“, und lediglich sein Ende wird die Leserschaft in zwei Hälften spalten: in diejenigen, die es lieben, und die, die es hassen. Zu welcher Seite man gehören wird, lohnt sich auf jeden Fall herauszufinden.